Abenteuer im Ferienlager
der beiden.«
»Da wird der Thiessen sich wundern«, meinte einer der Polizisten. »Diesmal nützt ihm sein Geld nichts. Aber wie ihr Frau Truels geholfen habt, Kinder – Hut ab!«
Schon wollten die Polizisten mit den Festgenommenen abziehen, als Karl aufgeregt rief: »He, wir haben ja noch einen.«
»Richtig!«, sagte Tarzan. »Den hätten wir fast vergessen. Einen Landstreicher. Er wollte einbrechen. Wir haben ihn im Heizungskeller eingesperrt.«
»Ihr wollt uns wohl arbeitslos machen?«, meinte der eine Polizist lachend. »Himmel, das wird ja eine Fuhre. Da reicht der Streifenwagen kaum.«
Nachdem die Polizei gegangen war, saßen Oma Truels und die Kinder noch lange zusammen. Bei Kerzenschein wurden Schinkenbrote vertilgt. Immer wieder drückte die alte Frau allen die Hand.
»Euch verdanke ich’s, dass ich jetzt Ruhe habe vor Thiessen. Er kann nichts mehr gegen mich unternehmen. Ohne euchhätte ich am Ende doch nachgegeben. Die Aufregungen waren zu schlimm.«
»Das ist jetzt vorbei. Und wir haben es sehr, sehr gern für dich getan, Oma«, erwiderte Tarzan – und wollte nach dem letzten Schinkenbrot greifen.
Aber Klößchen war schneller.
3. Die Erpresser
Heute beginnt unsere dritte Ferienwoche an der Nordsee – notierte Tarzan am 16. Juli in sein Tagebuch. Und weiter: Nur Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 sind in dem Ferienlager. Es liegt eine Viertelstunde von T. entfernt, gleich hinterm Deich, in einer Gegend, die alles bietet: Blühende Wiesen, Laubwälder, Bauerndörfer und sogar ein Moor. Karl und Klößchen – meine Freunde – und ich haben eine Bude gemeinsam. Gaby wohnt im oberen Stock und Oskar – ihr schlappohriger Cockerspaniel – schläft unter ihrem Bett. Wir 13-Jährigen sind die Ältesten im Haus. Rasputin, unser Betreuer, zieht uns manchmal heran, um auf die Kleineren aufzupassen. Natürlich heißt er nicht Rasputin, sondern Günther Berger, und ist Student.
Letzte Nacht wurde ein Attentat verübt – auf seinen schwarzen Vollbart. Zwei kleine Jungs schlichen sich in sein Zimmer und wollten ihm, als er schlief, den Bart stutzen. Vor Aufregung haben sie ihm mit der Papierschere ins Ohr gepiekt. Rasputin wurde wach. Und kriegte einen Mordsschreck. Zum Glück versteht er Spaß.
Der gestrige Sonntag verregnete. Rasputin hat im Gemeinschaftsraum nette Spiele mit uns gemacht. Dabei ging’s darum, andere zu charakterisieren. Erstaunt habe ich festgestellt, dass auch Zehn- und Elfjährige schon gute Beobachter sind. Willi Sauerlich, genannt Klößchen, wurde so beschrieben: Gutmütig, lustig und – verfressen wie eine neunköpfige Raupe. Vor allem, wenn er Schokolade kriegen kann, seine Lieblingsspeise. Er wurde auch gezeichnet und das Porträt gelang gut: Sein rundes Gesicht, sein dicker Wanst und die Sommersprossen.
Gaby Glockner, genannt Pfote, kam natürlich viel besser weg. Als charmant, fröhlich und temperamentvoll wurde sie bezeichnet. Aber dass sie eigensinnig bis zur Dickschädeligkeit sein kann, haben einige bemerkt.An ihr Porträt wagte sich zunächstniemand ran. Denn wer kann schon ein so bildhübsches Mädchen malen. Immerhin, was dann zustande kam, zeigte wenigstens ihr langes, goldblondes Haar und die blitzenden blauen Augen.
Die Zeichnung von Karl Vierstein, genannt Computer, fiel als Karikatur aus: Bohnenstange mit Nickelbrille. Aber das trifft’s ziemlich genau und Karl war nicht beleidigt. Ohnehin legt er ja mehr Gewicht auf innere Werte; und dass sein phänomenales Gedächtnis an einen Computer heranreicht – daher auch der Spitzname –,weiß hier inzwischen jeder.
Meine Charakteristik geriet so freundlich, dass ich’s keinem weitersagen würde, sondern nur hier ins Tagebuch schreibe: Ein Anführer – hieß es –, der weiß, was er will. Empört sich über Ungerechtigkeit und tritt für die Schwachen ein, ohne an sich zu denken. Als ich das hörte, fühlte ich mich wie Robin Hood und bin rot geworden. Dass ich im Judo ein Ass bin, imponiert den anderen enorm. Und Gaby hat auch erzählt, dass ich der beste Volleyball-Spieler und Sprinter auf der Internatsschule sei. Na ja, damit ich nicht zum Sport-Idioten gestempelt werde, hat Karl netterweise angemerkt, dass ich in Mathe eine Eins habe, seit Jahren.
Uschi, eine Zehnjährige aus Hannover, hat mich dann gemalt. Wäre herrlich, wenn ich wirklich so schöne schwarze Locken hätte. Aber so braun gebrannt – wie sie mich angepinselt hat – bin ich inzwischen. Die Sonne hier bräunt und Sonnenbrand
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