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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erzähl mal, Gaby«, forderte Rasputin auf.
    »Auch Tarzan weiß noch nichts«, sagte sie. »Weil ich’s für unwichtig hielt. Er war ja am Samstag nicht dabei, weil ihn der Judo-Verein im Ort zum Training eingeladen hatte. Aber Karl, Klößchen und ich sind zu diesem Dorf geradelt, wo das Schützenfest war. War auch ganz lustig, und...«
    »Nach Warnsund?«, fragte Rasputin.
    »Ich glaube, so heißt das Dorf«, nickte Gaby. »Wir sind Karussell gefahren und waren im Irrgarten. Karl hat einen Teddy geschossen – aus Versehen. Nicht wahr, Karl? Du hast auf den Stoffhasen gezielt. Klößchen hat fünf Portionen Schoko-Eis verputzt, und dann haben wir in das Zelt geguckt, wo Tanz war. Dort hatten sich einige Typen versammelt. Ich kam mit einem Mädchen ins Gespräch. Die war ganz nett – sie besucht die Realschule im Ort. Von der Gerti weiß ich auch, wie die drei heißen.«
    Sie holte ihr Taschentuch hervor und schnäuzte sich, bevor sie fortfuhr. Die Tränen waren schon abgetupft.
    »Ein Junge war ein richtig mieser Typ. Dirk Hansen. 17 ist der. Er wollte mit mir tanzen. Ich habe höflich abgelehnt. Da ist er frech geworden. Und wie! Ausfallend und eklig. Hat Oskar – der mit war – getreten und mich am Arm gepackt und geschüttelt. Da habe ich ihm vor allen eine Ohrfeige reingehauen. Der war so perplex, dass es schon wieder komisch aussah. Dann lief er rot an vor Wut, und ich dachte schon, er würde handgreiflich werden. Aber andere, die dabeistanden, lachtenund meinten, er werde sich wohl nicht mit einem Mädchen prügeln – ein Herkules wie er. Darauf hat er sich abgewandt, aber mir noch zugezischt: ›Das wirst du büßen, du Dreckstück.‹ Trotzdem – ernst genommen habe ich das nicht.«
    »Du sprachst von dreien«, sagte Tarzan.
    »Dirk Hansens Freund war dabei – auch so ein Typ. Heißt Jürgen Roloff. Und dessen Freundin solltest du mal sehen. Sylta Dinrich ist erst 15, hat aber schon Hasch genommen und raucht sowieso einen Zigarillo nach dem anderen. Beliebt sind die drei nicht, hat mir Gerti erzählt. Aber keiner wagt, was gegen sie zu sagen, weil Hansen und Roloff gleich jeden zusammenhauen. Wir sind dann weitergezogen. Später haben wir Gerti nochmal an der Luftschaukel getroffen. Sie sagte, Sylta Dinrich hätte sie nach meinem Namen gefragt. Und, wo ich wohnte.«
    »Und Gerti hat natürlich Auskunft gegeben«, meinte Rasputin und klopfte auf den Brief.
    »Sie ist eine kleine, verhuschte Maus«, sagte Gaby. »Und hat vor den dreien ziemlich viel Bammel.« Sie schluckte. »Mein Gott! Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass sich jemand für einen Korb so gemein rächen will.«
    »Das gibt’s«, sagte Rasputin. Und er musste es wissen. Den Kindern hatte er erzählt, dass er Psychologie und Pädagogik studiere. Das verschafft natürlich Durchblick – durch die Fassade der Menschen. Zwar nicht bis ins Herz, aber von der Verhaltensweise wird einem doch ziemlich viel verständlich und klar.
    »Und nun?«, fragte er. »Wollt ihr die Polizei einschalten?«
    »Was soll die denn tun?« Tarzan stand auf und griff nach dem Brief. »Oskar in Schutzhaft nehmen? Gegen Dirk Hansen kann sie erst vorgehen, wenn bewiesen ist, dass er diesen Drohbrief zusammengekleistert hat. Lasst mich mal machen.« Er sagte, was er vorhatte.
    Seine drei Freunde sollten hier bleiben, um auf Oskar Acht zu geben. Im Ferienlager war er immer noch am sichersten.
    Es war ein heißer Tag, sonnig, ohne ein Wölkchen am Himmel.
    Tarzan radelte über die Landstraße zum Ort. Er kam am Campingplatz vorbei, wo Hochbetrieb herrschte. Die meisten Urlauber saßen noch beim Frühstück und lasen Zeitung. Welche? Den KREISBOTEN natürlich.
    In dieser Gegend war der KREISBOTE die führende Zeitung. Sicher – am Bahnhofskiosk und in den Zeitschriftenläden konnte man nahezu jede überregionale (nicht an ein bestimmtes Gebiet gebundene) Zeitung kaufen. Aber die Einheimischen begnügten sich mit dem KREISBOTEN. Darauf beruhte Tarzans Plan.
    Verlag und Redaktion waren in einer engen Nebenstraße hinter dem Kaufhaus untergebracht: in einem vierstöckigen Bürohaus mit viel Glas und einem Flachdach.
    Im Büro der Anzeigen-Annahme verwies man Tarzan an Herrn Kaus, den verantwortlichen Redakteur der Bezirksausgabe. Kaus saß in einem Büro, das Glaswände hatte. Wie in einem Aquarium, dachte Tarzan. Und so schien sich Herr Kaus auch zu fühlen. Freilich – wie ein Goldfisch sah er nicht aus, eher wie ein abgehetzter Terrier. Er qualmte aus einer

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