Abendkuss - Teil I
ihm ins Gesicht, dass eine erschreckend bleiche Farbe aufweist. Ein glühender Schmerz macht sich auf meiner Wange breit.
„Was ist geschehen?“ Irritiert fahre mir übers Gesicht.
„Tut mir leid...“, stottert er. „Ich dachte,...“ David setzt sich zu mir an die Bettkante und lässt seinen Blick sinken.
„Du hast geschrien. Im ersten Moment habe ich versucht, dich zu wecken, aber du hast überhaupt nicht reagiert. Da hab ich dir eine ...“ Er macht eine schnelle Handbewegung und nun begreife ich.
„Es tut mir leid. Du hast mir einen verdammt großen Schrecken eingejagt.“
Ich berühre meine Wange und, als ich nach unten sehe, bemerke ich, dass meine Bettdecke am Boden liegt und ich nur im BH und Slip vor ihm liege. Schnell richte ich mich auf und greife nach ihr, bevor ich sie mir bis unters Kinn ziehe. „Wie lange beobachtest du mich schon?“ Ich starre auf die Muster der Bettwäsche, um David nicht ansehen zu müssen.
„Ich habe dich nicht beobachtet“, antwortet er rasch.“ Ich bin doch kein Spanner, Mia. Ich habe dich schreien gehört und bin gleich hochgelaufen“.
Er schluckt und starrt auf seine Hände.
„Es hat sich grauenhaft angehört.“ Blut schießt mir in die Wangen und diesmal ist es nicht von der Ohrfeige. Es ist mir schrecklich peinlich, dass David mich so erlebt hat.
„Tut mir leid, dass du das mitbekommen hast. Ich bin wohl ein ziemlicher Freak!“, flüstere ich und senke meinen Blick.nEr legt seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hebt es sanft an.
„Ein kleines bisschen schon, aber ich mag dich.“ Er lächelt und eine Wärme breitet sich in seinem Gesicht aus. In seinen Augen, auf seinen Wangen, seinem Mund. "Sehr sogar." Dieses Geständnis verunsichert mich. Ich weiß, dass David etwas für mich empfindet, nur hat er es bisher nie ausgesprochen. Das ich halbnackt vor ihm liege, macht die Sache für mich nicht einfacher. Ich senke meinen Blick und kaufe auf meiner Unterlippe.
„Ich mag dich auch, David. Aber ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst. Ich bin total verkorkst und mein Leben ist momentan alles andere als einfach. Vielleicht solltest du dir eine nette Freundin suchen, deren Leben nicht so kompliziert ist.“
Die nicht ihre Mutter auf dem Gewissen hat.
Vielleicht sollte ich David endlich die Wahrheit sagen, aber ich habe schreckliche Angst vor seiner Reaktion.
Hallo David, ich wollte es dir schon lange sagen, aber ich habe meine Mutter getötet. Ich habe den Wagen gefahren, der sie umgebracht hat. Sei also auf der Hut, vielleicht bist du als nächstes dran.
Vielleicht liegt es mir ja im Blut, die Menschen zu töten, die ich liebe. Nein, es ist wohl besser, wenn ich dieses Geheimnis für mich behalte. Auch wenn es mich innerlich auffrisst.
Ich schüttle stumm den Kopf und blicke wieder zu David. Ich würde mir wünschen, das ich für David so empfinden könnte, wie er für mich. Jedes Mädchen würde sich so einen Freund herbeisehnen und ich dämlich Kuh weise ihn ab. Aber was soll ich tun? Ich kann nichts dafür, dass mein Herz bei jemanden anderen ins Schleudern gerät. Bei einem völlig Fremden, der ebenso ein kranker Psycho sein könnte. Davids Mund zieht sich zu einer harten Linie zusammen und die Enttäuschung in seinen Augen ist nicht zu übersehen.
„Es tut mir leid, David. Ich wollte dich nicht verletzen.“ Ich weiß, wie lahm meine Worte für ihn klingen müssen.
„Schon ok. Aber ich gebe nicht so einfach auf. Solange es noch eine Chance gibt, werde ich um dich kämpfen.“ Er steht auf und wirft mir meine Jeans hin. Dann lächelt er, aber es erreicht seine Augen nicht.
„Das Bad ist am Ende des Ganges. Wir müssen in zwanzig Minuten los, wenn du nicht willst, dass Bart uns den Arsch aufreißt.“
Als ich im Bad stehe, entscheide ich mich für den absoluten Ausnahmefall, sodass ich das Duschen heute sein lasse. Ich putze mir die Zähne mit einer Zahnbürste, die mir David zurechtgelegt hat, während ich mit der anderen Hand versuche, durch das Wirrwarr meiner Locken zu kommen.
„David“, rufe ich und spucke die Zahnpasta ins Waschbecken. „Woher wusste mein Vater eigentlich, dass ich bei dir bin?“
„Von dir“, höre ich ihn aus dem Nebenzimmer rufen, dann steckt er seinen Kopf zur Badezimmertür herein. Er zieht sich ein Shirt mit der Aufschrift Hilft dir selbst, sonst hilft dir keiner.
„Er meinte, du hättest ihm eine SMS geschrieben. Hast du das vergessen?“ Ich spüre, wie mir die
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