Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Prämie von hundert Pfund! Und seit vier Tagen, da er in diesen Einöden umherirrte, hatte der berühmte Astronom von Helsingfors seine Zeit damit zugebracht!
Mit ruhigem Blick und sicherer Hand. (S. 103.)
Zwölftes Capitel.
Eine Station im Sinne Sir John’s.
Endlich hatte man also den russischen Rechner wiedergefunden. Als man ihn fragte, wie er in diesen vier Tagen gelebt habe, konnte er es nicht sagen.
Mokum vor der Löwenwohnung. (S. 114.)
Hatte er Bewußtsein von den Gefahren, in welchen er sich befand? Das war nicht wahrscheinlich. Als man ihm den Vorfall mit den Krokodilen erzählte, wollte er es nicht glauben und hielt die Sache für einen Scherz. Hatte er Hunger? Nicht im Mindesten. Er hatte sich von Ziffern genährt und so gut, daß er diesen Fehler in seiner Logarithmentabelle entdeckte.
In Gegenwart seiner Collegen wollte Mathieu Strux aus nationaler Eigenliebe seinem Landsmann keinen Vorwurf machen; doch hat man Grund zu glauben, daß der russische Astronom unter vier Augen einen derben Verweis von seinem Chef erhielt, nebst der Aufforderung, sich künftig nicht mehr von seinen logarithmischen Studien fortreißen zu lassen.
Die Operationen wurden sofort wieder aufgenommen, und einige Tage lang ging Alles nach Wunsch. Ein klares und reines Wetter begünstigte die Beobachtungen, sowohl bei der Winkelmessung der Stationen als bei den Zenithaldistanzen. Es wurden neue Dreiecke dem Netz hinzugefügt und ihre Winkel durch vervielfachte Beobachtung genau bestimmt.
Am 28. Juni hatten die Astronomen geodätisch die Basis ihres fünfzehnten Dreiecks erhalten. Ihrer Schätzung nach mußte dieses Dreieck ein Stück des Meridians zwischen dem zweiten und dritten Grad umfassen. Um dasselbe völlig zu kennen, blieben noch die beiden anstoßenden Winkel zu messen, indem man auf eine an seiner Spitze gelegene Station visirte.
Dort bot sich indeß eine physische Schwierigkeit dar. Das Land, so weit man sehen konnte, war mit Gehölz bedeckt, und eignete sich nicht zur Errichtung von Signalen. Sein ziemlich starker Abfall von Süd nach Nord machte, wenn auch nicht die Aufstellung, so doch die Sichtbarkeit von Signalstangen schwierig. Ein einziger Punkt konnte zur Aufstellung einer Reverbere dienen, doch ziemlich entfernt. Es war die Spitze eines 1200 bis 1300 Fuß hohen Berges, der ungefähr dreißig Meilen weit nordwestlich emporragte. Unter diesen Umständen würden also die Seiten des fünfzehnten Dreiecks über 20,000 Toisen lang werden, eine Länge, die zuweilen bei trigonometrischen Vermessungen vierfach vorkommt; aber die Mitglieder der englisch-russischen Commission hatten sie noch nicht erreicht. Nach reiflicher Ueberlegung entschieden die Astronomen sich für die Aufstellung einer elektrischen Reverbere auf dieser Berghöhe, und entschlossen sich, Halt zu machen, bis das Signal errichtet sei. Der Oberst Everest, William Emery und Michael Zorn, begleitet von drei Matrosen und zwei durch den Foreloper angeführten Buschmännern wurden nach der neuen Station abgeschickt, um den Leuchtspiegel, der für eine Nachtoperation dienen sollte, aufzustellen. Die Entfernung war zu groß in der That, um eine Beobachtung bei Tage mit hinreichender Sicherheit wagen zu können.
Die kleine Truppe brach am Morgen des 28. Juni auf, versehen mit Instrumenten, Apparaten und Lebensmitteln, welche Maulesel trugen. Der Oberst Everest rechnete darauf, erst am nächsten Morgen am Fuß des Berges anzukommen, und im Fall die Besteigung irgend welche Schwierigkeiten machte, konnte die Reverbere frühestens in der Nacht vom 29. zum 30. aufgestellt werden. Die im Lager zurückgebliebenen Beobachter durften also vor sechsunddreißig Stunden wenigstens nicht den Lichtpunkt ihres fünfzehnten Dreiecks suchen.
Während der Abwesenheit des Obersten Everest überließen sich Mathieu Strux und Nicolaus Palander ihren gewöhnlichen Beschäftigungen. Sir John Murray und der Buschmann durchstreiften die Umgegend des Lagers und erlegten einige dem Antilopengeschlecht angehörige Thiere, deren es so verschiedene in den südafrikanischen Gegenden giebt. Sir John fügte sogar seiner Jagdbeute eine Giraffe hinzu, ein schönes Thier, das in den nördlichen Gegenden selten, aber auf den südlichen Ebenen ziemlich allgemein ist. Die Giraffenjagd wird von den Kennern als ein schöner »
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« betrachtet. Sir John und der Buschmann trafen auf eine Heerde von zwanzig Stück, die sehr scheu waren und denen sie auf nicht mehr als
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