Aber bitte fuer immer
mir nun sympathischer sei, jetzt wo ich wisse, dass er eine Schlangenphobie hat?
Das sieht Holly mal wieder ähnlich, dass sie sich ausgerechnet jetzt, da ihre Hochzeit, die sie seit einem Jahr heimlich geplant hat, bevorsteht, Gedanken darüber macht, ob Cal der Richtige für mich ist.
Ich weiß ganz genau, dass sie hofft, Cal und ich würden uns verlieben und heiraten und ein Haus kaufen – direkt neben dem, das sie und Mark eines Tages bestimmt in Westchester (auch bekannt als Höllenschlund) kaufen werden, und dass wir unsere Kinder auf dieselbe Schule schicken und samstags zusammen im Garten grillen und Leichtbier trin - ken, während wir unsere Nachkommen mit Autan einreiben, damit sie kein West-Nil-Fieber bekommen.
Tja, das kannst du dir abschminken, Holl. Der Trauzeuge des Bräutigams glaubt nicht an die Liebe. Aber keine Sorge, ich bin mir sicher, seine Hochzeitsrede kommt von Herzen …
Oh, warte, doch nicht. Er hat ja gar kein Herz.
Nass und frierend sitze ich also in meinem Zimmer mit einem zu kleinen Handtuch um den Kopf und versuche, den Dreck von meinen Sandalen zu wischen, während ich mich frage, was mit mir nicht stimmt. Eigentlich sollte ich mich amüsieren. Das ist immerhin meine erste Auslandsreise. Und ich habe seit Monaten keinen richtigen Urlaub mehr gehabt, wenn nicht seit Jahren. Ich war nur die ganze Zeit
zu Hause in meinem kleinen Apartment und habe dämliche Katzen gezeichnet.
Und ich weiß, trotz des Kommentars des Zollbeamten soll Le Marche ein magischer Ort sein, obwohl es seit unserer An - kunft wie aus Eimern schüttet. Die Regentropfen machen so ein seltsam hohles Geräusch auf den roten Terrakottaziegeln über meinem Fenster. Ich schwöre bei Gott, wenn Cal Langdon und ich eine Woche lang in diesem Haus eingepfercht sein sollten, weil es nicht aufhört zu regnen, wird nur einer von uns lebend herauskommen, und das werde ich sein, schließlich kenne ich jetzt seine Schwachstelle.
Aber meine Güte! Was soll das mit dem Matschweg und damit, dass am Sonntag alles zu ist und dass der Strom ausfällt, wenn man den Herd anmacht, und dass hier nirgendwo Englisch gesprochen wird? Und was soll das mit dem ganzen Fisch? Ich meine, ich mag Fisch, glaube ich jedenfalls, aber in kleinen Mengen, und selbstverständlich achte ich darauf, dass ich genügend Omega-3-Fettsäuren zu mir nehme. Wer tut das nicht?
Aber dafür sorge ich, indem ich mir dreimal die Woche bei H&H einen Bagel mit Lachs bestelle. Ich muss nicht morgens, mittags und abends Fisch essen wie diese Italiener es scheinbar tun.
Moment. Könnte das eine Erklärung sein dafür, dass sie alle so fit sind?
O Gott, was stimmt nicht mit mir? Ich bin in einem fremden, exotischen Land und wohne in einem bezaubernden Haus (sieht man davon ab, dass es keinen Fernseher gibt und diese Marienbilder überall – Hollys Onkel scheint sie zu sammeln, und zwar solche, deren Augen einem überall hin folgen, was so unheimlich ist, dass ich das Bild in meinem Zimmer abhängen und in den Schrank stellen musste; oh, und abgesehen von dem Umstand, dass es keine Badewanne
im Haus gibt, nur Duschen; oh, und abgesehen davon, dass der Trauzeuge des Freundes meiner besten Freundin ständig Sprüche wie »Launen des Schicksals« benutzt und offenbar nach einer Gelegenheit sucht, mit mir ungestört zu sein, damit wir »reden« können. Aber sonst ist das Haus traumhaft) mit meiner besten Freundin, die bald heiraten wird, HEIRATEN, und zwar den Mann, den sie schon immer geliebt hat. Ich sollte mich für sie freuen.
Es ist nur so, dass wir bei diesem Sauwetter in diesem Haus festsitzen – mit nichts weiter als den Marienstatuen und dem Fisch, den Frau Schumacher uns besorgt hat. Ich kann an nichts anderes denken als daran, wie mies das Wetter und Marks Trauzeuge sind und wie viel Arbeit auf mich zu Hause wartet, und dass Julio wahrscheinlich sauer ist, weil der Dude ihn gebissen hat, und darum meine Serien nicht aufgenommen hat, und dann werde ich nur erfahren, was passiert ist, wenn ich Dolly Vargas frage, und die wird mir mitleidig erklären, dass eine Single-Frau, die so oft vor dem Fernseher hockt wie ich, kein Privatleben hat, und mich fragen, ob sie mir jemanden vorstellen darf.
Holly ruft mich. Das Essen ist fertig.
Ich schwöre bei Gott, sollte einer von den anderen Spielkarten finden, die irgendein vorheriger Gast, der auch vom Regen überschwemmt wurde, zurückgelassen hat, und eine Partie Bridge vorschlagen oder ein anderes Spiel, werde
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