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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Luftverschmutzung ein wenig Regen nur guttun könne. Die Freundin antwortet, dass sie gestern Abend im Fernsehen den Papst gesehen habe, der ihr aber ein wenig mager vorgekommen sei, wer weiß, ob man ihm genug zu essen gibt, immerhin ist er so alt wie sie, auch wenn es sich um einen Deutschen handelt. Ein Mann in Jackett und Krawatte langt nach einer Halteschlaufe, pflanzt mir seine Achsel mitten ins Gesicht und tritt mir auf die Zehen. Ich mache aus meinem Unmut keinen Hehl, er entschuldigt sich, nimmt den Fuß runter und lässt die Achsel, wo sie ist. Nach ein paar Haltestellen beschließe ich auszusteigen, zu Fuß weiterzugehen und den Bus fahren zu lassen, mitsamt seinen gut bezahlten und vollkommen legalen Graffiti: Stopp dem Schweiß direkt neben der Aufforderung zum Liebesspiel mit dem Geschmack von Müller-Joghurt.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Ich habe es nicht eilig, ins Büro zu kommen. Das Projekt ist abgeschlossen, mich erwartet ein ruhiger Tag, gewöhnlicher Papierkram, das eine oder andere Telefonat, mehr nicht. Vielleicht sollte ich vorher einen Cappuccino trinken, denke ich, betrete eine Bar und werde an der Theke von der Masse verschluckt. Croissants krümeln, Kaffeetassen wackeln bedrohlich, ich winde mich hindurch, bestelle beim Barmann, Bitte erst an der Kasse zahlen , unterdrücke einen Fluch, sehe mich zu Verrenkungen gezwungen, entkomme dem Gedränge schließlich, verlasse die Bar, beschleunige den Schritt und beiße in das Gebäckteil, das man mir im allgemeinen Chaos in die Hand gedrückt hat.
    Ich biege in die Via Torino ein. Entschlossen gehe ich in Richtung Piazza Duomo und bleibe kurz hinter der Kreuzung mit der Via della Palla stehen, wo ich hinter einem Kiosk, der frische Kokosnuss verkauft ( 12 Monate im Jahr frische Kokosnuss , verspricht ein Pappschild, das mit Paketband angebracht ist.), einen Hundekopf und das Bein eines Mannes entdecke.
    Hund und Bein gehören einem ewig lächelnden, dicken Obdachlosen mit einem dichten weißen Bart. Vor einiger Zeit hatte er mir mit großer Geste bedeutet näher zu kommen. Ich hatte mich umgeschaut, um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich mich meint, dann nahm ich die Einladung zögernd an. Ohne Umschweife begann der Mann in gebrochenem Italienisch zu erzählen, dass er ursprünglich aus Tennessee stamme und erst Soldat und dann Sänger gewesen sei. Mittlerweile sei er zweiundachtzig. Seine zwei Töchter wohnten weit weg, und er habe keinen Kontakt mehr zu ihnen. Eine der beiden – sagte er – habe eine Cousine von Prinz Charles geheiratet. Dann verriet er mir, dass er unter anderem das Lied geschrieben habe, das Claudio Baglioni zum Erfolg verholfen habe. Niemand habe je seine Rechte daran anerkannt oder ihm auch nur einen Cent dafür gegeben. Das Lied gehe mehr oder weniger so: » Na na na na na giorni na na na …« Ich verabschiedete mich, gab ihm das Kleingeld, das ich in der Tasche hatte, und ging weiter. Damals hatte ich ihm versprochen, dass wir Baglioni, sobald ich mit der Arbeit über den Berg sei, verklagen würden.
    Schweißgebadet erreiche ich die Kanzlei.
    Zwei Jungen sitzen vor dem Gebäude auf ihrem Fahrrad.
    »Der Maserati ist sportlicher«, sagt der eine gelangweilt und schiebt sich die Sonnenbrille auf den Kopf.
    »Und der Bentley?«
    »Der Bentley ist eleganter.«
    »Maserati sportlich, Bentley elegant.« Der andere schaut in den Himmel und denkt nach. »Ja, du hast Recht.«
    »Klar«, fährt der Erste fort. »Man könnte sagen, dass auf der Autobahn der Maserati besser ist. Aber für die Stadt, wenn du zum Beispiel mit deiner Mutter herumkutschieren willst, ist der Bentley voll korrekt.«
    »Aha. Klar, korrekt.«
    Die Stufen nehme ich im Laufschritt und lasse mich vom Gebäude verschlucken.

7
    Ich arbeite in der Kanzlei Flacker, Grunthurst and Kropper, der leading law firm unter den Großkanzleien der Welt. Der Sitz meiner Abteilung ist in Mailand – im Zentrum von Mailand.
    Wir sind mehr als fünftausend Anwälte, die sich über den gesamten Globus verteilen – Washington, New York, London, Paris, Berlin, Madrid, Tokio, Moskau, Kapstadt, Peking und so weiter –, versammelt im Namen dreier Anwälte, die vor Ewigkeiten gestorben sind und unabhängig voneinander drei Kanzleien gegründet hatten, welche vor ein paar Jahren unter dem Schlachtruf Fusionieren, um auf dem Markt zu bestehen – Fusionieren, um aggressiv in den Markt zu gehen vereinigt wurden. Ein dünner Faden und die Unfähigkeit, den Arbeitgeber korrekt zu

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