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ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

Titel: ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Storck
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Fahrbahn. Es versucht, sich aufzurappeln, torkelt, fällt wieder hin. Ich steige ab, werfe mein Rad in den Straßengraben und laufe zu nahe stehenden Häusern. Keiner kennt die Katze. Ich laufe zurück, fange an zu heulen, wie schon mal vor kurzem an einer miesen Steigung. Die Tränen zeigen mir, dass sich die Berg- und Talfahrt allmählich auch emotional auswirkt. Ich bin reif für zuhause.
    Aber vorher hält bei der verwundeten Katze eine junge Frau. Sie hebt die Katze vorsichtig auf, legt sie auf den Vordersitz ihres Autos und fährt los – schnurstracks zum Tierarzt, hoffe ich sehr. Wenige Meter weiter liegt ein toter Fuchs, dahinter eine tote Katze. Ich bin wütend auf die Autofahrer, die hier auf der Landstraße wie der Teufel rasen. Aber ich habe mich für diese Weg-Variante entschieden, weil ich schnellstmöglich und ohne Umwege den Ruhrtal-Radweg erreichen will.
    Mein Weg führt weiter zum Diemelsee. Bei der langen Abfahrt dorthin rufe ich laut „Juhu!“, denn ich bin soeben in NRW eingefahren. Ich mache am Seeufer halt, es ist wunderschön hier. Meine Freude ist jedoch gedämpft. Ich weiß, dass nach dieser tollen Abfahrt der Weg ins Sauerland nur über Berge führen kann. Und über was für welche. Den nun folgenden Anstieg von Bontkirchen nach Hoppecke nehme ich persönlich, fünf Kilometer mit 13 Prozent Steigung liegen vor mir. In brütender Hitze. An Fahren ist nicht zu denken. Ich schiebe in Abschnitten, zähle dabei bis 30, manchmal komme ich bis 50. Ich bade in meinem Schweiß, konzentriere mich auf den Weg. Je höher ich gelange, desto toller wird immerhin die Aussicht ins Land. An einer Stelle bahnt sich wunderbar der blaue Diemelsee seinen Weg durch die Berge.
    Den Moment, als ich auf die 13 Prozent Steigung herabschauen kann, koste ich aus. Ein Einheimischer weist mir den weiteren und kürzeren Weg über „Brilon Wald“. Dann komme ich in Olsberg an, und die paar Kilometer bis Brunskappel schaffe ich auch noch. Am Vortag, als ich in Bad Arolsen Station machte, fiel mir plötzlich ein, dass ich Heide-Maria Cammans, die ich aus Essen kenne, um eine Übernachtung bitten könnte. Ich rief sie an. Erst am Vortag war sie mit ihrem Mann nach fünf Wochen aus Brunskappel abgereist – zurück nach Essen, wo sie wohnt. Ich könne dennoch selbstverständlich bei ihr unterkommen. Sie gab gleich nach unserem Gespräch ihren Nachbarn in Brunskappel Bescheid.
    Dort kaufte sich Frau Cammans vor ihrer Pensionierung im Jahr 2003 ein altes, sanierungsbedürftiges Fachwerkhaus, das sie mit viel Eigenarbeit, Kraft und Liebe in einen wunderschönen Alterswohnsitz verwandelte. Sie war die langjährige Leiterin der „Sekten-Info Essen“, einer religiös und weltanschaulich neutralen Beratungsstelle, die zum Beispiel auch Scientology-Aussteiger berät. Als Redakteurin habe ich oft mit ihr Interviews zu verschiedenen Themen geführt. Der Draht zwischen uns riss auch nach ihrer Pensionierung nicht ab. In ihrem Haus eröffnete Frau Cammans 2004 dann eine private Praxis für von Sekten, Psychogruppen, esoterischen und anderen Bewegungen betroffene Menschen und Angehörige. Und nun darf ich mich hier von den Strapazen der Tagestour ausruhen und allen Komfort, den das Haus bietet, nutzen. Ich falle abends nach einer ausgiebigen Dusche wie ein Stein ins Bett. Am nächsten Morgen fühle ich mich aber schon wieder fit für jedes Abenteuer, unterhalte mich noch mit den netten Nachbarn, und dann geht’s ab gen Olsberg. Erst jetzt, wo ich ausgeruht bin, kann ich den schönen Weg genießen. In Olsberg verpassen ich und einige andere Radler zwar erst mal das Schild für den Ruhrtal-Radweg, doch dann bin ich endlich drauf.

Kapitel 22
    Kaffeeklatsch und Abtauchen
    Ab Olsberg geht’s noch etliche Kilometer durch das bergige Sauerland. Als in einem Ort eine Oma mein Radschieben am Berg mit den Worten kommentiert „Nur keine Müdigkeit vortäuschen“ muss ich an mich halten, damit ich nicht patzig werde. Ich will keine Berge mehr fahren! Ich bin sie leid. Und ich bin müde. Dennoch genieße ich die Strecke bei schönem, nicht zu heißem Wetter. Ich passiere Bestwig und Meschede, wo Männer in Baumschulen die Weihnachtsbäume für 2007 schädlingsfrei spritzen. In Freienohl raste ich an einem Trucker-Imbiss. Hier entscheide ich spontan, wie ich meine letzten Kröten, rund 30 Euro, ausgebe. Ich bestelle Bratwurst und Kartoffelsalat und vertilge die üppige Portion binnen weniger Minuten.
    Laut Ruhrtal-Radweg müsste ich nun

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