Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Stämmen des Hochwaldes hindurch, wie die Rothhäute unter dem Strauchwerk ihrer Wälder. Bald war die kleine Truppe an der engen Schlucht angekommen, die den Anfang des Hohlweges bildete. Hier begann ein schmaler Gang zwischen zwei Granitmauern, welcher zum Abhang der steilen Granitwand führte. In diesem Gange in der Mitte etwa befand sich an einer durch Einsturz erweiterten Stelle die von der Löwentruppe bewohnte Höhle.
Der Buschmann ergriff nun folgende Maßregeln: Sir John Murray, einer der Eingeborenen und er sollten sich allein am oberen Rande des Hohlweges hinschleichen. Sie hofften so bis an die Höhle zu kommen, und die fürchterlichen Bewohner herauszutreiben, so daß sie bis an das untere Ende des Hohlweges gejagt würden. Dort sollten sich die beiden jungen Europäer nebst den beiden Buschmännern auf den Anstand stellen und die Fliehenden mit Bogen-und Flintenschüssen empfangen.
Der Ort eignete sich vorzüglich zu diesem Manoeuvre. Eine mächtige Sykomore stand dort, welche das benachbarte Gehölz überragte. Ihr vielfaches Gezweig bot einen sichern Posten dar, welchen die Löwen nicht erreichen konnten. Man weiß, daß diese Thiere nicht wie die ihnen geschlechtsverwandten Katzen die Fähigkeit besitzen, auf die Bäume zu klettern. Auf eine gewisse Höhe postirte Jäger konnten ihrem Sprunge ausweichen und unter günstigen Umständen auf sie schießen.
Das gefährliche Werk sollte also von Mokum, Sir John und einem der Eingeborenen ausgeführt werden. Auf eine Bemerkung William Emery’s erwiderte der Jäger, es gehe nicht anders an, und bestand darauf, daß keine Aenderung in seiner Anordnung getroffen würde. Die jungen Leute fügten sich seinen Gründen.
Bewaffnete Haussuchung. (S. 114.)
Der Tag graute. Der Gipfel des Berges erglänzte wie eine Fackel unter dem Reflex der Sonnenstrahlen. Nachdem der Buschmann zugesehen, wie sich seine vier Begleiter auf den Zweigen der Sykomore zurechtgesetzt, gab er das Zeichen zum Fortgang. Sir John, der eine Buschmann und er stiegen bald den geschlängelten Fußpfad der rechten Wand des Hohlweges entlang.
Sir John sank in die Kniee. (S. 116.)
Die drei kühnen Jäger kamen auf diese Weise ungefähr fünfzig Schritte vorwärts, wobei sie manchmal anhielten und den engen, vor ihnen liegenden Gang beobachteten. Der Buschmann zweifelte nicht, daß die Löwen, nach ihrem nächtlichen Ausflug in ihr Obdach zurückgekehrt seien, entweder um ihre Beute zu verschlingen oder der Ruhe zu genießen. Vielleicht konnte man sie schlafend überraschen, und schnell mit ihnen fertig werden. Eine Viertelstunde nachdem sie in den Eingang des Engpasses gedrungen, kamen Mokum und seine zwei Begleiter vor der Höhle an, wo Michael Zorn es ihnen angegeben hatte. Dort kauerten sie auf dem Boden und untersuchten das Lager der Thiere.
Es war eine ziemlich geräumige Höhlung, deren Tiefe man nicht schätzen konnte. Ueberreste von Thieren, Haufen von Knochen versperrten den Zugang. Man konnte sich nicht täuschen, es war der von dem Oberst Everest bezeichnete Zufluchtsort der Löwen.
In diesem Augenblicke jedoch schien, der Meinung des Jägers entgegen, die Höhle verlassen. Mokum kroch, die Flinte im Arme, auf den Knieen bis an den Eingang heran. Ein einziger Blick zeigte, daß sie leer sei. Dieser Umstand, auf den man nicht gerechnet, ließ ihn augenblicklich seinen Plan ändern. Seine von ihm herbeigerufenen Begleiter waren sofort bei ihm.
»Sir John, sagte der Jäger, unser Wild ist nicht in seinen Schlupfwinkel zurückgekehrt, aber es wird nicht lange mehr dauern, bis es kommt. Ich denke, wir thun gut, uns an seiner Stelle hier einzuquartieren. Es ist besser, belagert zu werden, als solche Patrone zu belagern, besonders wenn man eine Hilfsarmee an den Thoren des Platzes hat. Was halten Euer Gnaden davon?
– Ich denke wie Sie, Buschmann, antwortete Sir John Murray. Ich stehe unter Ihrem Befehl und gehorche Ihnen.«
Mokum, Sir John und der Eingeborene drangen in die Höhle ein. Dies war eine tiefe Grotte, besäet mit Knochen und blutigem Fleisch.
Nachdem man sich überzeugt, daß sie vollständig leer war, beeilten sich die Jäger, den Eingang vermittelst großer Steine zu verbarrikadiren, welche sie nicht ohne Mühe hinrollten und übereinander thürmten. Die Zwischenräume der Steine wurden mit trockenen Zweigen und Strauchwerk verstopft, mit welchem die Schlucht angefüllt war.
Diese Arbeit erforderte nur wenige Minuten, da der Eingang zur Grotte
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