Abenteuer im Ferienlager
ob er draußen jemanden gesehen hätte, schüttelte er den Kopf.
Die Jungs gingen auf ihre Posten zurück – verwundert über den Zufall, der die seltsamsten Ereignisse zusammenfügt.
Plötzlich verstummte in der Küche das leise Summen des Kühlschranks. Tarzan begriff: Nils und Jens hatten ihr Vorhaben wahr gemacht und die Lichtleitung zerstört. Er probierte den Schalter in der Diele. Tatsächlich! Es blieb dunkel.
»Ob ich mir wohl noch ein Stück Schinken holen kann?«, fragte Klößchen leise.
Tarzan wollte gerade was Gepfeffertes antworten, als er das Kratzen hörte. Es kam von der Hintertür. Jemand beschäftigte sich mit dem Schloss. Stocksteif verharrten die drei. Dann dauerte es nur noch Augenblicke. Leise wurde die Tür geöffnet.
Tarzan spürte den Wind. Das Prasseln des Regens wurde lauter. Was er dann sah, war atemraubend.
Ein Skelett kam herein: Totenschädel und Knochengerüst in phosphoreszierender Farbe. Es bewegte sich langsam, ein grausiger Anblick. Ihm folgte ein Wesen, das in eine Art Mönchskutte gehüllt war – auch die in weißgrüner Phosphorfarbe. Unter der Kapuze lugten glühende Augen hervor und der Mund war angedeutet mit zwei Reihen gefletschter Zähne.
Tarzan schauderte. Seine Bewunderung für Oma Truels wuchs. Wie musste sie sich geängstigt haben, wenn solche Gespenster in dunklen Nächten um ihr Haus schlichen, plötzlich aus dem Nebel hervortraten und durchs Fenster sahen! Die beiden wirkten unglaublich echt – sofern man bei Gespenstern von Echtheit sprechen kann.
Das Skelett hatte eine Taschenlarnpe. Sie blitzte auf. Der Schein fiel – zufällig – sofort auf das Telefon. Mit Nils Thiessens Stimme flüsterte das Skelett: »Da ist es.«
Der krausköpfige Jens, der in der Mönchskutte steckte, hatte die Tür geschlossen. Tarzan wartete, bis Nils am Telefon hantierte. Dann knipste er seine Taschenlampe an.
Beide wurden vom Lichtkegel erfasst. Auch jetzt war ihr Anblick noch schaurig. Doch man sah: Nils trug ein schwarzes Trikot. Kunstvoll war mit Leuchtfarbe das Skelett auf den Stoff gemalt. Eine eng anliegende Kappe verhüllte Kopf und Gesicht. Nur für Mund und Augen blieben Schlitze frei. Der Totenschädel war aufgemalt. Auch Jens’ Mönchskutte war bemalt und sein Gesicht blieb ebenfalls verborgen, nur die Augen glühten unter der Kapuze.
Der Schreck versteinerte die beiden. Dann ließ Nils das Telefon fallen.
»Helau!«, sagte Tarzan. »Ihr könnt’s wohl nicht abwarten. Der Fasching beginnt doch erst im Januar.«
»Das ist der Rotzbengel«, stieß Nils hervor. »Hau ihn zusammen, Jens!«
Das ließ sich der Krauskopf nicht zweimal sagen. Mit einem Hunderter pro Auftritt fühlte er sich offenbar überbezahlt – deshalb war er bereit, einiges mehr zu tun. Mit wehender Mönchskutte stürzte er sich auf die Lichtquelle.
Tarzan schaltete aus. Er brauchte kein Licht. Die Leuchtfarbe markierte den Gegner, wie er sich’s besser nicht wünschen konnte. Jens wusste dann auch nicht, wie ihm geschah. Er wurde gepackt, hochgerissen und per Schulterwurf an die Wand gedonnert, dass das Haus bebte. Wimmernd fiel er zu Boden – unfähig, wieder auf die Füße zu kommen.
Fassungslos sah Nils Thiessen die Luftreise seines Komplizen an. Dann warf sich das Skelett herum und wollte durch die Hintertür türmen. Auf der Schwelle wurde er von hinten gepackt und mit einem Hüftfeger in die Diele befördert. Dort stand Klößchen, fühlte sich angegriffen und zog ihm mit dem Knüppel eins über. Jaulend rollte Nils zur Seite. Er stieß gegenKarls Beine, klammerte sich fest und – kriegte noch eins drauf- gebrannt. Das erstickte seinen Widerstand völlig.
»Ich brauche die Taschenlampe«, meinte Tarzan. »Wie soll ich denn im Dunkeln die Polizeistation anrufen!«
Im selben Moment wurde im Obergeschoss die Tür des Kapitäns-Zimmers geöffnet. Oskar begann zu kläffen. Und Oma Truels rief: »Ich glaube, das Licht ist weg, Kinder.«
Tarzan telefonierte und die Polizisten kamen sehr rasch. Sie waren zu zweit, mit dem Streifenwagen, trauten ihren Augen nicht, als sie die Gespenster sahen, und hörten sich sprachlos an, was Tarzan berichtete.
»Unter Zeugen«, sagte er abschließend, »haben beide zugegeben, dass dieser halbjährige Terror gegen Frau Truels im Auftrag des Bauunternehmers Will Thiessen verübt wurde. Mit dem einzigen Ziel, Frau Truels aus ihrem Haus zu vertreiben. Sie erstattet Anzeige. Wir sind Zeugen. Und auch die zerstörte Lichtleitung geht auf das Konto
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