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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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roch er, dass Zigarettenqualm in seine Küche drang.
    Das Gratin war im Ofen, alles Übrige fertig. Er nahm das blau-weiße Hutschenreuther aus dem Schrank. Schade, nun konnte er mit Laura nicht in der Küche essen. Das hier war ein Zweier-Platz, der Platz für ein Paar.
    Er ging mit dem Geschirr zum Wohnzimmer, als es klingelte. Laura! Danzik rannte zur Tür.
    Schon vor den letzten Stufen lächelte sie ihm entgegen, dann stand sie oben und fiel ihm in die Arme.
    Er ließ sie los. »Meine Mutter ist plötzlich hier aufgetaucht!« Ihr Lächeln verschwand. »Ich kann wieder gehen, kein Problem. Ich hab’s ja nicht weit.«
    »Nein, das lasse ich nicht zu! Du wirst doch wohl nicht kneifen?« Er zog sie an der Hand in die Wohnung. »Ich glaube, das ist nicht der richtige Ausdruck.«
    Gerda Danzik blickte auf und zugleich an Laura vorbei, während diese ihr die Hand reichte. Der Gesichtsausdruck der alten Frau ließ keinen Zweifel, dass sie den Besuch als eine Art Beleidigung empfand.
    Danzik schaute der Begrüßung zu und fühlte, wie eine leise, hilflose Wut in ihm aufstieg. Was für ein unüberbrückbarer Kontrast: Laura, schlank und elegant in einem cyclamroten Kostüm, anmutig bis in die kleinste Bewegung. Und seine Mutter: gelbgraue borstige Haare, wie immer ungekämmt, zum blauen Wollrock eine braun gesprenkelte Polyesterbluse. Am schlimmsten aber ihre kaum verhohlene aggressive Art. Er hatte eine Proletenmutter. Nein, es war keine Altersfrage. Plötzlich musste er an Elisabeth Holthusen denken. An ihr gepflegtes, jugendliches Aussehen. Auch Elisabeth Holthusen war 78 – gewesen, musste man nun sagen. »Was hast du da für eine komische Schürze an?«, bemerkte Gerda Danzik.
    »Wieso?« Danzik blickte an sich hinunter.
    »Na, was da drauf steht.«
    »Ach, so.«
    »›Every one needs a little help now and then‹«, las Laura vor. »Na, wenn das keine Aufforderung ist. Ich komme mit in die Küche!«
    »Nein, bitte nicht. Und dann in deinem Kostüm. Am besten, ihr unterhaltet euch solange.«
    Laura setzte sich wieder auf den braunen Sessel. Die braune Garnitur hatte Danzik von einem Freund bekommen, nachdem ihm seine Ex bei der Scheidung nur das himbeerrote Sofa gelassen hatte. Hässlich, diese Möbel, dachte Danzik, als er sich zur Küche drehte. Ich muss mir endlich Zeit nehmen und mit Laura eine Einrichtungstour machen. Am besten zur Halstenbeker Wohnmeile. Da würden sie was finden, das ihnen beiden gefiel. Schließlich würde all das hier irgendwann auch Lauras Heim werden.
    »Geht es Ihnen wieder besser?«, wandte sich Laura an Gerda Danzik.
    »Wieso?«
    »Sie sind doch gerade aus dem Krankenhaus zurückgekommen.«
    »Ach, so, das meinen Sie.« Auf Gerda Danziks gelbem Gesicht hatte sich unversehens eine leichte Röte ausgebreitet. »Ja, danke.«
    Damit war das Thema beendet. Laura überlegte, was sie jetzt sagen könnte. Musste sie überhaupt was sagen? Natürlich, das gehörte sich so. Sie bemerkte, dass die alte Frau die Lippen so fest verkniffen hatte, als wolle sie heute überhaupt nichts mehr sagen. Nun wühlte Gerda Danzik in ihrer Tasche. Sie kramte eine Packung hervor, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch langsam und mit voller Kraft in Lauras Richtung. »Sie rauchen wohl nicht.«
    »Nein.« Laura zog ihren Sessel zurück. Wenn Werner jetzt nicht bald kam … Noch nie war ihr Gehirn so leer gewesen. Was sollte sie die Alte fragen? Was sie früher gemacht hatte? Wie sie wohnte und lebte? Das war ja gerade der heikle Punkt. Wer weiß, was da plötzlich losbrechen konnte.
    Zu ihrer Erleichterung stellte Gerda Danzik den Fernseher ein. Unhöflicher geht’s nicht, dachte Laura. Aber das soll mir recht sein. »Essen fertig!«, rief Werner Danzik und kam aus der Küche. In den behandschuhten Händen hielt er die Gratin-Form.
    »Das duftet wunderbar.« Laura erhob sich. »Hast du Knoblauch drin?«
    »Ja, klar.«
    »Knoblauch? Igitt. Ich esse nie Knoblauch.« Gerda Danzik verzog den Mund.
    »Da musst du heute wohl eine Ausnahme machen.« Danziks Züge spannten sich an. – »Wieso läuft jetzt der Fernseher? Mach das mal aus!«
    Seine Mutter wand sich betont langsam aus dem Sofa und schlurfte zum Fernseher. Nachdem sie ausgestellt hatte, setzte sie sich an den Esstisch und füllte sich von dem Gratin auf. Laura war mit ihrem Lebensgefährten inzwischen in der Küche verschwunden. Als beide mit den restlichen Speisen zurückkamen, war Gerda Danzik bereits dabei, das Essen einzuschaufeln, den

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