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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Rauschen, das sich über die Lichtung der Hütte näherte, und dichter Regen strömte in weißen Schleiern vom Himmel.
    Whip war fasziniert von der Schönheit des Gewitters, doch er ließ sich nicht täuschen. Er kannte sich aus mit den Wetterverhältnissen in den Rocky Mountains, deren verführerische, tödliche Schönheit das Hochland gefährlich machte. Obwohl es schon Frühsommer war, kühlte bei Sonnenuntergang die Luft in dieser Höhe recht plötzlich ab. Bis zum Aufgang des Mondes würde es frieren. Bis zum Morgen konnte Schnee liegen, der seinem Pferd bis zur Brust reichte. Und am nächsten Tag konnte der Schnee schon wieder geschmolzen sein.
    Oder auch einen Monat liegenbleiben, wie es in diesem Spätfrühling geschehen war.
    Der kümmerliche Vorrat, den Shannon hatte, würde sie kaum für zwei Wochen am Leben halten.
    »Wo zum Teufel ist Ihr Mann?« fragte Whip entnervt. »Sie brauchen ihn!«
    Shannon hoffte, daß es schon zu dunkel war und Whip den Schrecken in ihrem Blick nicht erkennen konnte. Cherokee hatte recht: Was immer auch passiert war, um Silent John verschwinden zu lassen, die Leute mußten glauben, daß er noch lebte, daß er jederzeit ohne Vorwarnung auftauchen, daß er immer noch einen Hirsch oder einen Mann auf tausend Meter Distanz mit dem Gewehr niederstrecken konnte.
    »Silent John ist, wo immer er sein möchte«, sagte Shannon kurz angebunden.
    »In Holler Creek heißt es, Sie wären Witwe«, gab Whip zurück. »Es heißt, Silent John wäre tot und Sie auf dem besten Weg, hier allein auf dieser elenden, gottverlassenen Lichtung zu verhungern!«
    Prettyface knurrte.
    Whip hätte am liebsten das Knurren erwidert.
    Shannon sagte kein Wort. Sie stand nur breitbeinig da und hielt das Gewehr fest in den schmerzenden Händen.
    Der abrupt niederpasselnde, heftige Regen weichte die Lichtung auf und brachte alle Farben des Sonnenuntergangs zum Erlöschen. Innerhalb weniger Augenblicke tropfte Wasser von Whips dunklem Stetson und sammelte sich in großen Tropfen auf dem Wollstoff seiner Jacke.
    Shannon stand zwar unter dem Schutz des Hüttenvordachs, doch der schneidende Wind wurde dadurch nicht gebremst. Sie schauderte, als sie vom ersten kräftigen Windstoß mit eisigem Regen besprüht wurde.
    »Seien Sie doch vernünftig«, sagte Whip und zwang seine Stimme, ruhig zu klingen.
    »Bin ich. Sie sind derjenige, der sich hier Illusionen macht.«
    »Murphy hat Sie jahrelang betrogen«, sagte Whip, ohne sich um Shannons Antwort zu kümmern. »Als ich ihm das vor Augen hielt, entschloß er sich, Ihre Vorräte noch etwas zu ergänzen. Das ist alles. Sie sind dadurch in keiner Weise verpflichtet.«
    Shannon öffnete den Mund.
    Whip redete einfach weiter. »Sie brauchen sich auch mir gegenüber nicht verpflichtet zu fühlen, weil ich die Vorräte hierhergebracht habe. Ich wollte mir mal die Goldfelder am Avalanche Creek ansehen, und da liegt Ihre Hütte am Weg.«
    »Nette Geschichte«, sagte Shannon und wünschte, sie könnte sie glauben. »Aber solche habe ich schon gehört. Ich brauche keine Hilfe von Männern, die nach einer Frau hungern.«
    Whip konnte sich nicht länger zurückhalten, als der eisige
    Regen ihm von einer Seite ins Gesicht schlug und die Wahrheit von der anderen.
    »Ich bin nicht wie andere Männer«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ach ja?« meinte Shannon kühl. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie mich nicht begehren?«
    Whip öffnete den Mund und machte ihn dann wieder zu. Lügen waren einfach nicht sein Stil.
    »Doch, ich begehre Sie«, erwiderte er unverblümt.
    Shannon konnte das Schaudern nicht unterdrücken, das sie bei diesen offenen Worten durchlief.
    »Aber ich würde Sie nie zu irgend etwas zwingen, Shannon«, sagte er sanft. »Und das ist ein Versprechen.«
    »Ich werde es Ihnen leicht machen, Ihr Versprechen zu halten. Setzen Sie sich aufs Pferd und reiten Sie fort.«
    »Hören Sie mir zu«, begann Whip.
    »Nein, Sie hören mir zu«, gab sie angespannt zurück. »Sie sind genau wie alle anderen. Sie wollen meinen Körper und sonst gar nichts. Keine Angebote in bezug auf Heirat und Kinder und eine gemeinsame Zukunft in guten und in schlechten Zeiten bis zum Ende unseres Lebens. Das einzige, was Sie wollen, sind ein paar Minuten im Dunkeln mit der >armen Kleinen«, die vielleicht Witwe ist, vielleicht aber auch nicht.«
    »Nein, ich will nicht nur das«, erwiderte Whip ärgerlich.
    »Oh, soll das heißen, Sie wollen nicht nur mit mir bumsen, sondern

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