Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
Vom Netzwerk:
Genauigkeit; und dies ist die mißlichste Arbeit der ganzen Dreieckmessung.
    Als Delambre und Méchain den Meridian Frankreichs von Dünkirchen bis Barcelona maßen, nahmen sie als Basis ihrer Triangulation eine Linie in gerader Richtung auf dem Wege von Melun nach Lieusaint im Departement Seine und Marne. Diese Basis hatte 12,150 Meter, und man brauchte zu ihrer Messung nicht weniger als fünfundvierzig Tage. Welche Mittel diese Gelehrten anwendeten, um eine mathematische Genauigkeit zu erhalten, wird die Operation der Herren Everest und Mathieu Strux lehren, welche in derselben Weise verfuhren, wie jene zwei französischen Astronomen. Man wird sehen, bis zu welchem Höhepunkt die Genauigkeit gehen sollte.
    Am 5. März begannen die ersten geodätischen Arbeiten, zum großen Erstaunen der Buschmänner, welche nichts davon verstanden. Die Erde mit sechs Fuß langen, eins an das andere gelegten Linealen zu messen, kam dem Jäger wie ein Gelehrtenspaß vor. Jedenfalls hatte er seine Schuldigkeit gethan. Man hatte von ihm eine völlig ebene Fläche verlangt, und er hatte sie geliefert.
    Die Stelle war in der That für die directe Messung einer Basis ausgewählt. Die mit kurzem, trockenem Rasen bedeckte Ebene erstreckte sich vollständig wagerecht, bis an die äußersten Grenzen des Horizonts. Sicherlich war man bei der Messung auf der Straße nach Melun nicht so begünstigt gewesen. In ihrem Rücken zog sich eine wellenförmige Hügelkette hin, welche die äußerste Südgrenze der Wüste Kalahari bildete. Im Norden ein unbegrenzter Raum. Nach Osten zu verlief die Abdachung des Plateaus von Lattaku in sanftem Falle.
    Westwärts wurde die Ebene noch niedriger, sumpfig und mit stagnirendem Wasser getränkt, woraus die Nebenflüßchen des Korana ihr Wasser zogen.
    »Ich denke, Herr Oberst, sagte Mathieu Strux, nachdem er diese Grasfläche in Augenschein genommen, wir können, sobald wir unsere Basis gelegt haben, hier auch den Endpunkt des Meridians festsetzen.
    – Ich muß Ihrer Ansicht beistimmen, Herr Strux, antwortete der Oberst Everest, sobald wir die Länge dieses Punktes genau gefunden haben. Man muß bei Uebertragung desselben auf die Karte erst untersuchen, ob nicht dieser Meridianbogen, wenn er weiter verfolgt wird, auf unübersteigliche Hindernisse stößt, welche die geodätische Operation aufhalten könnten.
    – Ich glaub’ es nicht, antwortete der russische Astronom.
    – Wir werden es ja sehen, erwiderte der englische Astronom. Wir wollen für’s Erste die Basis an dieser Stelle messen, weil sie sich für die Operation eignet, und dann werden wir entscheiden, ob es gut sein wird, sie durch eine Reihe von Hilfsdreiecken mit dem Dreiecknetz, welches der Meridianbogen durchschneiden soll, zu verbinden.«
    Nachdem man darüber einig geworden, beschloß man, ohne Verzug die Messung der Basis vorzunehmen.
    Die Ausführung mußte lange währen, da die Mitglieder der Commission mit strengster Genauigkeit zu Werke gehen wollten. Es handelte sich darum, die in Frankreich auf der Basis von Melun gemachten geodätischen Messungen an Genauigkeit zu übertreffen, Messungen, die indeß so vollkommen waren, daß eine neue, späterhin bei Perpignan am Südende der Triangulation gemessene Basis, die zur Bewährung der bei allen Dreiecken erforderlichen Berechnungen dienen sollte, auf einer Entfernung von 330,000 Toisen nur eine Differenz von 11 Zoll zwischen der directen Messung und der nur berechneten nachwies.
    Es wurde also Befehl zum Aufschlagen des Lagers gegeben und eine Art Buschmannsdorf, ein Kraal, auf der Ebene improvisirt. Die Wagen wurden wie wirkliche Häuser aufgestellt, und das Dorf in ein englisches und ein russisches Viertel getheilt, über welchen die Nationalfarben flaggten. In der Mitte befand sich ein gemeinsamer Platz. Jenseits der kreisrunden Wagenlinie weideten die Pferde und Büffel unter Aufsicht ihrer Hüter, und während der Nacht ließ man sie in die von den Wagen gebildete Umzäunung hinein, um sie vor der Raubgier wilder Thiere zu schützen, welche im Innern SüdAfrikas überall vorhanden sind. Mokum übernahm es, Jagden zur Verproviantirung des Dorfes anzustellen; und Sir John Murray, dessen Gegenwart bei der Messung nicht unumgänglich nöthig war, beschäftigte sich speciell mit der Beschaffung der Lebensmittel. Es kam in der That darauf an, die getrockneten Fleischvorräthe aufzuheben und der Karawane täglich frisches Wildpret zu liefern. Dank der Geschicklichkeit Mokum’s, seiner

Weitere Kostenlose Bücher