Abenteuer mit Archimedes, Pythagoras & Co.
Taschentuch und sagte: »Wie versprochen, das Tuch der Prinzessin für den Ritter mit dem Goldtopf.«
Olli steckte es sich mit einer Verbeugung ein. »Ohne Simons Hilfe hätte es den Regenbogen aber nicht gegeben. Er hat auch eine Belohnung verdient.«
Tanja lächelte hoheitsvoll, trat an mich heran und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Dihydrogen-Monoxid
»Unwissenheit ist, wenn man die Fakten nicht kennt«, pflegte Opa zu sagen. »Dummheit ist, wenn man seine Unwissenheit leugnet.« Es brauchte einiges, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Normalerweise vergab er Fehler, entschuldigte Unaufmerksamkeit, sah über schlechte Laune hinweg und verzieh Unwissenheit.
Doch Dummheit regte ihn auf.
Wir saßen nach dem Abendessen beisammen und schauten fern. Ich durfte heute den
Tatort
sehen, weil ich den Rasen gemäht hatte. Bevor der anfing, lief eine Reportage.
Eine Einkaufsstraße, eine Reporterin, viele Passanten. Die Reporterin sprach einen älteren Herrn an: »Wissen Sie, dass das Bundesamt für Lebensmittelchemie herausgefunden hat, dass im Bier Ethanol enthalten ist?«, fragte sie. »Was halten Sie davon?«
»Was?«, kam als Antwort. »Das ist nicht zu fassen.« Er schüttelte ungläubig den Kopf, nuschelte etwas von »denen da oben« und machte sich wieder auf den Weg.
Der Reporter hielt einer Frau das Mikrofon vor die Nase. »Ethanol schädigt Nieren und Leber, aber es desinfiziert auch. Es befindet sich in Ihrem Bier. Was halten Sie davon?«
Die Frau schaute ungläubig in die Kamera. »Da stecken doch die Amis dahinter oder die Russen. Oder die Regierung!« Sie wandte sich um und ging in den Laden zurück, wahrscheinlich um das Bier umzutauschen.
»Wat für’n Zeug?«, fragte ein dicker Glatzkopf mit Tätowierung am Arm. »Wat macht’n dat?«, fragte er und nuckelte an seiner Flasche, rülpste und schloss: »Mir wurscht!«
Opa schüttelte den Kopf und schaltete den Fernseher aus. »Unglaublich, diese Idioten!«, rief er und erntete einen missbilligenden Blick von Oma. »Entschuldige«, brummelte er und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
»Nun«, er wandte sich an mich, »welcher von den Geistesgrößen, die wir gerade gesehen haben, ist wohl der Schlaueste – oder der Dümmste? Was dir lieber ist.«
Tja, aufgepasst hatte ich nicht so richtig. »Der Dicke zum Schluss, der hatte keine Ahnung und hat es trotzdem getrunken.«
»Das war der Schlaueste in der Runde, wenn du mich fragst. Immerhin hat er keinen Hehl daraus gemacht, dass er keine Ahnung hat. Und er hat nachgefragt. Auf eine eigenwillige Art und Weise, aber immerhin. Die anderen Esel haben etwas gehört, keine Ahnung von nichts gehabt, aber reagiert, als ob. Pfffh!«
Was Ethanol eigentlich war, wusste auch ich nicht und würde es heute Abend sicher nicht mehr herausfinden, denn Opa schaltete den Fernseher wieder ein – rechtzeitig zum
Tatort
.
Nachdem Kommissar Ballauf den Mörder in Handschellen abgeführt hatte, ging ich ins Bett und jagte als Kommissar Simon noch unzählige Mörder und Diebe, bis ich endlich einschlief. Darüber vergaß ich die Nachrichtensendung, die Opa so aufgeregt hatte. Als ich am nächsten Morgen ausgeschlafen am Frühstückstisch erschien, trällerte Oma ein Lied und Opa runzelte die Stirn über einem Brief.
»Guten Morgen, Sonnenschein!«, rief Oma.
»Hallo, Pirat!«, begrüßte mich Opa.
»Morgen«, sagte ich und machte mich über den Kakao her.
Opa hob warnend den Finger. »Nicht so schnell und nicht so viel!«
Ich hielt überrascht inne. »Ist aber gar nicht mehr heiß!«
»Ja, aber da ist DHMO drin«, entgegnete Opa und deutete auf den Brief. »Kam vor ein paar Minuten rein. Vom Ministerium für Lebensmittelsicherheit. Kakao, Joghurt, Käse, wahrscheinlich alle Milchprodukte sind mit Dihydrogen-Monoxid verseucht.«
Mein Mund klappte auf. »Ist das schlimm?«
Opa zuckte mit den Schultern. »Wenn man erst einmal süchtig ist, gibt es kein Zurück mehr.«
Wie schrecklich!
»Die mästen wohl die Kühe damit. Diese geben dann mehr Milch.«
Unglaublich!
»Die Nebenwirkungen sind noch nicht bekannt, schreibt Davide.«
»Wer ist Davide?«, unterbrach Oma und brachte den Kaffee.
»Ein Freund vom Institut für Ernährungsforschung.«
»Warum tun die denn so was?«, fragte ich.
»Wirtschaftliche Interessen. Wenn die Kühe mehr Milch geben, ist die Produktion billiger. Das senkt die Preise im Supermarkt, Milch wird verkauft, der Profit steigt und die Konkurrenz hat das Nachsehen. Die Regierung
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