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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Donato tut nichts, als ständig Das ist ein Wahnsinn zu schreien. Und die due diligence … Vergessen wir es.«
    »Wir haben doch von Anfang an gewusst, dass es nicht leicht werden wird. Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Zur Zeit ist keine gute Phase, wahrlich nicht. Wir verlieren Mandanten und Projekte. Weißt du, dass uns die Rankings auf Platz vier in Italien setzen? Was soll ich meinen Kindern erzählen?«
    »Sag ihnen, it’s allucinating .«
    »Im Übrigen sind bestimmte Ziele nicht für alle gleichermaßen erreichbar. Wir verstehen uns doch recht, Endru? Die Zukunft ist nicht für alle da. Möchtest du eine Zukunft?«
    »Ich denke schon.«
    »Was heißt hier, ich denke schon . Du musst brennen, mein Junge. Ja, ich will . Du musst energisch sein, voranpreschen. Draußen drängeln sich die Leute und krempeln die Ärmel hoch. Du musst über dich hinauswachsen.«
    »Über mich hinaus.«
    »Sicher. Über dich hinaus. Wer A sagt, muss auch Z sagen.«
    »War es nicht B?«
    »Ich rede wirklich gegen eine Wand.«
    Giuseppe verlässt mein Büro und wirkt verbittert. Der Mailänder Himmel will vom Frühling nichts wissen und präsentiert sich täglich wie eine verblasste Kopie des Himmels vom Vortag. Die lindgrüne Mappe, die hart an der Schreibtischkante liegt, ist dicker geworden und scheint nicht hinabfallen zu wollen. Giovannino hat mich zum Mittagessen eingeladen. Ich habe angenommen.
    »Guck mal, die geile Frau da.«
    Giovannino stößt mir seinen Ellbogen in die Hüfte und zeigt mit dem Kinn auf eine Dame, die jenseits der Glasfront der Bar aus dem Taxi steigt.
    »Komm schon, Giovannino«, sage ich, kneife ihn in die Wange und zwinge ihn, in Richtung Theke zu schauen. »Die wird so um die fünfzig sein, vergiss es. Lass uns irgendein Brötchen kaufen und dann gehen. Dieses Gedränge hier macht mich ganz verrückt.«
    »Was ist denn da drauf?«, fragt ein Mann und zeigt auf ein Tablett, ohne sich um die Schlange hinter ihm zu scheren.
    »Bresaola vom Pferd, Eichblattsalat aus dem Piemont und sauce spéciale «, antwortet der kahle Kellner.
    »Mhm«, überlegt der Mann. »Können Sie noch ein paar Falcetto-Kirschtomaten dazugeben?«
    »Falcetto-Kirschtomaten für den Herrn. Vielleicht noch eine Messerspitze logliolo ?«
    » Logliolo wäre wunderbar.«
    »Soll ich es Ihnen warm machen?«
    »Unbedingt.«
    Ich schaue Giovannino sprachlos an.
    »Oh, die Brötchen hier sind etwas Besonderes«, sagt er zufrieden. »Die Bar ist sogar im Michelin.«
    Ich verstehe nichts. Ich verstehe rein gar nichts. Ich schaue mich um. Die ausgehungerten Gesichter einer ganzen Schar von Profis drücken sich an die Scheibe, die den Menschen vom Brötchen trennt. Augen mustern sich. Münder spucken Krümel in der Gegend herum. Hände recken sich euphorisch in die Luft. Einige zeigen, einige nehmen, einige fuchteln einfach herum, und nun schreie auch ich.
    » Mortadella, Mortadella. «
    Eine Frau in einem Kuhmäntelchen starrt mich ausdruckslos an und schüttelt den Kopf. Ich fange wieder an.
    » Mortadella, Mortadella. «
    Mein Körper schüttet ein merkwürdiges Adrenalin aus, und ich gewinne Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich gehe in Stellung, nähere mich der Theke, folge meinen eigenen Schreien.
    »Was bekommen Sie?«, fragt mich schließlich jemand.
    » Mortadella, Mortadella «, schreie ich begeistert.
    »Mortadella haben wir nicht.«
    » Mortadella, Mortadella. «
    »Haben Sie nicht gehört?«, brüllt jetzt der kahle Kellner. » Mor-ta-del-la ha-ben wir nicht. «
    »Oh, Entschuldigung. Dann Pute.«
    »Mit Trüffeln?«
    »Wenn’s sein muss.«
    »Es muss.«
    Ich gehe, die Schlange drängt weiter heran.
    »Und was darf ich Ihnen geben, Signorina?«
    »Haben Sie Affenpfoten?«
    »In Pitabrot.«
    »Drei Mal bitte.«
    Wir gehen den Corso Vittorio Emanuele entlang und kauen schweigend. Ein Japaner fotografiert eine Taube, die auf einem Mülleimer posiert. Die Kameras eines Lokalsenders sind auf ein H&M-Schaufenster gerichtet, wo ein Mädchen nur im Slip im Bett liegt und eine Zeitschrift liest. Eine Frau, die wie ihr Hund gekleidet ist, betrachtet sich in der spiegelnden Scheibe neben dem Bankautomaten. Die jungen Leute fühlen sich fast international.
    »Hast du gehört, dass sie zwanzig Prozent des Camogli-Fonds verkauft haben?«, erkundigt sich Giovannino.
    Ich schaue ihn fragend an.
    Giovannino zuckt mit den Achseln. »War heute im Sole .«
    Er mustert ein paar Mädchen, die aus dem Skorpion kommen und sich an

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