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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verrottet, der Eingang – ein schwarzes Loch – nur halbmeterhoch über dem Boden. Die schwere Tür hing noch in den Angeln. Sie stand offen. Neben der Tür lehnte Schneiders Rad an einem Busch.
    Tarzan stieg ab, ließ sein Stahlross zurück und schlich zur Tür. Nur Sehschlitze waren in den Mauern. Die ließen kein Licht ins Innere. Tarzan horchte. Nichts. Nur der Regen. Gebückt schob er sich durch die Tür. Übler Geruch kam ihm entgegen. Unrat. Offenbar wurde der Bunker als Müllkippe benutzt. Er machte noch einen Schritt, war jetzt drin, sah aber kaum die Hand vor Augen. Im selben Moment knirschte hinter ihm Sand. Auf dem Absatz wirbelte er herum.Er sah gerade noch, wie Schneider die schwere Bunkertür zuwarf. Das ging freilich nicht mit einem Ruck, denn auf den Angeln saß zentimeterdick der Rost.
    Also hat er mich bemerkt – schoss es Tarzan durch den Kopf.
    Die Tür fiel zu. Rabenschwarze Finsternis. Aber bevor Schneider verriegeln konnte, drückte Tarzan mit aller Kraft gegen die Tür. Auf Anhieb schob er sie spaltbreit auf. Er hörte, wie Schneider keuchte und irgendwas rief. Tarzan stemmte sich gegen den rauen Beton. Wut verdoppelte seine Kraft. Er drückte Schneider weg, der Ausgang war frei,Tarzan sprang ins Freie und Schneider fiel ihn an wie ein tollwütiger Terrier.
    Aber da kam er an den Falschen.
    Der hinterhältige Bursche wusste nicht, wie ihm geschah, als er mit einem Judogriff gepackt wurde und eine Luftreise antrat.Wuchtig landete er in dem Busch, an dem auch sein Rad lehnte. Zweige krachten, das Rad fiel um, Blech schepperte, und Schneider brüllte wie am Spieß, denn seine Landung war alles andere als sanft.
    Hart wurde Tarzan von hinten gepackt. Ein Arm, der in einer orangeroten Windjacke steckte, wollte seinen Hals umklammern. Aber so was kann man mit einem Judo-Ass nicht machen. Tarzan griff hinter sich und setzte einen Schulterwurf an. Sein Gegner wurde emporgerissen, durch die Luft gewirbelt, und erst als der Schwung stimmte, ließ Tarzan los. Mit voller Pulle krachte der zweite Gegner auf Billy Schneider, der sich eben hochrappeln wollte.
    Da lagen sie nun – ächzend –, und der eine blutete aus der Nase. Billy Schneider lag dort und neben ihm lag nochmal Billy Schneider: Ein Mensch in doppelter Ausgabe, eineiige Zwillinge, einander zu ähnlich, als dass man sie unterscheiden konnte. Durch nichts waren sie auseinander zu halten – doch, halt: Der eine trug grüne Socken, der andere blaue.
     
    »Das erklärt alles«, sagte Tarzan. »Das erklärt das Alibi. Das erklärt, wieso Billy Schneider an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Es erklärt, dass der eine uns kennt, der andere abernicht. Und es erklärt Oskars Verhalten. Denn der orientiert sich nicht mit dem Auge, sondern über die Nase. Und der Geruch ist offenbar das Einzige, worin ihr nicht übereinstimmt. Dass es einen Doppelgänger geben muss – den Verdacht hatte ich gestern schon. Aber dann kam mir die Idee, dass es Zwillingsbrüder sein mussten, doch ziemlich kühn vor. Wer ist Billy?«
    Der mit dem Nasenbluten hob schwächlich die Hand. Dass er völlig fertig war, sah man ihm an.
    »Jetzt will ich alles wissen«, sagte Tarzan, »und ich rate euch, keine Ausflüchte zu machen.«
    Sie machten keine. Sie wussten, dass sie verspielt hatten.
    Nr. zwei hieß Werner Schneider. Er zeltete heimlich – und allein – in einem sumpfigen Moor nördlich des Ortes. Dass sich nur der eine zeigte und der andere in der Versenkung blieb, war Voraussetzung für ihren Trick. Auf diese Weise blieb ihr Alibi – wo auch immer sie klauten – unerschütterlich; und damit hatten die eineiigen Zwillinge sicherlich nicht nur hier Beute gemacht. Auch eine Rückfrage bei den Eltern hätte die »Doppelexistenz Billy Schneiders« nicht aufgedeckt; denn ihr Vater selbst – die Mutter lebte nicht mehr – hatte die beiden Jungen zu den Raubzügen angestiftet.Er war arbeitsscheu und vorbestraft.
    Tarzan ließ sich die Beute zeigen. Alles steckte in einer großen Milchkanne und die war im Wald versteckt.
    Durch den heftigen Regen führte Tarzan seine Gefangenen zum Ort. Die beiden mussten ihre Räder schieben und die Kanne transportieren.
    Bei der Polizei-Station staunte man Bauklötzer.
    Im Kaufhaus konnte Herr Vierhaus sich kaum beruhigen. Immer wieder versicherte er, dass Tarzan – falls er nach Abschluss der Schule eine Lehrstelle suche – hier jederzeit anfangen könne. Tarzan bedankte sich, erklärte aber, dass er das Abitur machen werde und

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