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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Mann lümmelte sich auf der Hollywood-Schaukel. Er paffte eine dicke Zigarre und blickte in den Garten, wo der Regen den Staub von den Obstbäumen spülte.
    Tarzan fuhr zur Terrasse und bremste hart.
    Kies spritzte weg.
    Der Mann erschrak. Sein Kopf fuhr herum. Aus blassen Kalbsaugen starrte er Tarzan an, ärgerlich.
    Will Thiessen war nicht groß, wog aber sicherlich zwei Zentner. Seine Haut war rosig wie bei einem jungen Ferkel. Er hatte kein Doppel-, sondern ein Dreifachkinn – und kein Haar mehr auf dem Kopf.
    »Bist du übergeschnappt?«, fuhr er Tarzan an. »Hier mit deinem Rad rumzugurken! In meinem Garten wird nicht gefahren.«
    »Entschuldigung. Sind Sie Herr Thiessen?«
    Thiessen nickte.
    »Ich muss mich vergewissern«, sagte Tarzan, »damit ich nicht dem Falschen die Meinung geige. Eben war ich Zeuge,wie Sie mit ihrem Wagen an Frau Truels vorbeifuhren. Absichtlich haben Sie die alte Frau über und über mit Schmutzwasser bespritzt. Ihr Mantel muss gereinigt werden. Sie ist völlig durchnässt. Einige der Lebensmitteltüten, die sie auf ihrem Karren hatte, sind nass und verdorben. Außerdem – als Sie plötzlich auf die alte Frau losrasten, hätte der Schreck sie umbringen können. Ihr Verhalten, Herr Thiessen, ist rücksichtslos, unverschämt und gemein. Falls Frau Truels Sie anzeigen will – meine Freunde und ich werden bezeugen, wie es sich zugetragen hat. Dazu möchte ich Ihnen noch sagen, wie mies ich Sie finde. Sie können wirklich stolz auf sich sein.«
    Sprachlos starrte Thiessen ihn an. Sein Mund stand offen. Er hatte viele Goldkronen auf den Zähnen. Die bleckte er jetzt wie ein Raubtier.
    »Das hat mir noch keiner gesagt, du Lümmel! Willst du ein paar hinter die Ohren haben?«
    »An Ihrer Stelle würde ich das nicht versuchen«, sagte Tarzan und wendete sein Rad.
    »Nils!«, schrie Thiessen.
    Tarzan wandte den Kopf. Wurde jetzt ein Hund auf ihn gehetzt?
    Aber Nils war ein Junge. Im Laufschritt kam er auf die Terrasse.
    »Hau diesem Lümmel eine rein!«, schrie Thiessen. Mit seiner Zigarre deutete er auf Tarzan. »Lügen verbreitet der über mich. Und benimmt sich rotzfrech.«
    Nils war etwa vier Jahre älter als Tarzan, etwa 17: Ein gedrungener, bulliger Bursche – und seinem Vater sehr ähnlich. Freilich, die flachsblonden Haare hatte er noch; und Doppelbzw. Dreifachkinn würden sich erst in späteren Jahren bilden.
    Grinsend überquerte Nils die Terrasse.
    Saubere Familie, dachte Tarzan. Der Vater stiftet seinen Sohn zur Schlägerei an. Aber es ist wohl besser, ich treibe es nicht auf die Spitze.
     
    »Ich geh schon«, sagte er.
    »Vater, er kneift!«, heulte Nils auf.
    Kneifen?, dachte Tarzan, während er langsam auf die Pedale trat. Wenn du wüsstest, Dicker, was dir erspart bleibt! Den braunen Gürtel im Judo habe ich bereits; und nach den Sommerferien mache ich den schwarzen. Dann gehöre ich zur Meisterklasse.
    Nils versuchte, ihn einzuholen. Aber Tarzan legte einen Zahn zu. Seine Wut war jetzt verraucht. Lachend sah er über die Schulter zurück.
    Thiessen war aufgesprungen und stand vorn an der Terrasse, die kurzen Arme in die gepolsterten Hüften gestemmt.
    Nils hatte sich vor der Villa aufgebaut und schüttelte drohend die Faust.
    Gesindel!, dachte Tarzan geringschätzig.
    Dann fuhr er durch platschenden Regen die lange Strecke zurück. Er fand die Abzweigung, die Frau Truels ihm beschrieben hatte, sah in der Ferne den Wald und davor ein einsam stehendes Haus. Der Weg dorthin führte durch blühende Wiesen. Aber die waren jetzt pitschnass und die Blumen duckten sich unter der Wucht des Regens.
    Beim Näherkommen stellte Tarzan fest, dass es sich um ein altes, aber immer noch ansehnliches Haus handelte: Ziemlich groß, verwinkelt, mit Türmchen, Erkern und hohen Fenstern. Es war nicht so, wie man sonst an der See baut. Das Haus in Ordnung zu halten, musste schwer sein für eine alte Frau.
    Drei Räder und der Karren standen neben dem Eingang. Noch bevor Tarzan an dem altmodischen Glockenzug ziehen konnte, wurde geöffnet.
    »Bist du nass geworden?«, fragte Gaby.
    »Nass? Wie kommst du darauf?« Tarzan hielt den Kopf schief, damit das Wasser aus seinem linken Ohr abfloss.
    »Oma Truels hängt dich zum Trocknen auf die Leine«, lachte Gaby. Auch ihr T-Shirt klebte an der Haut. Und die hellblauen Jeans hatten sich ziemlich dunkel gefärbt.
    Tarzan folgte ihr durch einen gekachelten Flur in eine gemütliche Bauernküche.
    Karl und Klößchen saßen dort am Tisch.
    Oma Truels – wie

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