abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
schaute wieder in den Eimer. Wollte er jetzt etwa nachzählen?
»Der Hammer«, grummelte er schließlich und hielt mir das Gerät hin, als würde es überhaupt nichts wiegen.
Ich zeigte auf das Garagentor. Der Grillmeister schüttelte den Kopf. »Ich hau’ doch da nicht drauf. Dann geht das doch kaputt.«
»Keine Sorge, ist schon kaputt.« Ich nahm ihm den Vorschlaghammer aus der Hand und schritt zur Tat. Keine Zeit für Smalltalk. Wenn man nicht alles selber macht!
Mein erster Schlag traf den Griff. Nichts rührte sich, nur das Küchenfenster im Hause Kostnitz klirrte leise. Ich schlug ein zweites Mal und ein drittes Mal – es knirschte gewaltig. Ich hörte, wie in der Küche irgendwas aus Porzellan auf dem Boden zerschepperte. In den Häusern nebenan gingen die Türen auf und neugierige Nachbarn steckten ihre Köpfe heraus. Der Grillmeister lächelte in die Runde und zeigte mit dem Finger auf mich. Bevor ich meinen finalen Schlag landen konnte, humpelte Kajo an Krücken auf uns zu. »Was soll der Lärm? Ich arbeite.«
Der Grillmeister stellte sich bequem hin und spitzte die Ohren.
»Kajo, ich brauch’ das Auto, ganz dringend. Ich muss nach Köln.«
»Ja, aber warum haust du mit dem Hammer aufs Garagentor?«
»Ich hab’ es doch damals kaputtgemacht. Es geht nicht mehr auf«, zeterte ich.
»Es ist nicht kaputt, Himmel noch mal! Ist längst repariert!«, fluchte er und humpelte zurück ins Haus.
Ich bückte mich und schaute mir den angebrochenen Hebel an. Jetzt fiel es mir auch auf: Er war blitzblank und weder rostig wie der alte noch mit den Resten von mindestens drei Anstrichen behaftet. Ich berührte den angeknacksten Griff nur ganz leicht. Er brach ab und fiel herunter. Dann hörte ich ein tiefes Brummen und ein lautes Klack. Das Garagentor setzte sich in Bewegung.
Kajo schaute aus dem Küchenfenster, hielt eine kleine, silbrig glänzende Box in der Hand und feixte: »Ha, ha, Frauen und Technik. Da ist seit Wochen ein Motor mit Fernbedienung drin.«
»Dat hätt’ ich Ihnen auch sagen können, Frau Abendroth.« Der Grillmeister nahm seinen Eimer und ging zurück in sein Haus. »Hab’ ich ihm eingebaut«, schob er noch stolz hinterher, bevor er seine Haustür schloss.
»Woher soll ich das denn wissen? Hat mir doch keiner gesagt.«
»Du hast ja nie gefragt«, Kajo warf mir den kleinen Kasten zu und sagte: »Kann ich jetzt wieder üben gehen?«
»Kannst du. Danke.«
»Bitte. Gern geschehen.«
Gerade wollte ich in die Garage gehen, als ich Herzigs eleganten Rover um die Ecke biegen sah. Auf dem Rücksitz saß ein Ehepaar mittleren Alters. Offensichtlich neue Interessenten für das Haus.
»Kajo, du kriegst Besuch«, rief ich.
Kajo schaute aus dem Fenster.
»Viel Spaß beim Hausverkauf.«
»Oh nee … kannst du nicht …?«
»Nee. Ich muss jetzt … es geht um Leben und Tod.«
Er schloss hastig das Fenster, dann hörte ich, wie er in der Küche auf Glasscherben trat und laut fluchte.
Ich setzte mich in meinen alten Opel. Kajo kam in die Garage gehumpelt.
»Kann ich mit?«
»Nee. Ich bin auch in drei Stunden spätestens wieder da.«
»Versprochen?«
»Versprochen. Was ist los mit dir?« Ich knallte die Fahrertür zu. Kajo zuckte zusammen, ging aber keinen Schritt vom Auto weg. Ich kurbelte das Fenster herunter. »Ich glaub’, du brauchst mal ’ne Pause.«
Bevor Herzig seinen Wagen geparkt hatte, schoss ich mit dem Opel aus der Garage. Nichts wie weg hier, bevor ich den neuesten Golferwitz ertragen muss.
Herzig und seine Kundschaft gingen grüßend an Kajo vorbei und betraten das Haus. Kajo stand mit hängenden Schultern in der Einfahrt.
Ich bremste, rammte den Rückwärtsgang ins Getriebe und fuhr schlingernd wieder ein paar Meter zurück. »Was ist denn?«
In Hollywoodfilmen werden Helden nie auf diese Art und Weise ausgebremst. Die werden anders aufgehalten. Durch brennende Häuser oder explodierende Autos. Aber doch nicht durch Starpianisten in spe, die kurz vor ihrem großen Auftritt plötzlich vom Lampenfieber dahingerafft werden.
Kajo maulte: »Ich hab’ extra das Haus für dich dekoriert.«
Oh Mann. »Kajo, es tut mir leid. Ich muss nach Köln! Ich finde es ganz toll, dass du an meinen Geburtstag gedacht hast.«
»Echt?«
»Echt. Ich bin bald zurück, und dann hol’ ich dich ab, und wir fahren in die Stadt. Wilma, ich und du feiern. Okay?«
»Okay. Kommt Winnie mit?« Kajo rührte sich nicht vom Fleck.
»Wir rufen ihn später an. Okay? Kajo!«
»Okay.«
»Was ist
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