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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kurzen Pfeife mit abgekautem Stiel, hatte strähniges Haar und offenbar Magersucht. Durch dicke Brillengläser sah er Tarzan an. Immerhin – mit freundlichen Augen.
    »Ich habe ein Anliegen«, sagte Tarzan. »Es geht um einen gemeinen Anschlag. Mit Ihrer Hilfe kann ich ihn vielleicht verhindern.«
    Er zeigte den Drohbrief.
    »Man sollte es nicht für möglich halten«, sagte Kaus und nahm seine Pfeife aus dem Mund. »Was kann ich für dich tun, mein Junge?«
    »Ich habe den KREISBOTEN schon ein paarmal gelesen. Mir fiel auf, dass die Schrifttypen sich von denen anderer Zeitungen unterscheiden.«
    »Stimmt. Wir sind etwas rückständig.«
     
    »Dann sind diese ausgeschnipselten Worte aus dem KREISBOTEN?«
    »Ganz sicher.«
    »Ich vermute«, fuhr Tarzan fort, »dass der Absender nur eine Ausgabe benutzt hat, sonst hätte er das Eigenschaftswort ›tot‹ bestimmt gefunden. Wenn wir einige der fett gedruckten Worte, die sicherlich aus Überschriften stammen, herausgreifen, können wir – meine ich – die betreffende Ausgabe feststellen. Ungebräuchliche Worte wie: widerwärtig, Straßenmädchen, Denkzettel, Hochmut und Köter werden doch wohl kaum täglich in Überschriften verwendet.«
    Kaus pfiff durch die Zähne. »Ganz schön schlau. Ich würde auf Anhieb sagen – aber das überprüfen wir noch –,dass es sich um die Ausgabe vom letzten Samstag handelt. Doch was nützt dir das?«
    Tarzan lächelte. »Außerdem müsste ich noch wissen, ob derKreisbote von einer bestimmten Person in Warnsund bezogen wird. Ein Blick in die Abonnenten- (Dauerbezieher-) Liste macht doch sicher keine Mühe?«
    »Gewiss nicht. Du hast also einen bestimmten Verdacht?« »Hab ich. Und ich kann mich doch darauf verlassen, dass Sie’s für sich behalten?«
    »Ehrensache.«
    Kaus erhob sich. Einige Minuten später stand fest: Der Absender hatte die Worte aus der Samstag-Ausgabe ausgeschnitten. Und in Warnsund wurde die Zeitung von einem gewissen Herbert Hansen bezogen. Tarzan wäre jede Wette eingegangen, dass es sich um Dirks Vater handelte, und merkte sich die Adresse.
    Während Tarzan kurz darauf nach Warnsund radelte, dachte er über sein Vorgehen nach. Einen Vorteil hatte er: Dirk Hansen kannte ihn nicht.
    Nach etwa 20 Minuten fuhr er an dem Ortsschild WARNSUND vorbei. Ein hübsches Bauerndorf breitete sich aus. Kühe standen auf den Weiden. Ein Jauchewagen parfümierte die Luft. Hühner gackerten auf einem Hof und in einem dunklen Stall grunzten Schweine.
    Die Hansens wohnten am Dorfrand. »Auf der Höhe« hieß die schmale Straße in Richtung Deich, aber Tarzan konnte keinen Anstieg feststellen. Die Gegend war flach wie eine Tischplatte. Nur der Deich begrenzte den Horizont.
    Ein kleines, ältliches Haus. Ein Schuppen, eine unverputzte Garage, etwas Gemüsegarten, hinterm Haus Karnickelställe. Tarzan erfasste alles mit einem Blick – auch das Mädchen, das vor der Haustür mit seinem Rad hielt und ihm den Rücken zuwandte.
    Eine Frau stand auf der Schwelle, in Kittelschürze und Latschen, und trocknete sich die Hände an einem Tuch ab.
    »Dirk und Jürgen sind schon zum Strand!«, rief sie, trat zurück und schloss die Tür.
    »Danke, Frau Hansen. Dann fahre ich hin!«, rief das Mädchender geschlossenen Tür zu und hob seinen Po auf den Sattel.
    War das Sylta Dinrich?
    Sie trug Shorts, die ziemlich stramm saßen, und ein apfelgrünes T-Shirt. Das schwarze Haar war zu einem einzigen Zopf geflochten, der ihr schwer auf den Rücken baumelte.
    Sie fuhr langsam. Tarzan überholte und riskierte einen Seitenblick.
    Sie sah älter aus als 15, aber das lag sicherlich an dem grellroten Lippenstift, den grünen Lidschatten und dem sonstigen Make-up. Sie hatte ihn bemerkt und reagierte mit einem feurigen Blick.
    Wahrscheinlich, dachte Tarzan, glotzt sie jeden Jungen so an. Es gibt ja diese Püppchen, die’s nicht ertragen können, wenn sich nicht jeder nach ihnen die Hacken schief läuft.
    Er nickte kurz und legte einen Zahn zu.
    Die Straße endete. Ein Weg führte weiter, durch saftige Wiesen zum Deich. An morastigen Stellen waren Planken ausgelegt. Viele Reifenspuren verrieten, dass die Dorfjugend auf diesem Wege zum »Strand« pendelte. Damit war natürlich das Watt gemeint,jenseits des Deichs: Schlick bei Ebbe – wenn das Meer zurückweicht; hohes Wasser bei Flut – wenn das Meer gegen das Land anstürmt, nur aufgehalten vom Deich.
    Jetzt war Ebbe.
    Tarzan sah’s, als er sein Rad auf den Deich hinaufgeschoben hatte. Endloses Watt,

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