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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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rätselhaftes Land. Kommen Sie mit und verlassen Sie gemeinsam mit mir die westliche Welt, um herauszufinden, wie das Leben im fernen Osten funktioniert. Ich frage Sie zu allererst einmal: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Japan denken? Kimonos, Kabuki-Theater, Edo-Kultur, Zen, Schreine und buddhistische Tempel? Oder Neonleuchtreklamen, Karaoke-Boxen, Automaten mit gebrauchter Unterwäsche und Shinkansen-Schnellzüge? Höflichkeit und Zurückhaltung oder religiöse Freiheit? Ein unverkrampfter Umgang mit Nacktheit und Sexualität oder konventionelle und starre Riten?
    Je nachdem, welcher Fraktion Sie angehören, zieht es Sie wahrscheinlich entweder zu den historischen Stätten und in die berühmten Teehäuser nach Kyoto, in ein Onsen , das traditionelle japanische Bad, oder aber nach Tokio, in die schicken Bars von Shinjuku oder die schrägen Dienstmädchen-Cafés in Akihabara.
    So oder so, bei einem Besuch in Japan können Sie viel über die japanische Kultur, die Sitten und Gebräuche, die Ess- und Lebensgewohnheiten der Japaner lernen. Verstehen werden Sie dieses Volk dennoch keinesfalls auf Anhieb, denn der Japaner ist ein Meister der Gegensätze. Und so kommt es, dass uralte mythologische Traditionen, der Glaube an Übersinnliches und Geister genauso tief in der Kultur verankert sind, wie eine Vorliebe für Automaten- und Computerspiele. Den traditionellen Geishas, dem Tragen von Kimonos und rituellen Waschungen in den öffentlichen Bädern stehen Manga-Comics und überdimensionale Leuchtreklametafeln gegenüber. Dennoch haben wir Europäer ein einseitiges Bild von den Bewohnern des früheren Nippon: Der Japaner ist klein, verbeugt sich permanent, liebt Karaoke und ernährt sich ausschließlich von rohem Fisch. Aber entsprechen unsere Vorurteile, die wir dank Filmen wie Lost in Translation und japanischer Touristengruppen, die Heidelberg und Rothenburg ob der Tauber bevölkern, haben, auch der Wahrheit? Fotografiert der Japaner wirklich ständig? Ist er tatsächlich nie alleine unterwegs? Und weshalb kennen wir eigentlich keine japanischen Prominenten, während man in Japan vom nördlichen Hokkaido bis zum südlichen Kagoshima sowohl Thomas Mann als auch Oliver Kahn verehrt? Sind wir gegenüber unseren asiatischen Mitmenschen vielleicht zu ignorant oder gar zu arrogant? Unterschätzen wir sie? Möglicherweise ist der Japaner ganz anders als wir denken und vielleicht haben wir mit ihm ja auch das eine oder andere gemeinsam.
    Nun, in einigen Wochen wissen wir mehr. Eines kann ich Ihnen aber jetzt schon versprechen: Wir werden auf dieser Pazifiküberquerung nicht nur viel über die fremde Kultur, sondern vor allem über uns selbst lernen.
    Sayonara! Ihre Dana

2

    Gericht: Wasabi-Steak mit Miso
    Japaner des Tages: Der Schrein-Japaner
    Place to be: Shinjuku
    Erkenntnis: Die unerträgliche Langsamkeit des Seins
    U nsanft setzt das Flugzeug auf der Landebahn des Airports Tokio Narita auf und drosselt ruckartig das Tempo. Während die Maschine zum Stehen kommt, wachen um mich herum langsam die restlichen Passagiere auf. Es sind fast nur Japaner. Ich frage mich immer noch, wie es ihnen gelungen ist, den kompletten Flug vom Start bis zur Landung einfach zu verschlafen. Neidisch habe ich beobachtet, wie einer nach dem anderen in Tiefschlaf gefallen ist. Jetzt reiben sie sich verwundert die Augen und wirken im Gegensatz zu mir taufrisch und ausgeruht. Innerlich und äußerlich zerknittert reihe ich mich zwischen meine putzmunteren Mitreisenden ein. Gemeinsam verlassen wir das Flugzeug durch die Gangway, durchqueren den Siebziger-Jahre-Komplex, laufen über Flure mit dicken Teppichen und über elektrische Rollbänder in Richtung Gepäckausgabe.
    In Narita herrscht eine gespenstische Ruhe. Mir fehlt das wilde, hektische Gewusel, das ich bisher an jedem Flughafen dieser Welt beobachten konnte. Sollte der Geräuschpegel am Airport der größten Stadt der Erde nicht eigentlich eine unerträgliche Lautstärke erreichen? Nur ab und zu unterbricht eine unverständliche Durchsage die Stille. Auf den Werbetafeln blinken fremde Schriftzeichen. Automatisch blicke ich mich um. Ob es noch mehr Menschen wie mich gibt, die verloren durch die Hallen irren? Fliegen denn überhaupt keine Europäer nach Japan? Ich hebe mein Gepäck vom Band, dann durchlaufe ich die Passkontrolle. In der Ferne entdecke ich Kyohei, der umringt von adretten Stewardessen das Terminal verlässt. Wir winken uns von Weitem noch einmal fröhlich zu, dann suche ich

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