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Aber bitte fuer immer

Aber bitte fuer immer

Titel: Aber bitte fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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einen Anruf von seinem Lektor oder so und sitzt auf der terrazza , während er in sein Handy quasselt und Sätze sagt wie: »Aber ich habe doch gesagt, du bekommst es nächsten Monat. Nein, das habe ich nie gesagt.«
    Hört sich an, als wäre da jemand in Verzug mit seinem Projekt.
    Ich habe auch mehr über Peter erfahren, während wir beim Bürgermeister waren. Als wir das Büro betraten, saß am Schreibtisch ein Mädchen in Peters Alter, das flehentlich »Papa« in dem schmeichelnden Ton einer pubertierenden Tochter sagte. Sie war ein hübsches kleines Ding namens Annika – große blaue Augen, blonde Ringellocken und knochige Knie –, und als sie Peter sah, vergaß sie sofort den Gefallen, um den sie ihren Vater bitten wollte. Ihre Augen wurden schmal und unfreundlich, wie das nur Teenagermädchen beherrschen, und sie sagte: » Was machst du denn hier?«
    Und Peter antwortete: »Ich bin hier beim Bürgermeister in einer offiziellen Angelegenheit.«
    Und das Mädchen lachte und sagte: »Du? Bei meinem Vater, in einer offiziellen Angelegenheit?«
    Und plötzlich war mir alles sonnenklar, nur durch diese – lassen Sie mich zählen – acht kleinen Worte. Wissen Sie, Peter vergöttert diese Annika mit einer unübersehbaren Leidenschaft, und sie will ihn auch, aber Peter ist nicht cool genug für Annikas soziales Umfeld, und aus diesem Grund muss sie ihn herablassend behandeln.
    Es war alles so offensichtlich und traurig.
    Gleich darauf legte der Bürgermeister den Telefonhörer auf und sagte: »Annika. Sei still.«

    Dann begannen er und Frau Schumacher, italienisch zu reden, also nutzte ich die Gelegenheit, um Peter zu fragen, wer das Mädchen sei, natürlich sotto voce (italienisch für »in gedämpftem Ton«; langsam komme ich immer besser in diese Sprache hinein, wenn ich das so sagen darf).
    Und Peter antwortete, die Stimme voller (natürlich gespielter) Verachtung: »Das ist Annika. Sie ist die Tochter vom Bürgermeister. Sie hält sich für die Königin von Castelfidardo, aber das ist sie nicht.«
    Ich fragte Peter weiter, ob er und Annika dieselbe Schule besuchten, worauf er erwiderte, er würde auf der »Internetschule« unterrichtet, weil die Schulen in Castelfidardo nicht modern genug für ihn seien, und dass er auf seine alte Schule in Deutschland nicht zurückgehen könne, weil dort niemand sei, der sich um ihn kümmere, da sein Vater momentan im Knast sitze.
    Im Knast! Peters Vater – Frau Schumachers Enkel – sitzt im Knast!
    Weshalb, weiß ich nicht. Aber nun verstehe ich, warum Peter den ganzen Tag bei uns herumhängt. Annika hat wahrscheinlich gerade ihre (dreistündige) Mittagspause in der Schule. Können Sie sich vorstellen, was amerikanische Teenager alles anstellen könnten, wenn sie drei Stunden Mittagspause hätten? Und alle Läden in dieser Zeit geschlossen sind? Mein Gott, es gäbe keine Zivilisation mehr.
    Jedenfalls, nachdem der Bürgermeister und Frau S. ihren kleinen Kompromiss geschlossen hatten, gab es viel Jubel und erleichterte Stoßseufzer (und ein Stirnrunzeln, von Cal Langdon), also nutzte ich die Gelegenheit und beugte mich zu Peter herunter, um ihm ein Küsschen auf die Wange zu geben – wissen Sie, ich wollte mich bedanken, denn wenn er nicht seine Urgroßmutter geholt hätte, wäre es nicht gut ausgegangen.
    Und während Peter knallrot wurde, hatte ich das Vergnügen,
Annika dabei zu beobachten, wie sie uns beobachtete. Sie machte ein finsteres Gesicht. Ein sehr finsteres.
    1:0 für Peter.
    Arme Annika. Eines Tages wird sie wach werden und erkennen, dass Peter der Richtige für sie ist. Aber dann wird Peter bereits seine eigene Software-Firma besitzen und Millionen verdienen und mit einem Seriensternchen zusammen sein … die es ja auch in Italien gibt.
    Cal Langdon bellt jetzt in sein Handy: »Du kriegst es schon, Art.«
    Gott. Ein klassischer A-Typ. Er muss lernen, gelassener zu werden, so wie ich, oder er wird einen Herzinfarkt haben, bevor er vierzig ist.
    Und wie kommt er eigentlich zu der Annahme, dass etwas nicht stimmt mit MEINEN Eltern, nur weil sie so lange zusammen sind? Draußen im Flur vor dem Büro des Bürgermeisters, außer Hörweite von Holly, fragte ich ihn, wie lange SEINE Eltern zusammen waren, und er antwortete: »Sie waren zwanzig Jahre verheiratet. Sie sind viel glücklichere Menschen, seit sie getrennte Wege gehen.«
    Was alles gut und schön ist für seine Eltern, aber wäre Cal Langdon mein Sohn, würde ich auch vor ihm die Flucht ergreifen. Kein

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