Abenteurer sucht Frau fürs Leben
dich an das letzte Mal, als ich nach Kingsmede gekommen bin? Als Tom noch zu Hause war?“
„Natürlich.“ Sie lächelte. „Dad hat sich sehr darüber gefreut, dich zu sehen.“
„Er hat mir gezeigt, welche Arbeit ihr beide euch damit gemacht habt, die persönlichen Gegenstände deiner Mutter zu sortieren, die wir euch aus Afrika geschickt hatten. Besonders stolz war er auf dich, weil du dich beteiligt hast, dabei muss es schwer für dich gewesen sein.“
Lili schluckte. „Sehr sogar, aber worauf willst du hinaus?“
„Kyle braucht die Briefe und Tagebücher deiner Mutter, damit er sein Buch schreiben kann.“
Sie erblasste und setzte zu einer schroffen Ablehnung an.
Er hob beschwichtigend eine Hand. „Bevor du Nein sagst, lass es mich bitte erklären, Lili.“ Er ließ die Hand sinken und fuhr mit leiser Stimme fort: „Kyle hat bereits in Interviews erwähnt, dass er wegen Ruth Taylor Hamilton in die Notfallmedizin eingestiegen ist. Das Medienunternehmen ist mit Anfragen nach weiteren Informationen über diese geheimnisvolle Person überflutet worden und hat sich an mich gewandt.“ Er fuchtelte dramatisch mit den Armen. „Ich habe erwähnt, dass Tom ihre Briefe und Tagebücher aus der Zeit in Uganda gesammelt hat, und ehe ich es mich versah, wollte der Verlagsleiter wissen, wie schnell Kyle das Manuskript über seinen Afrika-Einsatz abliefern kann. Er soll unbedingt über Ruth, die gemeinsame Arbeit und darüber schreiben, wie sie ihn inspiriert hat.“
„ Wie bitte ?“ Lili wurde richtiggehend schlecht. „Doch nicht jetzt !“
„Warum nicht jetzt!? Es ist der perfekte Zeitpunkt! Kyle hat die Werbetrommel schon im Voraus gerührt. Du könntest dir keine bessere Publicity wünschen.“
„Du vergisst dabei etwas – mein Vater und ich haben die Arbeit nicht beendet , und es würde Monate dauern, alles zusammenzusuchen. Selbst wenn ich es wollte, was nicht der Fall ist.“
Mike griff zu einem Stück Papier mit Ziffern darauf, fasste es an den beiden oberen Ecken zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt es ihr hin.
Sie rang nach Atem und blinzelte – den Betrag aus den zahlreichen Nullen am Ende zu ermitteln gelang ihr nicht auf Anhieb.
„Es handelt sich hierbei um eine einmalige Zahlung. Ein Beratungshonorar, wenn du so willst.“
Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete noch einmal die Ziffern. „Die ganze Sache ist dir ernst, oder?“
„Ja, sehr. Die Stiftung erhält eine großzügige Summe für wohltätige Zwecke und dazu Einkünfte von Film und Buch, und du kannst mit diesem Geld hier tun, was immer du willst. Sag mir nicht, dass du es nicht gut gebrauchen kannst.“
Ihr Gehirn schaltete blitzschnell. Kunsthochschule? Bezahlt von dem Erlös für die ultimative Selbstaufopferung ihrer Mutter?
Nein . Das kann ich nicht tun . Lili stöhnte laut. Andererseits … „Dad hätte gewollt, dass jeder Gewinn von dem Buch an das Hospiz geht. Dort fehlt dringend ein Ruhezentrum.“
„Das Hospiz, in dem er gestorben ist?“
Sie nickte. „Man hat sich dort aufopfernd um Tom gekümmert. Das Geld würde vermutlich den Großteil der Kosten für den Ruheraum abdecken. Ich selbst habe ganz gewiss keinen Penny übrig, den ich beisteuern könnte.“
Im nächsten Moment wurde ihr erst richtig bewusst, was Mikes Vorschlag eigentlich bedeutete. „Moment! Das geht mir alles zu schnell. Ich muss erst mal richtig darüber nachdenken, bevor ich in irgendwas einwillige. Du weißt, dass meine Mutter fast jede Woche einen Brief nach Hause geschrieben hat? Ich müsste alles durchlesen, bevor Kyle es sich ansehen kann. Das würde Wochen dauern.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es klappen könnte. Ich bin nur eine kleine Buchhalterin und Teilzeitkünstlerin aus Kingsmede.“
„Du bist die Tochter von Ruth und Tom. Sie zählen beide zu den außergewöhnlichsten Menschen, die mir je begegnet sind. Du übrigens auch. Du schaffst das. Außerdem habe ich eine gute Idee, wie ich dir dabei helfen kann.“
„Dieser verschwörerische Klang in deiner Stimme gefällt mir gar nicht, aber sprich ruhig weiter.“
Mike grinste. „Kyle ist ein wundervoller Mediziner und ein guter Mensch, aber er wäre der Erste, der zugibt, dass Papierkram nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Ich musste zwei Aushilfssekretärinnen anheuern, um das Hintergrundmaterial für sein erstes Buch zusammenzutragen, und beide hatten Probleme mit den medizinischen Details. Das zweite Buch wird
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