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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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flattern, Muskeln entziehen sich der Kontrolle, Finger trommeln nervös auf jeder verfügbaren Oberfläche herum. Stets ist man auf dem Posten, um die Windrichtung zu kontrollieren und vor einem nahenden Sturm warnen zu können, und wenn jemand fragt, ob man mit in die Mittagspause geht, lautet die Antwort verlässlich: »Tut mir leid, aber wenn der Mandant anruft, muss ich da sein.« Oder: »Jetzt kann ich wirklich nicht, aber wenn ich es schaffe, stoße ich später zu euch. Armani oder Manzoni? Geht ins Manzoni, da ist die Kassiererin mit den Titten.« Oder: »Wenn ihr schon rausgeht, könnt ihr mir ein Bresaola-Ziegenkäse-Brötchen mitbringen. Aber ohne Salatblatt, bitte. Salat liegt mir schwer im Magen.« Vollkommen verkorkst von dieser angstbasierten Psychotour, entwickeln sie einen Pessimismus, der sämtliche ihrer Gesten und Gedanken bestimmt. Ich dagegen hege manchmal noch Hoffnung. Giuseppe weiß das und scheint sich in den Kopf gesetzt zu haben, dass ich erst dann ein perfekter Mitarbeiter bin, wenn ich diesen letzten Rest an Optimismus ablege.
    Im Türrahmen erscheint ein Kopf.
    »Wirklich, Endru. In den nächsten Tagen …«, und verschwindet im selben Moment, als Truciolotto82 vier Euro für den mörderischen Tennisschläger bietet.

Auf einen Kaffee
    »Herrgott, was für ein Gesicht. Was hast du denn gemacht?«
    »Nichts, ich schlafe nur schlecht. Der Stress, lauter Geschichten …«
    »Und die, mit der du dich manchmal getroffen hast?«
    »Barbara?«
    »Barbara, genau.«
    »Ich habe schon eine Weile nichts mehr von ihr gehört. Das letzte Mal haben wir einen schönen Abend miteinander verbracht, wir haben Das Leben der anderen gesehen, und dann haben wir gut gegessen und geredet. Am Ende bricht es dann aus ihr raus, dass sie sich wieder mit ihrem Ex trifft, eine schwierige Situation, er hat ein Verfahren anhängig, und sie möchte ihn jetzt nicht alleine lassen. Man habe beschlossen, gemeinsam in den Urlaub zu fahren, weit weg von allen Problemen, sehr bald schon, und ich sitze da, der Bissen bleibt mir im Halse stecken, sie entschuldigt sich, sie hänge sehr an mir, sei aber verwirrt, und lauter solcher Unsinn. Würdest du sagen, dass ich sie anrufen soll, wenn sie zurückkommt?«
    » Das Leben der anderen ? Ist das der Film mit Stefano Accorsi?«
    »Glaub nicht, aber ich will dir keinen Scheiß erzählen.«

8
    »Das Leben, das ist das Leben mit mir … «
    »Dir.«
    »Dir was?«
    »Wenn du schon beschlossen hast, mich dieser Folter zu unterziehen, dann sing wenigstens richtig. Das Leben, das ist das Leben mit dir .«
    »Ach was.«
    »Doch.«
    »Komm schon, Andrea, was verstehst du denn schon davon? Für dich ist der Gipfel der Musik doch Duran Duran!«
    »Duran Duran finde ich zum Kotzen. Trotzdem heißt es dir .«
    »Aber denk doch nur mal einen Moment nach. Was soll das denn heißen, mein Leben mit dir ?«
    »Er sagt zu ihr, ich liebe dich, ich möchte mit dir zusammen sein, es ist schön, dass ich mein ganzes Leben mit dir verbringen darf. Mit dir .«
    »Ach was. Er möchte sie doch überreden, bei ihm zu bleiben, das Leben, das ist das Leben mit mir. Sag ja, komm schon.«
    »Aha, ich soll also derjenige sein, der einen Scheißdreck davon versteht…«
    »Immerhin höre ich nicht Duran Duran.«
    »Himmelherrgott, nicht schon wieder. Ich höre nicht Duran Duran.«
    »Komm schon, Andrea, das wissen doch alle. Gesteh es endlich.«
    Zwei harte Schläge.
    Die Zimmertür wird aufgerissen.
    Ernesto, der Kollege von nebenan, wartet gar nicht erst auf eine Aufforderung, sondern dringt mit der finsteren Miene desjenigen, der mit einem Haufen Mist überschüttet wurde, in unser Büro ein. In seinen Händen hält er bergeweise Papier. Sein Kopf zuckt hin und her. Zerknirscht hebt er an zu einer Litanei über die schwierige Phase, die er beruflich gerade durchmacht, bis schließlich die Dämme seiner emotionalen Beherrschung brechen und seine Gesichtszüge zu einer Maske der Verzweiflung entgleisen.
    »Ihr müsst mir helfen«, sagt er.
    »Aber natürlich, Ernesto, komm nur herein. Mach dir gar nicht erst die Mühe anzuklopfen, wir sind schließlich schlichte Leute hier.«
    »Hört zu.« Ernesto fuchtelt mit den Papieren herum. »Ich weiß, dass ihr auch beschäftigt seid und einen Haufen Dinge zu erledigen habt, das weiß ich nur zu gut. Trotzdem, wirklich, wenn ihr es schaffen würdet – und ihr müsst es schaffen, einer von euch –, mir dabei zu helfen, diese Papiere durchzuschauen. Es handelt sich bloß

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