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Abendkuss - Teil I

Abendkuss - Teil I

Titel: Abendkuss - Teil I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Loistl
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verlassen.
    Während ich mir noch Gedanken darüber mache, sehe ich eine graue Feder, die auf ihrem Schreibtisch liegt.
     Ein kalter Schauer jagt mir über den Rücken, als ich danach greife und sie in meinen Händen halte. Sie hat sie gefunden. Sie bewahrt sie auf. Was hat das zu bedeuten? Was weiß sie?
    Ich muss wissen, ob sie über uns Bescheid weiß. Auch wenn es mir nicht erlaubt ist, mit ihr in Kontakt zu      treten, muss ich sie kennenlernen. Ein warmes Ziehen breitet sich in meinem Bauch aus. Es fühlt sich so gut an, dass ein Teil von mir am liebsten sofort hier auf sie warten möchte. Ein ohrenbetäubendes Geräusch schreckt mich aus meinen Gedanken. Das Handy, das unter der Tastatur ihres Computers versteckt liegt, vibriert und klingelt zugleich. Einen Moment zögere ich, dann greife ich danach. Auf dem Display erscheint ein Name.
    Paps.
     

11. Kapitel
     
    Mia
     
     
    Ich bin hier. 
    Siehst du mich?
    Hörst du mich?
    Verstehst du meine Worte?
    Mehr als Worte kann ich dir nicht schenken.
    Doch ich weiss, Worte sind niemals genug.
     
                                                                                  „Worte“ Gedicht Nr. 4
     
    David fragt nicht, was geschehen ist. Er drückt mir eine Tasse Kakao und eine Packung Schokoladenkekse in die Hand und stellt mir sein Bett zur Verfügung. Er schnappt sich seinen alten, zerschlissenen Schlafsack und macht es sich damit auf der Wohnzimmercouch gemütlich. Ich bin ihm unendlich dankbar dafür. Als ich in seinem Bett liege, höre ich das Telefon einige Male klingeln und kurz darauf klopft es an der Tür. David steckt seinen Kopf herein.
    „Dein Vater hat gerade angerufen, er hat sich Sorgen gemacht. Ich hab ihm gesagt, dass du heute bei mir pennst.“
    „Danke“, flüstere ich.
    „Keine Ursache“, er lächelt und bevor David die Tür schließt, wirft er nochmal einen Blick durch den Türspalt.
    „Mia?“
    „Ja?“
    „Warum bist du ausgerechnet zu mir gekommen?“ Er lächelt nicht, sondern blickt mich nur an. Ich weiß, dass er etwas anders hören möchte. Etwas, dass ich ihm nicht geben kann.
    „Keine Ahnung.“ Ich zucke entschuldigend mit den Schultern. Aber das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Jetzt, während ich in Davids Bett liege und über das Geschehene nachdenke, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob mich tatsächlich jemand verfolgt hat. Vielleicht habe ich mir das alles wieder nur eingebildet. Ich weiß nur, dass mich die Stimme in meinem Kopf hierher getrieben hat. Zu David. Die Stimme aus meinem Traum.
     In dieser Nacht, während ich mich von der einen Seite des Bettes auf die andere drehe, weil ich nicht schlafen kann, schwirren mir tausend Gedanken durch den Kopf. Paps und seine Freundin Anna. Ich kann ihm nicht böse sein, wenn sie ihm hilft, über den Tod meiner Mutter hinwegzukommen. Allerdings kann ich nicht verstehen, wie er meine Mutter bereits so schnell ersetzen kann. Es sind erst 3 Monate! Und ich muss zugeben, dass der Fremde, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, mir ständig im Kopf herumspukt, dass es mich fast wahnsinnig macht. Sobald ich meine Augen schließe, sehe ich sein Gesicht vor mir und etwas tief in mir drin, sagt mir, dass ich ihn in meiner Nähe brauche. Es ist ein innerer Schrei, der sich nach ihm sehnt. Er drückt sich gegen meine Brust. So sehr, dass es schmerzt. Aber das ist doch unmöglich, oder? Wie kann man sich nach jemanden sehnen, den man überhaupt nicht kennt?
    Mein Kopf raucht von den vielen Überlegungen und es dauert noch recht lange, bis ich endlich einschlafe. Wie jede Nacht erscheinen die Bilder des Unfalls im Traum, doch in dieser Nacht ist es anders. Diesmal sitze ich nicht in hinter dem Steuer, ich stehe am Straßenrand und sehe wie der Wagen von der Straße abkommt, sich dreht und mit voller Wucht gegen den Baum schlägt. Die Beifahrertür ist geöffnet, der leblose Körper meiner Mutter liegt einige Meter entfernt in einer Wiese aus Wildblumen. Ich höre meine Stimme aus dem Wagen, wie ich nach ihr rufe, doch sie antwortet nicht.
    Das Licht der Straßenlaterne flackert unregelmäßig und erlischt. Vorsichtig gehe ich zu dem Wagen und sehe durch die zerbrochene Windschutzscheibe, ein Brennen durchströmt meinen Körper als plötzlich....
    „Mia!“
    Ich schrecke hoch und sehe David, wie er sich mit weit aufgerissenen Augen über mich beugt und mich anstarrt. Eine Strähne hänht

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