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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sucht der Gutsherr wie ein Patriach der Vorzeit eine neue Quelle, fette Wiesen, und richtet seinen Wohnort unter günstigeren Verhältnissen anderswo von Neuem auf.
    Dieser Gutsherr bezeichnete dem Obersten sehr erwünscht eine weite Ebene, die fünfzehn Meilen von da entfernt war, ein weites, flaches Terrain, das für geodätische Aufnahmen ganz geeignet sein mußte.
    Am folgenden Tage, den 5. März, brach die Karawane bei Tagesanbruch auf. Man zog den ganzen Vormittag weiter, ohne daß ein Zwischenfall die Einförmigkeit der Reise unterbrach, hätte nicht Sir John Murray auf 1200 Meter ein merkwürdiges Thier erlegt, ein Thier mit einem Ochsenmaul, langem weißen Schwanze und spitzen Hörnern auf dem Kopfe. Es war ein Gnu, ein wilder Ochse, der beim Niederstürzen ein dumpfes Gestöhn von sich gab.
    Der Buschmann war erstaunt, wie er das Thier, in solcher Entfernung so sicher getroffen, todt zu Boden stürzen sah. Dieses ungefähr fünf Fuß große Thier fügte der gewöhnlichen Mahlzeit eine erhebliche Quantität ausgezeichneten Fleisches zu, so daß die Gnu jetzt den Jägern der Karawane besonders anempfohlen wurden.
    Gegen Mittag erreichte man den von dem Gutsherrn bezeichneten Platz. Es war ein nach Norden zu unbegränzter Wiesengrund, dessen Boden keine Art Erhöhung aufwies. Man konnte sich keine für Ausmessung einer Basis günstigere Landstrecke denken. Deshalb kam der Buschmann, nachdem er den Platz genau untersucht, zum Oberst Everest und sagte:
    »Hier die gewünschte Ebene, Herr Oberst.«
Fußnoten
    1 Der zweihundertste Theil eines Millimeters.
     

Siebentes Capitel.
Eine Triangelbasis.
    Die geodätische Operation, welche die Commission vorzunehmen beabsichtigte, bestand in einer Triangulation zum Zwecke der Messung eines Meridianbogens. Nun würde die Ausmessung eines oder mehrerer Grade direct, vermittelst metallener Lineale oder Richtscheite, die man eins ums andere legt, in Hinsicht auf mathematische Genauigkeit eine gänzlich unausführbare. Zudem würde auf keinem Punkte der Erde irgend ein Terrain auf eine Strecke von mehreren hundert Meilen hinreichend eben sein, um zur Ausführung einer so mißlichen Operation dienlich sein zu können. Glücklicherweise kann man auf strengere Art zu Werke gehen, indem man das ganze Terrain, welches die Meridianlinie durchschneiden soll, in eine gewisse Anzahl »Luftdreiecke« theilt, deren Bestimmung verhältnißmäßig nur wenig schwer ist. Diese Dreiecke erhält man, indem man mittels genauer Instrumente, wie des Theodolits oder der Winkelmeßscheibe, auf künstliche oder natürliche Signale, wie Glockenthürme, Reverberen, Signalstangen visirt. Bei jedem Signal endigt ein Dreieck, dessen Winkel durch die obengenannten Instrumente mit mathematischer Genauigkeit bestimmt werden. In der That kann irgend ein Gegenstand – ein Glockenthurm am Tage, eine Reverbere des Nachts – mit vollkommener Genauigkeit von einem Manne mit scharfem, geübtem Blick aufgenommen werden, der vermittelst eines Fernglases, dessen Feld in ein Fadennetz getheilt ist, nach demselben visirt. So erhält man Dreiecke, deren Seiten oft mehrere Tausend Meilen lang sind. Auf diese Weise hat Arago die Küste von Valencia in Spanien bis an die Baleareninseln durch ein ungeheures Dreieck vereinigt, dessen eine Seite 82,550 Toisen lang ist.
    Nun kennt man nach einem geometrischen Grundsatze ein Dreieck vollständig, wenn man eine Seite und zwei Winkel desselben kennt, denn man kann dann sofort auf die Größe des dritten Winkels und die Länge der beiden andern Seiten schließen. Wenn man also zur Basis eines neuen Dreiecks eine Seite eines schon gebildeten Dreiecks nimmt, indem man die zusammenstoßenden Winkel an dieser Basis mißt, kann man auf diese Weise neue Dreiecke bilden, welche aufeinanderfolgend bis zur Grenze des zu messenden Bogens geführt werden.
    Durch diese Methode erhält man so die Längen aller geraden Linien, die im Netz der Dreiecke inbegriffen sind; und durch eine Reihe trigonometrischer Berechnungen kann man leicht die Größe des Meridianbogens bestimmen, welcher das Netz zwischen den beiden Endpunkten durchschneidet. Es ist soeben gesagt worden, daß ein Dreieck ganz erkannt ist, wenn man eine der Seiten und zwei seiner Winkel kennt. Nun kann man die Winkel genau vermittelst der Winkelmeßscheibe oder des Theodolits erhalten; doch muß man die erste Seite, die Basis des ganzen Systems, zuerst »direct auf dem Boden messen«, und zwar mit außerordentlicher

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