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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Tom an, sie legte die Fingerspitzen beider Hände erschrocken auf ihre Lippen und verschloss sie symbolisch. »Bin ich jetzt in ein Fettnäpfchen getreten?«
    Tom schaute weg. Er wollte nicht, dass Marie sein Gesicht sah. Er tat so, als würde er einen Schluck Wein trinken.
    »Wir hatten einen Jungen. Er ist vor einem Jahr entführt worden.«
    Es klirrte. Marie und Kevin schossen vom Tisch weg.
    Tom war das Glas aus der Hand gefallen.
    Robert sprach erst wieder, als sie zu Hause waren. »Warum hast du mich gebeten, Johann nicht zu erwähnen, wenn du es ihnen dann selbst sagst?«
    »Was?«
    »Dass er entführt wurde.« Robert hob seine Stimme. »Dass wir überhaupt ein Kind hatten.«
    Marie verstand, dass er verärgert war. Dennoch antwortete sie ihm nur beiläufig: »Es wäre ja doch irgendwie herausgekommen.«
    Robert wollte aufbrausen, dann besann er sich aber anders: »Die beiden sind nett, oder?«
    Marie zögerte. »Ja, irgendwie schon. Sie auf jeden Fall. Der Junge wirkt ein wenig verschüchtert.«
    »Weil das alles neu für ihn ist. Aber das wird schon werden. Wart’s ab!« Es war lange her, dass Robert sich für etwas so begeistert zeigte. »Dieser Tom macht das doch großartig, oder? Dafür, dass es nicht sein Sohn ist und dass Lore erst seit Kurzem mit dem Jungen bei ihm ist. Ich meine, er hat doch sicher keinerlei Erfahrung im Umgang mit Kindern.«
    Marie bekam kein Wort mehr heraus. Wäre es nicht ihre Pflicht, Robert aufzuklären? Aber dann spürte sie wieder die Bitterkeit darüber, dass er ihr beim letzten Treffen mit dem Freund heimlich gefolgt war und so alles verdorben hatte. Nein, sie wollte Robert auf keinen Fall einweihen.
    Er war an diesem Sonntagabend wie ausgewechselt. Er redete viel und schlug vor, zusammen den Tatort zu schauen, eine Reihe, die Marie früher gerne gesehen hatte. Er half ihr sogar bei den Vorbereitungen zum Abendessen. Marie genoss den Frieden – wobei sie sich keine Sekunde darüber im Unklaren war, dass es sich nur um einen vorübergehenden Waffenstillstand handelte und dass sie sich auf keine Versöhnungsangebote, seien sie auch noch so ehrlich gemeint, einlassen durfte.
    Als sie müde wurde, verabschiedete sie sich von Robert. Sie wollte zu Bett gehen.
    »War das nicht ein schöner Tag heute?«, fragte er unvermittelt.
    »Ja, das war es«, antwortete sie. Diese Lüge kostete ihre letzte Kraft.
    »Findest du nicht auch, dass Kevin eine große Ähnlichkeit mit unserem Johann hat?«, fragte Robert schnell – als wollte er sie mit dieser Frage vom Zubettgehen abhalten.
    Marie war den Tränen nahe. »Findest du?«
    »Aber ja. Du nicht?«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    Als sie schon im Bett lag und kurz vor dem Einschlafen war, klopfte er an der Tür.
    Marie antwortete nicht. Sie versteckte das Handy, das jetzt wieder nachts eingeschaltet neben ihr lag.
    Robert klopfte zum zweiten Mal, diesmal lauter.
    »Ich schlafe schon«, sagte Marie leise. Er musste es gar nicht hören, es war doch sowieso klar.
    »Marie.« Robert rüttelte an der Türklinke. »Ich muss kurz mit dir reden.«
    Marie schwieg.
    Robert trat gegen die Tür. Sie zog sich die Decke über den Kopf.
    Marie hielt den Atem an und horchte. Robert stand immer noch vor der Tür.
    Sie rührte sich nicht. Irgendwann schlief sie ein.
    Am nächsten Samstag wurde gegrillt. In ihrem Garten.
    Robert hatte das vorgeschlagen. Lore war sofort Feuer und Flamme gewesen, und Kevins Augen hatten geleuchtet. Nur Tom hatte sich nicht dazu geäußert. Lore hatte dennoch freudig zugesagt – in der Annahme, für Tom mitzusprechen.
    Marie war sich sicher, dass Marie und Kevin allein nach Bubach kommen würden. Der Freund hatte die für ihn überraschende Situation beim Sonntagnachmittagskaffee zwar kaltschnäuzig bewältigt. Aber so dreist, zu ihnen zu kommen, also in das Haus, in dem Johann, das Kind, das er auf dem Gewissen hatte, gelebt hatte, so dreist würde er nicht sein.
    Robert gab sich Mühe. Er fuhr selbst in den Supermarkt und kaufte an der Fleischtheke die Stücke, die sich zum Grillen am besten eigneten. Zu Hause legte er das Fleisch in Zwiebeln, Knoblauch, Gewürzen und Öl ein. Er baute den großen Schwenkgrill, der seit zwei Sommern im Schuppen verstaut war, auf dem Rasen hinterm Haus auf. Er spaltete Holz in kleine, handliche Stücke. Er holte bei einem Freund eine halbe Tüte Holzkohle.
    Marie musste sich nur um den Salat kümmern und darum, dass genug Brot da war. Robert hatte Limonade für Kevin aus dem Supermarkt

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