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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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mitgebracht. Wasser war sowieso da, und Wein hatten sie im Keller. Wenn auch keinen lieblichen Moselwein.
    Alles war vorbereitet. Robert hatte den Campingtisch auf der Terrasse aufgestellt und Stühle herbeigeschafft. Das Holzfeuer prasselte schon. Robert schippte Kohlen in die Glut. Und Marie musste nur noch den gewaschenen Kopfsalat aus Roberts Beet in die Schüssel mit der Salatsoße tun.
    Sie waren bereit.
    Marie erwartete ein geruhsames Familientreffen. Sie würde sich mit Lore unterhalten – Toms Frau, die sie unerklärlicherweise sympathisch zu finden begann. Und Robert konnte Kevin seinen kleinen Bauernhof zeigen, das würde beiden sicher Spaß machen.
    Es läutete an der Tür. Komisch – Marie hatte keinen Wagen vorfahren hören.
    Robert bewachte hinterm Haus das Feuer. Marie hatte den kürzeren Weg, sie war in der Küche.
    Draußen standen Lore und Kevin. Sie trug diesmal einen himmelblauen Hosenanzug, der sehr eng war, und eine riesige braune Umhängetasche aus Leder. Der Junge drängte herein. Er war gespannt darauf, den Bauernhof zu sehen, von dem Robert ihm erzählt hatte. Lore hielt ihn am Kragen der Jeansjacke fest. »Nur langsam, junger Mann. Wolltest du nicht zuerst Tante Marie begrüßen?«
    Tante Marie. Marie war doch keine Tante. Erst recht nicht für Kevin.
    Der Junge machte sich steif und streckte die Hand aus. »Guten Tag.«
    Marie schüttelte seine Hand, ließ sie aber sofort wieder los. »Lauf einfach durch, Robert ist schon im Garten.«
    Der Junge ließ sich das nicht zweimal sagen. »Schuhe ausziehen!«, rief Lore noch hinter ihrem Sohn her. Aber er war schon im Haus verschwunden.
    Die beiden Frauen lachten. Marie freute sich, Lore zu sehen. Sie drückten sich lange die Hand. Einen Moment lang schien Lore Marie umarmen zu wollen. Dann ließ sie es aber, lächelte bloß etwas rätselhaft und trat ein. »Ein Riesenanwesen! Und das gehört alles euch?«
    Marie schloss die Tür. »Ja, aber das Haus ist alt und macht viel Arbeit.«
    Sie wollte Lore ins Wohnzimmer führen. Die aber blieb stehen. Sie machte ein erstauntes Gesicht. »Kannst du die Tür noch einen Moment auflassen? Tom parkt nur den Wagen um die Ecke.«
    Marie stand einen Moment hilflos im Flur, die Hand auf der Türklinke. »Natürlich. Entschuldige.«
    »Hast du was?«, fragte Lore.
    Marie schüttelte den Kopf. »Ich vertrage den Wein nicht. Robert hat schon eine Flasche aufgemacht und mir zum Probieren gegeben«, log sie.
    Es läutete. Marie ließ die Türklinke los.
    »Das ist Tom.« Marie öffnete die Tür.
    Tom hatte eine Kiste Bier dabei. Er hielt sie auf Hüfthöhe.
    »Hallooo«, sagte er und grinste.
    »Hallo«, sagte auch Marie. Sie konnte es nicht fassen.
    »Robert ist schon im Garten«, erklärte Lore eifrig. »Und Kevin natürlich auch.«
    »Dann gehe ich einfach durch, was?«
    Bevor Marie etwas entgegnen konnte, war Tom mit seiner Kiste Bier an ihr vorbei. Sie hörte die Flaschen im Rhythmus seiner Schritte klirren. Dann das »Hallo« von Robert.
    »Männer und Bier«, sagte Lore und verdrehte die Augen. Sie warf einen Blick in die Küche. »Kann ich dir was helfen?«
    Marie schüttelte den Kopf. Diese Einladung zum Grillen war ein Wahnsinn gewesen. Sie hätte Robert unbedingt stoppen müssen. Nun war es zu spät.
    Als sie mit Lore auf die Terrasse kam, standen Robert und Tom sich gegenüber. Sie stießen miteinander an. Jeder hatte eine offene Flasche Bier in der Rechten. Die Kiste stand auf dem Boden zwischen ihnen. Marie sah die Kronkorken langsam über die Terrasse rollen, bis sie gegen die Hauswand stießen und liegen blieben.
    Die beiden strahlten.
    Kevin überquerte die Wiese in Richtung Stall. Er hatte den Kopf etwas vorgebeugt, als schnuppere er die Landluft – wie ein junger Hund. Die Arme streckte er ungelenk nach hinten. Marie tat der Junge leid. Seine Einsamkeit rührte sie.
    Johann hätte seine Neugierde nie so offen gezeigt. Er hatte sich immer Mühe gegeben, cool zu bleiben. Irgendwie wirkte dieser Kevin auf Marie naiver, hilfloser als ihr eigener Sohn. Aber Lores Junge befand sich ja auch auf fremdem Terrain.
    »Schön habt ihr’s hier«, trompetete Tom. Er schaute sich herausfordernd um.
    Marie fragte sich, wie sie diesen Tag überstehen solle.
    Lore hatte Marie ein kleines Geschenk mitgebracht. Ein Gesteck aus Trockenblumen, das sie jetzt aus ihrer Umhängetasche zog. Und das im Juli. Marie tat so, als gefiele es ihr. Sie gingen zusammen in die Küche. Hier konnte Marie aufatmen. Sie brauchte

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