Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
Vom Netzwerk:
Verbrecher fangen! Den Bericht bekommst du noch.«
    »Alles klar. Ciao, Hajo.« Danzik drehte sich zur Tür. »Entschuldigung!« Fast wäre er beim Hinausgehen mit Uta Rabe, der jungen kurvigen Kollegin des Gerichtsmediziners, zusammengestoßen. »Ging ja noch mal gut«, lächelte sie.
    Von wegen Potenzmittel, dachte Danzik. Dafür bin ich nun wirklich noch zu jung.

19
    »Dann sehen wir uns die Dame mal an!« Danzik griff nach seinem anthrazitgrauen Lumberjack, Tügel warf sich seine schwarze Lederjacke über.
    Edith Niehoff, Elisabeth Holthusens alte Schulfreundin, wohnte in Eimsbüttel. Ein urban geprägter Stadtteil, noch nicht auf dem Niveau von Winterhude, aber mit zunehmenden »In«-Qualitäten. Das multikulturelle Schanzenviertel gehörte ebenso dazu wie die Osterstraße, Einkaufsmeile und pulsierender Ausgangspunkt für die umliegende Kneipenszene. Seriöses Bürgerleben konzentrierte sich rund um den Unnapark mit seinem kleinen Weiher, wo Jugendstil-Häuser und mäßig hohe Nachkriegsbauten eine harmonische Symbiose bildeten. Edith Niehoff wohnte in der Straße »Am Weiher« in einem schmucklosen Klinkerhaus, hatte aber das Privileg, von ihrer Wohnung direkt auf den baumbesäumten Teich blicken zu können.
    Danzik drückte auf die Klingeltaste. »Ja, bitte?«
    Der Kommissar zögerte für Sekunden, die weibliche Stimme klang sehr jung. »Kriminalpolizei. Wir möchten zu Frau Niehoff.«
    »Oh!« Trotz des erschreckten Ausrufs wurde umgehend die Tür geöffnet.
    Danzik und Tügel stiegen zum zweiten Stock hoch, wo sie bereits von einer jungen kurzhaarigen Frau im weißen Jogging-Anzug erwartet wurden. Sie krauste fragend die Stirn. »Danzik. Mein Kollege, Herr Tügel.« Die Kommissare zeigten ihre Dienstausweise.
    Die Frau warf nur einen kurzen Blick darauf. »Bitte kommen Sie!« Beim Vorausgehen drehte sie sich noch einmal um. »Ich bin die Physiotherapeutin. Wir sind mitten in einer Behandlung. Wenn Sie dort bitte warten würden.«
    Das nicht sehr große Wohnzimmer war eingerichtet mit gelbblau gestreiften Schabracken-Sofas, einer gelben Tapete mit winzigen blauen Blüten und einem Couchtisch in Kirschbaum. Stilmöbel à la Biedermeier, konstatierte Danzik, während er gleichzeitig mit Tügel an das kleinteilige Fenster trat. Unten schimmerte grüngrau der Weiher, auf den Parkbänken ringsum hatten sich ein paar ältere Leute und eine Mutter mit Kinderwagen niedergelassen. »Nicht schlecht. Ein idyllisches Fleckchen«, bemerkte Danzik. »Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier zu wohnen. Nah am Einkaufsviertel und doch ruhig mit viel Grün.«
    »Nicht schlecht«, wiederholte Tügel Danziks übliche Floskel. »Vorausgesetzt, die Wohnung wird total aufgemöbelt.«
    »Was bei dir heißt, du würdest alles rauswerfen.«
    »Aber claro.«
    »Schau mal hier.« Danzik wies auf ein Stillleben aus Rosen und Anemonen. »Signiert mit ›Elisabeth Holthusen‹. Wohl aus alten, harmonischeren Zeiten.«
    »Mit Sicherheit.« Tügel dämpfte die Stimme. »Guck mal, das hier ist auch interessant.« Der junge Kommissar blieb vor einer dunkelbraunen Kommode stehen. »Ah, der Hausaltar.« Danzik beugte sich vor. »Das ist sicher der Sohn.« Das Foto mit schrägem Trauerflor zeigte einen jungen Mann von zirka Ende zwanzig, weiche Züge, helles, feines Haar, das in die Stirn fiel, das Lächeln wirkte ein wenig scheu. »Und hier die Mutti mit Sohn.« Die junge Frau mit den kinnlangen blonden Haaren und dem kräftigen Kinn presste einen kleinen Jungen an sich, der steif in die Kamera schaute. »Das wär’s erst mal«, sagte Tügel. »In ihren Briefen und Papieren können wir schließlich nicht herumschnüffeln.«
    Die Kommissare wollten sich gerade hinsetzen, als die Tür aufging. »So, Frau Niehoff, das sind die Herren von der Kriminalpolizei. Dann bis zum nächsten Mal. Tschüs.« Die Physiotherapeutin wartete die Antwort nicht mehr ab, sie war schon in den Flur verschwunden.
    Vor ihnen stand eine schwergewichtige alte Frau, die sich auf einen Gehstock stützte. Das Kinn vorgeschoben, der Blick kalt und unbewegt. Eine Aura des Misstrauens ging von ihr aus. »Ja, bitte?« Die Frau rührte sich nicht. Wenn sie ihre Stellung verändern würde, dann wahrscheinlich nur, um mit dem Stock aufzuschlagen, dachte Danzik. Nach einem Platzangebot sah es jedenfalls nicht aus. »Kriminalpolizei. Mein Name ist Danzik. Mein Kollege Tügel. Wir ermitteln im Mordfall Holthusen.«
    Edith Niehoff schob ihr Kinn noch weiter vor. Als wolle sie sich

Weitere Kostenlose Bücher