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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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ihren Sporttaschen abschleppen, dann fügt er hinzu: »Die von Chiomenti haben sie beraten.«
    »Aha.« Ich nehme es zur Kenntnis und beiße in mein Brötchen.
    »Komplizierte Geschichte«, fängt Giovannino wieder an. »Da waren eine Menge Fragen im Spiel, bei denen …« Er unterbricht sich, schaut zurück und murmelt: »Wahnsinn, was für eine geile Frau.«
    Ich drehe mich um und sehe eine Blondine mit nacktem Rücken, die auf superhohen Hacken in Richtung San Babila stöckelt.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Du wolltest von einer komplizierten Geschichte erzählen.«
    »Ach ja, richtig. A propos komplizierte Geschichten, hast du mitbekommen, dass Alberto Montini am Herzen operiert wurde?«
    »Wer ist Alberto Montini?«
    »Der Typ von der Genossenschaftsbank von Lodi.«
    »Giovannino.« Ich bleibe stehen und schaue ihn an. »Wen interessiert das?«
    »Es ist ein Fehler, dass dich das alles nicht interessiert«, fährt er fort, ohne einen Schritt langsamer zu gehen. »Du hast keine Ahnung, wie viele Projekte wegen Montini hereinkommen. Der ist ziemlich clever und hat den Markt immer im Blick.«
    »Okay«, sage ich und hole ihn wieder ein. »Vergiss aber nicht, dein Brötchen zu essen.«
    »Ich weiß nicht, ob du in den letzten Monaten die Entwicklung der offenen Fonds verfolgt hast. Da gibt’s große Probleme. Gewaltige Probleme.«
    Ich beschränke mich auf ein »Mhm«.
    »Klar, dass sich Ecofin beklagt. Das ist ein Symptom.«
    »Aber was …«
    »Kommt alles aus den Vereinigten Staaten, diese ganze Krise. Stagflation.«
    »Giovannino …«
    »Irgendwann wird uns China zermalmen.«
    »Giovannino?«
    »Montezemolo der Große.«
    »Giovannino«, sage ich jetzt lauter. »Könntest du bitte mit dieser Litanei aufhören? Das interessiert mich alles nicht. Die Märkte, China, die Finanzen, die Krise, nichts davon, verstehst du?«
    Giovannino bleibt stehen und schaut mich misstrauisch an.
    »Dreh dich um«, sagt er nach einer langen Pause. »Was starrst du mich so an? Wo hier so viele geile Frauen herumlaufen.«
    Wir setzen uns wieder in Bewegung und gehen in Richtung Domplatz. Giovannino schluckt den letzten Bissen hinunter. » Köst-lich «, sagt er und schnalzt mit der Zunge. »Da kann man sagen, was man will, aber Qualität ist kein Zufall. Qualität ist ein exaktes Theorem.«
    »Du wirst immer schlimmer«, sage ich und halte Abstand.
    »Darf ich mal von deinem abbeißen?«
    »Klar.« Ich reiche ihm, was von meinem Brötchen übrig ist. »Du kannst es behalten, ich möchte nicht mehr.«
    »Super.«
    »Ich glaube, ich habe mich verliebt.«
    Giovannino wird von einem Hustenanfall geschüttelt. Ein fragender Ausdruck tritt in sein Gesicht, und seine Augen beginnen zu glänzen.
    »Dreifürzwei-Project«, fahre ich fort. »Gegenseite.«
    »Neeeiin?« Giovanninos Augen sind nun ein einziges Leuchtfeuer.
    »Wir sind zusammen ausgegangen, bevor sie nach London zurückgekehrt ist.«
    »Und?«, drängt er mich und zieht an meinem Jackett.
    »Nichts und. Wir sind ausgegangen, und Feierabend.«
    »Schon. Aber was ist passiert?«
    »Wir waren …«, ich zögere, »… essen. Dann habe ich sie zum Hotel begleitet. Und lass jetzt nicht deine Fantasie mit dir durchgehen. Es ist nichts passiert.«
    Giovannino wird nachdenklich und starrt verzaubert auf die Dessous der Büsten, die sich in einem Reizwäschegeschäft um ihre eigene Achse drehen.
    »Und dann?«, fragt er schließlich.
    »Dann haben wir nichts mehr voneinander gehört. Okay, sie war auf dem Verteiler für die E-Mails, und es gab ein paar conference calls … Aber sie und ich alleine, da war nichts mehr.«
    »Wirklich.« Er schüttelt empört den Kopf. »Du weißt nicht, wie man sich den Frauen gegenüber benimmt.«
    »Hundertneunundachtzig, Giovannino«, sage ich und lege meinen Finger an die Lippen, damit er den Mund hält. »Hundertneunundachtzig.«
    » Hundertneunundachtzig was?«
    »Tage, an denen du nicht gevögelt hast. Das hast du selbst verkündet. Also …« Ich schaue auf das Datum auf meiner Uhr. »Ich würde sagen, dass wir die Schallmauer zur zweihundert jetzt locker durchbrochen haben. Es sei denn, du kannst mit Neuigkeiten aufwarten, was ich aber nicht glaube. Oder gibt’s Neuigkeiten?«
    Giovannino brummt etwas vor sich hin.
    »Ich weiß nicht«, fahre ich fort. »Das ist eine Frau … Ich fühle mich wie neugeboren. Seit sie weg ist, denke ich an nichts anderes, als dass ich sie gerne wiedersehen würde.«
    »Wie alt ist sie, hast du

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