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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kriege ich – Gott sei Dank – nie.
    *
    Nach dem Frühstück verteilte Rasputin die Post.
    Die Jungen gingen leer aus, was sie nicht erschütterte, denn Eltern sind nun mal schreibfaul und schicken doch nur Ermahnungen. Aber Gaby bekam einen Brief.
    »Nanu?« Sie drehte den Umschlag in der Hand und blies gegen den goldblonden Pony.
    »Zeig mal her!« Peter Carsten, ständig und überall Tarzan genannt, grapschte nach dem Brief.
    Aber Gaby klatschte ihm auf die Finger und sagte: »Pfoten weg! Ist mein Brief.«
    »Komischer Brief.«
    Tarzan hatte gesehen, dass die Anschrift – An Gabriele Glockner, Ferienlager und so weiter – weder mit der Hand noch mit der Schreibmaschine geschrieben war. Vielmehr hatte jemand Druckbuchstaben aus einer Zeitung ausgeschnippelt und aufgeklebt.
    »Kein Absender«, sagte Klößchen, der erwartungsvoll dabeistand. »Was ist nun? Machste ihn auf?«
    Gaby sah die drei Jungen an. »Und da sagt man immer, Mädchen wären neugierig.«
    »Wir sind nicht neugierig«, meinte Karl, »sondern nur besorgt. Vielleicht schickt dir jemand eine geschickt verpackte Klapperschlange, weil du so tierlieb bist.«
    »Vielleicht ist eine Brillenschlange drin«, erwiderte Gaby – mit einem Seitenhieb auf Karl, der auch gleich an seiner Nickelbrille rückte.
    Aber dann spannte sie die drei nicht länger auf die Folter, sondern riss den Umschlag auf. Als der Briefbogen entfaltet war, bot sich ein ähnliches Bild: Der Absender hatte ganze und halbe Worte aus einer Zeitung ausgeschnitten, zum Text zusammengefügt und aufgeklebt.
    Tarzan sah Gaby über die Schulter, wobei ihn ihr seidiges Haar am Hals kitzelte. Was er las, war wie ein Tritt vors Schienbein.
    »Du widerwärtiges Straßenmädchen, du verdienst einen Denkzettel. Dir soll der Hochmut vergehen. Wenn ich deinen Hund umgebracht habe, wirst du bedient sein. Dein Köter lebt nicht mehr lange – ist schon so gut wie Tod.‹
    Tatsächlich stand » Tod« da statt »tot«. Nach dem Eigenschaftswort hatte der Absender in seiner Zeitung offenbar vergebens gesucht.
    Gaby ließ das Blatt sinken. Aus entsetzten Augen blickte sie um sich.
    »Das.., das.., Unerhört! So eine Gemeinheit! Tarzan, der.., der will Oskar umbringen!«
    Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel, der ihr zu Füßen
     
    saß, war das Maskottchen und erklärter Liebling der vierFreunde. Jetzt fühlte er sich angesprochen. Er hob den Kopf, sah sein Frauchen an und wedelte freundlich.
    »Eher geht die Welt unter«, sagte Tarzan grimmig. »Aber ich glaube, nur einer wird untergehen: Dieser Schweinekerl, der den Brief verzapft hat. So ein Scheusal! Hinterhältig und feige. Hast du ne Ahnung, wer das ist?«
    Gaby schüttelte heftig den Kopf, hielt aber so plötzlich inne, dass ihr Kopf in schräger Position verharrte. Ihre langen Haare rutschten zur linken Schulter.
    »Dirk Hansen!«, sagte sie.
    »Klar wie Kloßbrühe«, nickte Karl.
    »Klar wie Kakao«, stimmte Klößchen zu.
    »Mir ist überhaupt nichts klar«, sagte Tarzan. »Wer ist Dirk Hansen?«
    »Ein Rüpel«, sagte Gaby.
    In diesem Moment ging Rasputin, der bärtige Betreuer, an ihnen vorbei. Er hörte Gabys Worte. Sofort blieb er stehen. »Ist was?«
    Gaby hielt ihm den Brief hin.
    Rasputin las dreimal, strähnte dabei seinen Bart, schüttelte den Kopf und machte ein bestürztes Gesicht.
    »Ist das ernst zu nehmen?«
    »Wenn’s um Oskar geht«, sagte Gaby heftig, »nehme ich alles ernst. Da riskiere ich nichts.«
    »Sie weiß, wer dahinter steckt«, sagte Tarzan.
    »Ich vermute es«, stellte Gaby richtig. »Das heißt: Ich bin mir sicher. Aber beweisen kann ich’s natürlich nicht. Und der Mistkerl wird’s abstreiten. Und seine Wut an Oskar auslassen.«
    Tränen traten in ihre Augen, teils aus Zorn, teils aus Entsetzen über so viel Unmenschlichkeit. Sie bückte sich, streichelte Oskar, nahm ihn dann auf den Arm, was er natürlich prima fand. Er legte den Kopf auf ihre Schulter und seufzte andächtig.
    »Kommt, wir gehen auf mein Zimmer«, sagte Rasputin.
    Bis jetzt hatten sie im Gemeinschaftsraum gestanden. Die kleineren Kinder wurlten um sie herum, waren mit Küchendienst beschäftigt, wurden aber aufmerksam und machten lange Ohren.
    In Rasputins Zimmer herrschte Platzmangel. Den einzigen Stuhl kriegte Gaby, Rasputin setzte sich auf sein Bett. Die Jungs nahmen Platz auf dem Teppich, wobei Klößchen sich abmühte, wie Tarzan im Schneidersitz zu hocken. Aber das erfordert Gelenkigkeit, was nicht Klößchens Stärke ist.
    »Dann

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