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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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gesagt?«
    »Dreißig.«
    »Dreißig. Und da trägt sie bereits die Verantwortung für ein so großes Projekt?«
    »Sie scheint ziemlich fähig zu sein. Sehr entschlossen vor allem.«
    »Mhm.« Giovannino streicht sich übers Kinn. »Feministin also. Eine toughe Sau … Aber das würde ich ihr lieber nicht sagen.«
    Ich schubse ihn gegen eine Säule.
    »Was bin ich nur für ein Blödmann, dass ich mit solchen Dingen ausgerechnet zu dir komme.«
    »Dabei hast du genau das Richtige getan«, sagt er und legt nachdenklich einen Finger an die Nase. »Wir müssen eine Strategie entwickeln.«
    »Ich wollte sie heute noch anrufen, wenn ich ein wenig Luft habe.«
    »Nein«, sagt er und hebt, ohne den Finger von der Nase zu nehmen, den Ellbogen und blockiert mich. »Du darfst nichts übereilen. So etwas muss man raffiniert anstellen.«
    »Was heißt hier, ich darf nichts übereilen? Ich habe seit einer Woche nichts mehr von ihr gehört.«
    »Das hat Zeit.«
    »Zeit?«
    »Ein Krieger muss warten können.«
    »Okay, aber wenn …«
    »Unter der Zeder die Lotosblume wächst und stirbt.«
    »Bist du verrückt?«
    » Kamasutra .«
    »Verarschst du mich?.«
    »Klar verarsche ich dich. Bist du ein kleiner Junge? Ich wollte sie heute noch anrufen, wenn ich ein wenig Luft habe. Glaubst du, das ist die Einstellung, mit der man eine Frau erobert?«
    »Was soll denn daran falsch sein?«
    »Alles daran ist falsch«, sagt er und bleibt unvermittelt vor dem Eingang zu einem großen Kaufhaus stehen. »Komm, lass uns hineingehen. Da stehen überall diese Parfümfachverkäuferinnen und spritzen dich mit Parfüm voll.«
    Eine Welle eiskalter Luft aus der Klimaanlage jagt mir einen Schauer über den Rücken. Das gleißende Licht der Stände mit den Flakons und Fläschchen blendet mich. Giovannino bewegt sich gewandt durch die Gänge, und ich folge ihm nur mit Müh und Not.
    »Außerdem …«, erkläre ich und versuche, ihn nicht aus dem Blick zu verlieren, »… lebt sie in London. Das ist nicht Australien, sicher, aber es ist auch nicht um die Ecke. Das wäre in jedem Fall schwierig.«
    »Was wäre schwierig?«, ruft Giovannino und steuert auf den Stand von Guerlain zu, wo ihn eine junge, schwarzhaarige Frau mit Ponyfrisur lächelnd darüber aufklärt, dass das Parfüm, nach welchem er gegriffen hat, für Damen ist.
    »Eine Beziehung«, antworte ich. »Wie soll man denn überhaupt irgendetwas planen können bei unserer Arbeit?«
    Giovannino nickt der Verkäuferin zu, dreht sich um, stellt sich auf die Zehenspitzen und knallt mir die flach zusammengelegten Hände an die Stirn.
    »Bist du verrückt geworden?«, platzt er los. »Du machst schon Pläne für die Zukunft? Ich glaub’s nicht. Oh, guck mal die beiden da. Wahnsinn.«
    Ich schaue in die Richtung, in die Giovanninos Arm zeigt, der sich aber plötzlich in eine ganz andere Richtung bewegt und auf eine ganz andere Stelle zeigt.
    »Nein, viel besser. Die da«, sagt er mit schwacher Stimme, als würde er kapitulieren. »Die da hinten, die ist wirklich die Beste.«
    »Wo?«, frage ich irritiert.
    »Die da, beim Schaufenster.«
    »Aber Giovannino …« Ich drehe mich um und schaue ihm in die Augen. »Das ist eine Schaufensterpuppe.«
    »Klar. Aber wenn sie lebendig wäre.«

32
    Den Anfang des Sprungs sehe ich nicht. Ich sehe nur, wie Giuseppe dreißig Zentimeter über dem Boden durch den Türrahmen fliegt, in der Luft einen kleinen Bogen beschreibt und auf dem Teppichboden in meinem Büro landet.
    » Yeah .«
    Ein paar Sekunden verharrt er in der Stellung, in der er den Boden berührt hat, dann richtet er sich mit knirschenden Knochen auf und rückt seine Krawatte zurecht.
    »Du hättest sehen sollen, wie ich in meiner Jugend Handstand gemacht habe, mein lieber, lieber Endru.«
    »Einen richtigen Handstand?«
    »Kerzengerade.«
    Auf Giuseppes Gesicht zeichnet sich Begeisterung ab, die seinen ganzen Körper erschauern lässt. Nacheinander schaut er in alle vier Ecken meines Büros, dann richtet er den Blick auf mich. Ich zucke mit den Achseln.
    » Du-bai «, sagt er laut und deutlich, kneift die Augen zu Schlitzen zusammen und erschauert wieder.
    »Aha«, antworte ich mit einer gewissen Ratlosigkeit.
    » Es-geht-lo-hos. «
    Mein Gesicht muss ziemlich verwirrt aussehen, denn bevor er wieder zu reden anfängt, entfährt Giuseppe ein schwächliches » Ja, ist das denn die Möglichkeit …«
    »Alles ist bereits bedacht, geprüft, entschieden. Auf höherer Ebene, versteht sich.«
    »Giuseppe,

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