Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Doch er deutete lachend zu dem Taschenbuch, das sie noch immer in der Hand hielt. „Möchten Sie, dass ich es für Sie signiere?“
Lili atmete erleichtert auf – und möglicherweise auch ein wenig bedauernd. Er war gut in diesem Spielchen. „Ja, bitte. Wenn Sie es meiner Freundin Marta widmen könnten, wäre es großartig.“
„Kein Problem.“ Er kritzelte etwas in das Buch und verschnörkelte seine Signatur. „Ich hoffe, Ihrer Freundin Marta gefällt es.“ Er zwinkerte recht anzüglich und enthüllte blitzend weiße Zähne in einem breiten Lachen. Dann griff er zu seinem Rucksack und schlenderte zur besagten Seitentür.
Marta kehrte im Laufschritt aus der entgegengesetzten Richtung zurück und sah Kyle gerade noch verschwinden. Vor lauter Zorn und Enttäuschung blieb sie abrupt stehen und verschüttete dabei Tee auf dem glänzenden schwarzen Fliesenboden.
Bevor Lili die Situation klären und das Buch mit der Widmung weitergeben konnte, wandte Marta sich dem Haupteingang zu und rief: „Dr. Baxter, endlich! Sie kommen furchtbar spät. Miss Hamilton wartet schon seit einer Ewigkeit auf Sie.“
Ein grauhaariger Bär von einem Mann im eleganten Geschäftsanzug umarmte in diesem Moment Lili und erklärte dabei: „Meine Liebe, es tut mir leid, aber der Flug aus Delhi hatte fast zwei Stunden Verspätung. Bringen wir die Markteinführung schnell hinter uns, damit wir uns richtig unterhalten können.“ Er ließ sie los und wandte sich an Marta. „Ist das Getränk für mich? Danke, Sie sind ein Schatz.“
Mit einem großen Schluck trank Mike aus, was vom Tee übrig geblieben war. Dann fasste er Lili am Arm und zog sie zum Konferenzraum. „Du siehst übrigens wundervoll aus. Wie ist es dir ergangen?“
Ein wenig benommen saß Lili in der zweiten Reihe des Konferenzsaals und beobachtete, wie Mike Baxter seine Notizen auf dem Rednerpult arrangierte. Sie war sich nicht ganz sicher, wie es dazu gekommen war, dass sie sich plötzlich mitten in einem Massenandrang aus Journalisten, Fotografen und Repräsentanten des Medienunternehmens befand, die allesamt nonstop zu reden schienen. Beinahe bedauerte sie, dass ihr Hörgerät eingeschaltet war.
Mike wartete, bis sich die Unruhe ein wenig legte, bevor er ins Mikrofon sprach. „Verehrtes Publikum, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Danke schön. Mein Name ist Mike Baxter, und es ist mir eine große Freude, Sie alle heute hier in meiner Funktion als medizinischer Direktor der Stiftung für humanitäre Hilfe begrüßen zu dürfen.“
Er schwieg, während die Anwesenden sich auf ihre Plätze begaben.
„Wie einige von Ihnen wissen werden, wurde die Stiftung vor zwölf Monaten von einem der größten Fernsehsender und Multimediaunternehmen der westlichen Welt gebeten, drei einzigartige Ärzte zu nominieren. Diese drei arbeiten unter riskanten Bedingungen auf der ganzen Welt und sind bereit, sich für eine TV-Serie filmen zu lassen. Im Gegenzug erhielt jeder Beteiligte fünfzigtausend Pfund für wohltätige Zwecke. Als die Dokumentation Anfang des Jahres gesendet wurde, stellte sich bald heraus, dass es einem Arzt ganz besonders gelungen ist, die Herzen der Zuschauer zu berühren, nämlich Dr. Kyle Munroe.“
Mike hielt inne und vergewisserte sich, dass ihm die volle Aufmerksamkeit des Publikums galt.
„Was dann passierte, überraschte uns alle. Der Medizinmann von Kyle Munroe wurde zum Bestseller. Der Text ist aus einem Blog entstanden, den er während seines ersten Einsatzes im nepalesischen Himalaja geführt hat. Das Buch ist von Anfang bis Ende ergreifend und rangiert ständig unter den Top Ten. Ich freue mich, hiermit ankündigen zu können, dass heute die Taschenbuchausgabe auf den Markt kommt – mit einer neuen Einleitung des Autors!“
Mike nickte jemandem im Hintergrund zu. „Ich bin entzückt, Ihnen mitteilen zu können, dass der Autor persönlich eine lange, beschwerliche Reise auf sich genommen hat, um heute bei uns zu sein. Hier kommt Dr. Kyle Balfour Munroe!“
Der sandwichmampfende Journalist, der vor Lili saß, und alle anderen rings um sie her sprangen auf, applaudierten und versperrten ihr die Sicht. Deshalb trat sie auf den Seitengang hinaus, weil sie beobachten wollte, wie Kyle das Podium betrat. Er hielt einen Bierkrug in der rechten Hand und benutzte den Gipsverband am linken Arm, um Mike zu begrüßen.
Inzwischen trug Kyle eine Brille mit dünnem Metallrand, die ihn in eine jüngere und atemberaubend gut aussehende Version von
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