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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Fell. Er war das einzige Lebewesen, das je ihre Liebe erwidert hatte, Wenn Prettyface nicht gewesen wäre, hätte sie überhaupt nicht mehr aus und ein gewußt, als Silent John damals im Winter ’65 verschwand.
    Nicht, daß ihr Großonkel je ein besonders unterhaltsamer Gefährte gewesen wäre. Er hatte seinen Spitznamen >Silent John<, >Schweigsamer John<, durchaus verdient. Aber Shannon war ihm trotzdem dankbar. Ganz gleich, wie einsam oder hart das Leben im Echo Basin sein mochte, es war ihr wesentlich lieber als das Leben, das sie in Virginia hinter sich gelassen hatte.
    In Colorado war Shannon frei.
    In Virginia war sie kaum mehr als eine Sklavin gewesen.
    »Guten Morgen, mein schönes Monstrum«, sagte sie zu dem Hund und streckte sich. »Glaubst du, daß der Sommer überhaupt je wirklich kommen wird? Manchmal ist mir so kalt, daß mich selbst die heiße Quelle nicht aufwärmen kann.«
    Bei den Worten >heiße Quelle< stellte Prettyface die Ohren auf. Er legte den Kopf schief, winselte und schaute zur Rückseite der Hütte, wo eine Tür mit einem Schrank davor den Weg in einen schmalen Tunnel freigab. Am Ende des Tunnels lag eine Höhle mit einer heißen Quelle, deren Wasser nicht schwefelig war, sondern süß.
    Silent John hatte das heilende Wasser immer angewandt, wenn ihm seine Arthritis Probleme bereitete. Shannon liebte einfach nur die dampfende Wärme der versteckten Höhle. Das warme Wasser ersparte ihr das Holzhacken zum Wassererhitzen, wenn sie ihre Kleider - und sich selbst - waschen wollte. Die heiße Quelle bedeutete, daß ihre abgetragenen Kleider immer sauber sein konnten, genauso wie die Haut darunter. An einem so abgelegenen Ort, wo die einfachen Bequemlichkeiten der Zivilisation fast völlig fehlten, bedeutete die heiße Quelle einen herrlichen Luxus.
    Und während Shannons erstem Winter hier allein, als sie weder die Kraft noch die Fähigkeit besessen hatte, Holz zu fällen, das ausgereicht hätte, ihre Hütte zu heizen, hatte ihr die heiße Quelle das Leben gerettet. Inzwischen konnte sie mit Axt, Beil und Säge besser umgehen, doch lange noch nicht gut genug. Im Augenblick reichte das Feuerholz, das vor der Hütte aufgestapelt war, kaum für mehr als ein paar Tage.
    Ich danke dem Herrn für die heiße Quelle. Sonst wäre ich womöglich so schmutzig wie Murphy oder diese Culpeppers.
    Prettyface, der sah, in welche Richtung der Blick seiner Herrin gewandt war, winselte hoffnungsfroh. Trotz seines rauhen Äußeren jagte der Hund gern die Schatten im warmen Wasser des Bächleins, das aus dem Becken der heißen Quelle floß, bevor es in einer Felsspalte verschwand.
    »Heute morgen nicht«, erklärte Shannon. »Wir müssen das Salz zurückbringen, das wir uns bei Cherokee geliehen haben. Sie - verflixt noch mal, er - wird es brauchen.«
    Shannon sah Prettyface, der sacht mit dem Schwanz wedelte, mit gerunzelter Stirn an.
    »Nur gut, daß sonst niemand hier ist«, sagte sie bekümmert. »Ich habe mich ja daran gewöhnt, daß sie mich Silent Johns Frau nennen, aber es fällt mir immer noch elend schwer, von Cherokee als >er< zu sprechen, obwohl ich inzwischen ganz genau weiß, daß sie kein Mann ist.«
    Erinnerungen an die rauhen Kommentare der Culpeppers ließen Shannons Mund für einen Augenblick schmal werden.
    »Nicht, daß ich Cherokee wegen des Theaters Vorwürfe machen würden. Je länger Silent John weg ist, desto besser verstehe ich, warum sie sich entschlossen hat, sich wie ein Mann zu kleiden, sich als Schamane auszugeben und ganz oben an der nördlichen Gabelung des Avalanche Creek zu leben.«
    Mit einer entschlossenen Armbewegung schob Shannon die Decke aus Bärenfell beiseite, die während der Nacht die schlimmste Kälte von ihr fernhielt. Sie brauchte sich nicht anzuziehen, denn sie hatte damals schnell gelernt, sich abends zu waschen und dann in warmen Kleidern zu schlafen.
    Morgens gab es in der Hütte nicht viele Hausarbeiten zu erledigen. Da Shannon nicht vorhatte, drinnen zu bleiben, war es sinnlos, Feuer zu machen. Es hatte auch keinen Sinn, eine Laterne anzuzünden und wertvolles Öl zu verschwenden, wenn schon bald die Sonne aufgehen würde.
    Shannon goß sich eine Tasse Tee aus der kleinen silbernen Kanne ein, die früher ihrer Mutter gehört hatte. Das Wasser war so kalt, daß ihr die Zähne weh taten, trotzdem konnte sie die Stücke getrocknetes Hirschfleisch besser kauen, wenn sie sie in Wasser tauchte.
    Sie kaute noch, als sie Silent Johns zweitbeste Jacke anzog und zur

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