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Abgehauen

Abgehauen

Titel: Abgehauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krug
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durch einen Anruf erfahren habe, daß die Nachrichtenagenturen der BRD das bringen. Und, eine andere Frage, wenn man ein Gespräch will, muß man sich da an die andere Seite wenden?
     
    Krug:
    Das Dilemma hab ich doch eben erklärt. Laß mich eine Frage stellen: Glaubst du – das verkürzt die Sache vielleicht – glaubst du, daß diese Erklärung jemals im NEUEN DEUTSCHLAND hätte stehen können?
     
    Heinz Adameck:
    (Intendant des Fernsehens der DDR) Ist denn das dein Problem, Manne?
    Ich nehm dir das persönlich übel. Gerade deine letzte Frage. Wir haben über alles in den letzten zehn Jahren geredet, über Stücke, Stoffe und so weiter. Das hab ich auch den beiden (Thate & Domröse) schon gesagt. Bloß in so einem entscheidenden Moment … Wolltet ihr nun ein Gespräch oder wolltet ihr Informationen haben, oder wolltet ihr euch streiten – von mir aus auch streiten –, das kann man doch bei uns einfacher haben. Du (Thate) hast mich angerufen. Sie (Thate & Domröse) haben mich angerufen. Dem Frank (Beyer) nehm ich das auch übel, der hat auch nicht angerufen. Wieso könnt ihr mit jemand nicht in Kontakt kommen, den ihr kennt? Das kann doch nicht immer nur für Sachen gut sein, wo ihr was braucht. Das ist die erste Frage. Und das nehm ich dir (Krug) persönlich übel, daß du uns da jetzt attackierst. Oder nicht? Ich empfinde das als einen Vertrauensbruch, wenn ihr in dem Moment, wo es mal bei euch um was geht, nicht kommt. Sonst immer! Natürlich hätte es das, was es jetzt hier gibt, in normaler Weise geben können. Oder geht’s euch um was anderes?
     
    Lamberz:
    Wenn Dienstag von euch irgendeiner bei mir oder woanders angerufen hätte …
     
    Adameck:
    Krug, warum hast du nicht angerufen?
     
    Krug:
    Was gibt’s da anzurufen? Ich saß hier – ich habe den Brief hier liegen – und schrieb einen schönen deutschen Hausfrauenbrief an den Genossen Erich Honecker, dem ich im ganzen Leben keinen Brief schreiben würde, ich meine, dessen Zeit ich nicht in Anspruch nehmen würde. Aber in diesem Fall hatte ich den Eindruck, daß er der richtige Adressat wäre. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, daß so ‘ne Entscheidung ohne sein Wissen gefällt worden war. Deshalb schrieb ich an ihn. Ich sitze also da und schreibe schon eine ganze Weile, da kommen zwei Freunde und legen mir diesen knappen, kurzen Text vor. (Das waren die Schriftsteller Schlesinger und Plenzdorf.) Ich hatte schon gut fünf Seiten fertig und sah meine Felle schwimmen, ob der Genosse Honecker überhaupt Zeit hätte, so ‘n langen Brief zu lesen. Da sehe ich diesen kurzen, freundlichen Text, der mir total’ aus dem Herzen geschrieben war. Ich fragte: Wie soll das laufen? Da wurde mir gesagt, daß das erst bei uns hier abgegeben wird, mit der Bitte um Veröffentlichung. Und nach einer Frist von mehreren Stunden, von vier oder drei Stunden, glaub ich …
     
    Jemand:
     … Drei Stunden …
     
    Krug:
     … Also nach drei Stunden wird es dann, falls es bei uns nicht veröffentlicht wird, wird es dann … himmelherrgottnochmal … nicht an eine deutsche, sondern an eine ausländische Agentur gegeben, ich glaube an Reuter.
     
    Adameck:
    Das finde ich unanständig.
     
    Krug:
    Das finde ich nicht unanständig.
     
    Adameck:
    Wo ist das Vertrauen?
     
    Becker:
    Wo ist das Vertrauen. O.K. Nach 27 Jahren Sozialismus in diesem Land habe ich den festen Wunsch, solche Meinungsverschiedenheiten, die mich betreffen und die meine Emotionen hochfliegen lassen, in der Öffentlichkeit auszutragen. Und wenn man 27 Jahre lang die Leute für zu blöde hält, so was zur Kenntnis zu nehmen, dann wird das Irre passieren, daß sie allmählich wirklich zu blöde werden. Und mit der Zeit schafft man es, diesen Weg wirklich zu verschließen. Das ist für mich ein äußerst wichtiger Punkt. Was diese Resolution von heute betrifft, die ich in der Zeitung gelesen habe, also die sich gegen die zwölf Autoren und Mitunterzeichner richtet: Ich weiß sehr genau von vielen Leuten, mit denen ich gesprochen habe und die ich bewegen wollte, sich dem anzuschließen, daß sie es aus verschiedenen Gründen – unter anderem aus Gründen der Parteidisziplin – zum Teil abgelehnt haben, sich daran zu beteiligen, obwohl sie der Meinung der Unterzeichner sind und andere Initiativen gestartet haben: Briefe ans Politbüro, andere sind selbst hingegangen usw. Ich habe davon nicht ein einziges Wort bei uns gelesen, obschon ich weiß, daß es sehr viele Personen gibt, die dies

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