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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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zum Tausendstel einer Secunde erhalten hatte, d.h. mit absoluter Genauigkeit.
    Am folgenden Morgen, den 2. Juli, wurde das Lager bei Tagesgrauen abgebrochen. Der Oberst Everest wollte so bald als möglich bei seinen Begleitern sein, da es ihn drängte zu wissen, ob die Eroberung des Berges nicht zu theuer erkauft worden sei. Die Wagen machten sich unter Leitung des Forelopers auf den Weg, und zu Mittag waren alle Mitglieder der wissenschaftlichen Commission wieder beisammen; es fehlte Niemand. Die verschiedenen Vorfälle beim Kampf gegen die Löwen wurden erzählt und die Sieger warm beglückwünscht.
    Im Verlauf des Morgens maßen Sir John Murray, Michael Zorn und William Emery von der Höhe des Berges die Winkel-Distanz einer neuen, einige Meilen westlich vom Meridian gelegenen Station. Die Operationen konnten also ohne Verzug fortgesetzt werden. Die Astronomen nahmen auch die Zenithalhöhe einiger Sterne auf, und berechneten die Breite des Bergkegels, woraus Nicolaus Palander schloß, daß ein zweites Stück des Meridianbogens von der Größe eines Grades durch die letzten trigonometrischen Messungen erlangt worden war. Es waren demnach in Summa zwei Grade von der Basis an, zu einer Reihe von fünfzehn Dreiecken abgeleitet.
    Die Arbeiten wurden augenblicklich fortgesetzt und unter befriedigenden Verhältnissen erledigt; man konnte hoffen, daß kein physisches Hinderniß sich ihrer gänzlichen Vollendung entgegenstellen werde. Während fünf Wochen zeigte sich der Himmel den Beobachtungen günstig. Die etwas ungleiche Gegend eignete sich zur Errichtung von Lichtspiegeln. Unter Leitung des Buschmanns wurden die Lagerplätze regelrecht eingerichtet. An Lebensmitteln fehlte es niemals, da die Jäger der Karawane, Sir John an der Spitze, dieselbe unaufhörlich mit Fleisch versorgten. Der ehrenwerthe Engländer konnte nicht mehr die verschiedenen Antilopen oder Büffel zählen, die unter seinen Kugeln fielen. Alles ging auf’s Beste, auch der allgemeine Gesundheitszustand war befriedigend. Das Wasser war in den Erdspalten noch nicht selten geworden. Endlich die Zwistigkeiten zwischen dem Oberst Everest und Mathieu Strux schienen zur großen Freude ihrer Gefährten sich zu legen. Einer wetteiferte mit dem andern, und man konnte schon den bestimmten Erfolg voraussehen, als ein locales Hinderniß die Beobachtungen eine Weile hemmte, und die nationale Eifersucht auf’s Neue anfachte.
    Es war am 11. August. Seit dem vorigen Tage zog die Karawane durch eine waldige Landstrecke, worauf Forste und Schläge sich meilenweit aneinander reihten.

     
    Aber sie haben einen gewaltigen Schweif. (S. 117.)
     
    An diesem Morgen hielten die Wagen vor einem unendlichen Hochwalde, der sich weit über den Horizont hinaus erstreckte. Es giebt nichts Imposanteres, als diese grünen Massen, welche gleichsam einen hundert Fuß über dem Erdboden aufgehängten Vorhang bildeten. Keine Schilderung könnte von den schönen Bäumen eines afrikanischen Waldes ein richtiges Bild geben.
     

    John Murray erholt sich von den Strapazen der Jagd. (S. 126.)
     
    Da trifft man im bunten Gemisch der verschiedensten Wohlgerüche, den »
Gunda
«, den »
Mosokoso
«, den »
Mukomdu
«, ein treffliches Schiffsbauholz, die dickstämmigen Ebenholzbäume vom schönsten Schwarz, die »
Bauhinia
« mit den Eisenfasern, »
Buschneras
« mit orangegelben Blüthen, prachtvolle »
Roodeblatts
« mit weißlichem Stamm und carmoisinrothem Laube, Tausende von »
Guajacs
«, die zum Theil fünfzehn Fuß im Umfang maßen. Aus diesem tiefen Dickicht vernahm man ein großartiges Brausen, gleich dem Tosen der Brandung an felsiger Küste. Es war der Wind, welcher durch das mächtige Gezweig strich.
    Auf eine Frage des Oberst Everest an den Jäger erwiderte dieser:
    »Es ist der Ravuma-Wald!
    – Wie breit ist er von Ost nach West?
    – Fünfundvierzig Meilen.
    – Und seine Tiefe von Süd nach Nord?
    – Zehn Meilen ungefähr.
    – Und wie werden wir durch diese dichte Baummasse kommen?
    – Wir werden gar nicht durchkommen, antwortete der Jäger. Es bleibt uns nur übrig, den Wald entweder östlich oder westlich zu umgehen.«
    Die Leiter der Expedition befanden sich, als sie diese so bestimmten Antworten des Buschmanns vernahmen, in großer Verlegenheit. Man konnte offenbar auf dem in diesem Walde vollständig flachen Terrain keinen Zielpunkt aufstellen. Ihn zu umgehen, d.h. sich zwanzig bis fünfundzwanzig Meilen auf der einen oder andern Seite des Meridians zu entfernen,

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