Abenteuer im Ferienlager
seine beruflichen Pläne in andere Richtung gingen.
Dann fuhr er zum Ferienlager zurück.
»He, wo steckst du denn?«, wurde er von seinen Freunden begrüßt. Und Gaby sagte: »Schneider ist weg. Aber...« Prüfend sah sie Tarzan an.
»Der kommt auch nicht wieder«, sagte Tarzan und erzählte.
Seine Freunde staunten. »Nicht zu glauben«, meinte Gaby. »Und habe ich’s nicht gesagt: Kaum sind wir angekommen, schon ist was los. Das war dann also unser erstes Abenteuer im Ferienlager.«
»Aber bestimmt nicht das letzte«, lachte Tarzan. »Denn wir bleiben ja noch vier Wochen hier.«
2. Die Gespenster
Seeurlaub ist toll!, schrieb Tarzan am 9. Juli in sein Tagebuch. Seit einer Woche sind wir in dem Nordsee-Ferienlager bei T. Mein Freund Klößchen isst noch mehr als zu Hause, vor allem natürlich Schokolade, Gaby lässt sich von der Sonne braun brennen und wird jeden Tag hübscher. Karl behauptet, der Seewind stärke das Gedächtnis – sicherlich wird sein Computer-Gehirn noch mehr aufnehmen als sonst. Und Gabys Hund Oskar – der schlappohrige Cockerspaniel – fühlt sich genauso wohl wie ich.
Das Ferienlager liegt eine Viertelstunde von T. entfernt, gleich hinter dem Deich. Über 200 Jugendliche – wir 13-Jährigen gehören zu den Jüngsten – verbringen hier ihre Ferien. Keine Eltern, keine Lehrer – nur einige Studenten als Betreuer. Für uns ist Rasputin zuständig. Er sieht verhungert aus und trägt einen Bart, in den sich an schwülen Tagen die Mücken einnisten. Ein netter Kerl. Selbst wenn wir’s ganz schlimm treiben, drückt er sämtliche Augen zu – einschließlich der Hühneraugen. Nur an meinen Spitznamen hat er sich noch nicht gewöhnt. Manchmal sagt er »Peter« zu mir. Aber dann fühle ich mich nicht angesprochen.
Die letzte Woche hat uns ein packendes Abenteuer beschert. Und Gaby meint, uns stünde noch mehr bevor. Jedenfalls behauptet das ihr Horoskop.An den Mumpitz glaube ich zwar nicht – aber überraschen lasse ich mich gern...
*
»Herrliche Ferien!«, stöhnte Klößchen. Schweiß lief über sein sommersprossiges Gesicht. »Vor allem braucht man sich nicht anzustrengen!« Keuchend gab er seinem Drahtesel die Sporen.
»Jammer mal von was anderem!,« rief Tarzan, der vor ihm radelte. »Im Übrigen tut dir die Bewegung recht gut.«
Aber Willi Sauerlich, genannt Klößchen, war anderer Meinung. Wer so viel Pfunde zu schleppen hat wie er, schiebt gern eine ruhige Kugel.
Hintereinander radelten die vier Freunde über die Landstraße in Richtung Ort. Es war früher Nachmittag. Schwüle drückte auf das Land und schwarze Gewitterwolken verdüsterten den Himmel. Kein Lüftchen regte sich über den Weizenfeldern. Aber in der Ferne zuckte der erste Blitz aus den Wolken.
»Vielleicht schaffen wir’s noch, ohne nass zu werden!«, rief Gaby. Sie fuhr hinter Klößchen. Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel, lief an der Leine neben ihr. Er ließ die Zunge heraushängen, trabte aber unverdrossen und legte ab und zu ein paar Galoppsprünge ein. Oft sah er zu seinem Frauchen hoch;sicherlich, weil Gaby Glockner für jedermann – also auch für Hunde – ein erfreulicher Anblick war: goldblond, blauäugig, mit langen Wimpern und sehr hübschem Gesicht. Dass sie zur Zeit etwas Sonnenbrand auf der Nase hatte, bereitete ihr Kummer. Und Tarzan hätte sich beinahe eine Ohrfeige eingehandelt, als er arglos versicherte, es stünde ihr gut.
Jetzt drosselte er etwas das Tempo, weil er merkte, dass seine Freunde kaum mitkamen. So war es meistens: Peter Carsten, der Super-Sportler, musste sich bremsen. Dass er schnell war – auch im Denken – sah man ihm an.Er war hoch gewachsen und trainiert.
»Den ersten Tropfen«, rief Karl, »habe ich eben abgekriegt! Gleich öffnet der Himmel die Schleusen.«
Karl Vierstein schirmte die Gruppe nach hinten ab. Erwar lattendürr. Hinter seiner Nickelbrille blitzten intelligente Augen.
»Achtung, Hindernis!«, rief Tarzan und nahm eine Hand vom Lenker, um ein paar aufdringliche Mücken aus seinen dunklen Locken zu zupfen.
Das Hindernis war noch 100 Meter entfernt: Eine alte Frau, die einen Karren zog.
Jetzt blieb sie stehen und blickte suchend umher.
Tarzan erkannte, weshalb.
Auf zwei Meter Breite wurde die Straße von Wasser überflutet. Es war etwa knöcheltief. Das Wasser kam aus einem Bach. Normalerweise floss er unter der Straße durch. Dicke Röhren waren sein Bett. Aber die hatten sich verstopft, mit Abfällen aller Art, die ein gewissenloser
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