Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Engländer durch einen Schlag mit dem Schweife der noch kräftigen Löwin. Der Eingeborene, gerade vor die Brust getroffen, blieb bewegungslos liegen. Sir John hielt sein Bein für zerschmettert, und fiel auf die Kniee. Aber als eben das Thier auf ihn loskam, ward es von einer Kugel des Buschmanns getroffen, die auf einem Knochen in seinem Körper explodirte.
In diesem Augenblick erschienen Michael Zorn, William Emery und die beiden Buschmänner an der Biegung des Engpasses, um zur rechten Zeit Theil am Kampfe zu nehmen. Zwei Löwen und ein Weibchen waren den tödtlichen Angriffen der Kugeln und Pfeile erlegen. Doch waren noch die überlebenden, die zwei andern Weibchen und das Männchen, dem ein Schuß Sir John’s die Tatze zerschmettert hatte, zu fürchten. Indessen thaten in diesem Augenblick die von sicherer Hand gehandhabten gezogenen Büchsen ihren Dienst. Eine zweite Löwin fiel, von zwei Kugeln im Kopf und in der Seite getroffen. Der verwundete Löwe und das dritte Weibchen machten darauf einen erstaunlichen Satz über die Köpfe der jungen Leute fort und verschwanden um die Biegung des Hohlweges, zum letzten Mal noch von zwei Kugeln und zwei Pfeilen begrüßt.
Sir John jubelte mit triumphirendem Hurrah, die Löwen waren besiegt. Vier Cadaver lagen auf dem Boden.
Jetzt bemühte man sich um Sir John, und mit Hilfe seiner Freunde konnte er aufstehen; glücklicherweise war sein Bein nicht gebrochen. Der Eingeborene, den ein Stoß mit dem Kopfe niedergeworfen hatte, kam nach einigen Minuten wieder zu sich, da ihn nur die Heftigkeit des Stoßes betäubt hatte …
Eine Stunde später hatte die kleine Truppe das Gehölz wieder erreicht, wo die Pferde angebunden waren.
»Nun, sagte Mokum jetzt zu Sir John, ist Ew. Gnaden mit den afrikanischen Rebhühnern zufrieden?
– Entzückt, erwiderte Sir John, sein gequetschtes Bein reibend, entzückt. Aber was haben sie für einen Schweif, wackerer Buschmann, was für einen gewaltigen Schweif!«
Dreizehntes Capitel.
Mit Hilfe des Feuers.
Währenddessen warteten der Oberst Everest und seine Collegen mit sehr natürlicher Ungeduld auf das Resultat des am Fuße des Berges bestandenen Kampfes.
Wenn die Jäger Erfolg hatten, so sollte sich in der Nacht der Lichtspiegel zeigen.
Man begreift die Ungeduld, mit welcher die Gelehrten den Tag verbrachten. Ihre Instrumente waren bereit; man hatte sie auf den Berggipfel gerichtet, so daß man im Feld des Fernrohres auch den kleinsten Schimmer wahrgenommen hätte. Sollte sich dieser Schimmer aber zeigen?
Der Oberst Everest und Mathieu Strux genossen keinen Augenblick der Ruhe. Nur Nicolaus Palander, wie immer vertieft, vergaß in seinen Rechnungen, daß eine Gefahr seine Collegen bedrohe. Man werfe ihm nicht originellen Egoismus vor! – Man konnte von ihm sagen, wie vom Mathematiker Bouvaret: »Er wird erst aufhören zu rechnen, wenn er aufhören wird zu leben.« Und vielleicht wird Nicolaus Palander zu leben aufhören, weil er aufhören wird zu rechnen!
Man muß indeß sagen, daß die beiden englischen und russischen Gelehrten wenigstens ebensoviel an die Ausführung ihrer Operationen, als an die Gefahren, die ihre Freunde liefen, dachten. Sie würden selbst diesen Gefahren getrotzt haben, eingedenk, daß sie der kämpfenden Wissenschaft angehörten. Doch beschäftigte sie das Resultat. Ein physisches Hinderniß konnte, wenn es nicht zu überwinden war, entschieden ihre Arbeiten aufhalten, oder wenigstens sie verzögern. Die Angst der beiden Astronomen während dieses endlosen Tages ist leicht zu begreifen. Endlich kam die Nacht. Der Oberst Everest und Mathieu Strux sollten jeder eine halbe Stunde lang beobachten, und stellten sich abwechselnd vor das Glas des Fernrohres. Mitten in der Finsterniß sprachen sie kein Wort, und lösten sich mit chronometrischer Pünktlichkeit ab. Jeder war ungeduldig gespannt, zuerst das Signal zu bemerken.
Die Stunden verflossen. Mitternacht war vorüber, und Nichts war auf dem finstern Bergkegel erschienen. Endlich, um drei Viertel drei Uhr Morgens, erhob sich der Oberst Everest kalt und sagte einfach nur:
»Das Signal!«
Das Glück hatte ihn zum großen Aerger seines russischen Collegen begünstigt, der selbst die Erscheinung der Reverberen bestätigen sollte. Doch bezwang sich Mathieu Strux und sprach kein Wort.
Die Aufnahme wurde nun mit ängstlicher Vorsicht genommen und nach wiederholten Beobachtungen ergab der gemessene Winkel 73°58’ 42” 413. Man sieht, daß man dieses Maß bis
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