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Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Titel: Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Rammstedt
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sagte ich, von mir aus
könnte der Roman ruhig tausend Seiten haben. Und dann habe ich noch gesagt,
dass ich hoffe, Sie würden das hier niemals abhören. Ich habe gesagt, dass ich
gern den Code für Ihre Fernabfrage hätte, um die Nachricht zu löschen. Ich habe
»Verzeihen Sie« gesagt, sooft es noch ging. Dann habe ich aufgelegt, das
Telefon in den Gully geworfen und mich wieder zu Ihnen umgedreht. Sie standen
unverändert da. So war das, Herr Willis. Und ich erzähle es Ihnen nur, weil ich
ab jetzt keine Geheimnisse mehr vor Ihnen haben will.
    Ihr
    Tilman (Rammstedt)
    Er habe vor Kurzem angefangen, Sport zu treiben, sagte mein
ehemaliger Bankberater. Und dann habe er wieder damit aufgehört. »Ich
bringe Dinge eben gern zu Ende«, sagte er.

Sehr geehrter Herr Willis,
    es geht nicht weiter, das wissen wir beide. Die Erde unter
Ihren Fingern ist mittlerweile so hart, dass sie beim besten Willen nichts mehr
von sich hergibt. Mit den Nägeln kratzen Sie noch eine Zeit lang hinein, dann
richten Sie sich auf, strecken den verspannten Rücken und pressen ein paarmal
die Augen zusammen. Kurz müssen Sie sich an mir festhalten. »Okay«, sagen Sie.
    Schweigend schauen wir in den angefangenen Tunnel, auch wenn es dort
nicht besonders viel zu sehen gibt. Der Schacht ist nicht länger als mein Unterarm
und kaum breiter als Ihrer. Schon jetzt beginnt die Erde an den Rändern
herunterzubröckeln. Wir halten sie nicht davon ab.
    »Das wird wahrscheinlich nicht reichen«, sage ich.
    Sie wischen sich mit der Hand über die Stirn. »Wahrscheinlich
nicht.«
    »Man könnte es noch einmal weiter drüben versuchen.«
    »Das könnte man«, sagen Sie.
    »Aber groß anders wird es da nicht sein.«
    »Nicht groß«, sagen Sie.
    »Mit Schaufeln wäre es einfacher«, sage ich.
    »Schaufeln«, sagen Sie.
    Wir sehen uns halbherzig um. Als ob hier irgendwo Schaufeln
herumliegen würden, als ob es jetzt wirklich um Schaufeln ginge.
    »Hunde können gut graben«, sage ich.
    »Und Dachse«, sagen Sie.
    »Wir haben aber nur einen Hund«, sage ich. »Und der ist tot.«
    Sie schauen prüfend auf das verdrehte, staubige Tier. »Sieht so
aus«, sagen Sie.
    Dämmerlicht würde uns jetzt gut stehen, aber dafür ist es noch zu
früh. Mit dem Fuß fege ich ein paar Krümel Erde in das Loch. »Das reicht noch
nicht mal als Grab für den Hund«, sage ich.
    Sie überlegen kurz. »Nicht für den ganzen«, sagen Sie.
    Ein Auto fährt vorbei, das Radio laut aufgedreht. Wir hören Bässe
und wie sie wieder verklingen. Es sind noch mehr als fünfzehn Stunden übrig.
Das ist reichlich Zeit, aber ich habe keine Ahnung, wofür.
    Ob Sie noch irgendeine
Idee hätten, frage ich. Sie schütteln den Kopf. »Ich auch nicht«, sage
ich, und es klingt fast erleichtert. Ich will gar keine Idee mehr haben. Ich will
nichts mehr versuchen. Ich will die verbleibende Zeit einfach mit Ihnen hier
stehen bleiben und darauf warten, dass nichts geschieht.
    Sie denken sehr leise, Herr Willis. Ich kann es kaum hören, Sie
können es selbst kaum hören, weil sich alles davonmacht, der lächerliche Neid
und die versickerte Zuversicht, der Trotz macht sich davon und das Aufbäumen. Der
Schmerz macht sich davon, im Bein, im Arm und überall, Ihre Wut macht sich
davon, die Wut auf mich, die Wut auf sich, auf die Umstände, die ganze
Umständlichkeit. Ihre Müdigkeit macht sich davon. Vorsätze, Verpflichtungen und
alles Sehnsüchtige machen sich davon, der Missmut, die penetrante Traurigkeit, der Stolz, die Entschiedenheit.
Und eigentlich sollte doch jetzt genug Platz sein für alles andere, aber da ist
kein Platz, alles wird nur kleiner, bis es wieder passt, und nichts ist still
und nichts ist leer und nichts dringend, außer nun zu gehen, sofort zu gehen,
weil die Beine das so wollen und weil Sie nicht wissen, auf wen sie sonst hören
sollten.
    »Scheiß aufs glückliche Ende«, sage ich, als Sie schon fast außer
Sichtweite sind.
    Ihr
    Tilman Rammstedt
    Ob er nicht mal rausgehen wolle, fragte ich meinen ehemaligen
Bankberater, als er am Abend immer noch genauso in Pyjama und Krawatte am
Frühstückstisch saß, wie ich ihn am Morgen zurückgelassen hatte. »Wohin denn?«,
fragte er, und ich zuckte mit den Schultern. »Einfach nur raus«, sagte ich. »In
die Welt.« Er nahm seine Kaffeetasse in die Hand und stellte sie zurück auf den
Tisch. Das habe er versucht, sagte er, aber er wisse nie genau, wo die Welt
anfange. »Das ist das Problem«, sagte er, als wäre es das tatsächlich.

Sehr

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