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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sie künftig genannt wurde – hatte Mantel und Kopftuch abgelegt. Freundlich, aber etwas besorgt, sah sie Tarzan an.
    »Da bist du ja, Tarzan«, lächelte sie. »Wie du gerufen wirst, haben mir deine Freunde verraten. Warst du wirklich bei Thiessen?«
    »Ich habe ihm gesagt, was ich von ihm halte. Sie sollten ihn anzeigen.«
    Oma Truels schüttelte den Kopf. »Das nicht auch noch. In meinem Alter, weißt du, verträgt man Aufregungen nicht mehr so wie in der Jugend. Ich habe ein schwaches Herz. Aber setz dich doch! Du hast sicherlich Hunger.«
    »Hier gibt’s die besten Schinkenbrote, die ich jemals gegessen habe«, mümmelte Klößchen mit vollem Mund. »Ich hoffe, Oma Truels, Sie kriegen keinen falschen Eindruck von mir. Im Allgemeinen bin ich bescheiden. Dass ich jetzt schon das fünfte esse, daran sind Sie selber schuld. Es ist einfach zu gut.«
    Alle lachten. Auch Oma Truels hatte schon gemerkt, dass Klößchen ein Vielfraß war.
    Tarzan wurde bewirtet. Zu den Schinkenbroten gab’s Limonade. Er erzählte. Oma Truels nickte, als die Rede auf Nils kam.
    »Das ist Thiessens Sohn. Sein einziger. Genauso rücksichtslos wie der Vater. Aber gegen die Thiessens sagt niemand was. Sie haben Geld und viel Einfluss.«
    »Das würde mich nicht beeindrucken«, sagte Tarzan. »Vor Reichtum buckeln – so weit käm’s noch!«
    »Da sind Gespenster gefährlicher«, meinte Karl, der Computer, bedächtig.
    »Wer?« Tarzan sah ihn verständnislos an. Und fing einen Blick auf von Gaby. Aha! Hier war was im Busch. Man hatte von Gespenstern geredet, aber offenes Gelächter war anscheinend fehl am Platz.
    »Oma Truels«, sagte Klößchen, »hat nicht nur Ärger mit Thiessen. Viel schlimmer ist, dass es hier seit einiger Zeit spukt. Ich persönlich glaube zwar nicht an Gespenster. Aber es soll ja Dinge zwischen Himmel und Erde geben, von denen man sich nichts träumen lässt.«
    »Höchstens in Alpträumen«, meinte Gaby. Und jetzt lachte auch Oma Truels.
    »Ihr denkt sicherlich«, sagte sie, »die alte Frau wird wunderlich. Was man auch unfeiner ausdrücken könnte, wenn man sagt: Sie fängt an zu spinnen. Aber wer, wie ich, sein ganzes Leben an der See verbracht hat, dem ist manches nicht geheuer. Ich glaube doch: Es gibt unerklärliche Vorgänge. Und Vorzeichen. Und Spuk. Man kann die Erscheinungen nichtleugnen. Mit eigenen Augen habe ich nachts die Gespenster gesehen. Wie sie aus dem Wald kommen – mit glühenden Augen. In Nebelnächten schleichen sie ums Haus. Sie klopfen an die Fenster, an die Türen und glotzen herein. Schrecklich ist das! Eines Tages sterbe ich noch vor Angst.«
    Verblüfft sah Tarzan sie an. »War das schon immer so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Erst seit Anfang des Jahres. Allerdings – damals, als der Matthias – mein Mann – nicht zurückkam, habe ich nächtelang seine Stimme gehört. Wie er draußen stand und meinen Namen rief. Aber wenn ich dann hinausging, war nur der Nebel da und die Dunkelheit und manchmal das Heulen des Sturms.«
    »Sicherlich sind damals Ihre Nerven überreizt gewesen«, sagte Gaby mitfühlend, »und Sie haben sich alles nur eingebildet.«
    Oma Truels hob die Achseln. »Wer weiß.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Auch die Frau aß ein kleines Stück Schinkenbrot. Tarzan, der herzhafte Speisen mochte, ließ sich’s schmecken.
    »Klößchen hat Recht: Der Schinken ist ausgezeichnet. Was ich fragen wollte, Oma Truels: Seit wann sind Sie denn mit Thiessen verfeindet?«
    »Seit ich sein Angebot abgelehnt habe.«
    Tarzan nickte. »Das liegt wohl schon Jahre zurück?«
    »Nein, nein. Im November hat er hier gesessen. Schinkenbrot hat er zwar nicht gekriegt. Aber einen Schnaps habe ich ihm eingeschenkt. Anfangs dachte er wohl, dass ich mit meiner Weigerung nur den Preis hochtreiben will. Als er dann merkte, dass ich entschlossen bin, hier bis zu meinem Lebensende zu bleiben, wurde er richtig ausfallend.«
    Tarzan lächelte vor sich hin. Er hatte erfahren, was er wissen wollte. Aber darüber redete er noch nicht.
    Oma Truels hatte die Kinder auf Anhieb ins Herz geschlossen. Das ganze Haus zeigte sie ihnen. Die Räume im Obergeschoss waren voll gestellt mit alten Möbeln. Es rochnach Plüsch, ausgetrocknetem Holz und langen Jahren der Einsamkeit. In dem ehemaligen Arbeitszimmer von Kapitän Truels tickte eine riesige Standuhr. Gerahmte Fotografien schmückten die Wände: Schiffe, der Kapitän und die Truels als junges Paar. Aber diese Zeit lag ein halbes Jahrhundert

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