abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
darauf zurückkommen. Um Karin kurz abzulenken, fragte ich: »War der Trollinger sauber?«
»Oh, nee …«
»Was? K.o.-Tropfen?«
»Ich hab’ nix gesagt. Ich sag’ auch nix mehr. Maggie, ich leg’ jetzt auf.«
»Aber die Telefonnummer vielleicht? Von der Sekretärin … Karin? Bitte. Ich hab’ dir so viele Informationen geliefert, die reichen für drei Beförderungen!«
»Was ich hier mache, reicht für drei Suspendierungen!«
»Bitte. Nur noch dieses eine Mal.«
»Achtdreieinsvierdreinull.«
Ich notierte hastig mit. Karin hatte aufgelegt, bevor ich sie bitten konnte, mir die Nummer ein zweites Mal zu sagen. Hoffentlich hatte ich sie richtig verstanden.
Ich wählte sofort. Es gab ein Freizeichen.
Wilma kam in die Teeküche, stellte zwei Espressotassen in die Maschine und sagte: »Du siehst ja total blass aus. Was ist los?«
Ich winkte ab. Ein Knacken in der Leitung, dann ein desinteressiertes »Hallo«.
Was soll ich denn jetzt der Sekretärin sagen?
»Hallo, hier ist Margret Abendroth.«
»Ich rede nicht mit der Presse.«
»Ich bin auch nicht von der Presse. Ich bin eine alte Schulfreundin von Konstantin Sattelmann.«
»Ach«, sagte die Frau und hatte schon aufgelegt.
Ich legte auch auf und sagte zu Wilma: »Die Forelle war’s. Ich bin sicher. Herr Matti hat mich drauf gebracht. Die wusste alles von den Frauen. Und jetzt passt alles zusammen. Der Klostergeist und der Trollinger. Das kann kein Zufall sein.«
Wilma studierte ihren vollgeschmierten Kalender, und nach ein paar Minuten nickte sie.
»Auf dem Papier sieht es schlüssig aus. Exzentrisch, aber schlüssig. Und ziemlich offensichtlich, fast fahrlässig. Nee, eigentlich eher naiv. Aber warum bringt eine Therapeutin Männer um? Es waren doch nur Männer?«
»Ah ja. Was weiß denn ich? Weil sie ihren Job nicht kann? Robin-Hood-Syndrom? Männerhasserin? Rächerin? Sicherung durchgebrannt … Irgendwas in der Richtung.«
»Hm«, Wilma schaute sich noch einmal den Kalender an und murmelte: »Trollinger, trinkt den nicht dauernd dieser langweilige Tatort- Kommissar? Der Bienzle?«
»Ich ruf’ noch mal die Sekretärin an. Die wird doch wissen, wie ein blöder Golden Retriever aussieht!«
Ich drückte die Wiederwahltaste. Die Frau nahm ab.
»Legen Sie bitte nicht auf. Bitte. Ich bin eine von den Frauen, mit denen Konny Sattelmann … Ärger hatte. Bitte. Ich habe eine Frage an Sie.«
»Okay. In Gottes Namen, fragen Sie.«
»Der Hund, der mit dieser letzten Besucherin am Montag gekommen ist – was für eine Rasse war das?«
»Weiß ich nicht. Ich mag Hunde nicht. Hab’ ich schon der Polizei gesagt.«
Ich beschrieb ihr geduldig einen Golden Retriever, bis aufs Haar. Alles, was sie sagte, war: »Ja, so sah der aus. Wie, sagten Sie, heißt der?«
»Golden Retriever.«
Ich hörte, wie sie auf einer Tastatur herumhämmerte. »Genau. So einer war das.«
»Sicher?«
»Sicher. Hab’ gerade ein Foto gegoogelt. Sieht genauso aus.«
»Sie haben mir sehr geholfen. Und die Frau dazu, wie sah die aus?«
»Hab’ ich schon der Polizei gesagt. Die kam mit einer Pizza und einer Plastiktüte mit was drin. Und ich bin in derselben Sekunde weggegangen. Keine Ahnung. Den Hund hatte sie an der Leine.«
»Eine letzte Frage: Wissen Sie, wie der Hund hieß? Nike vielleicht?«
»Ich sagte doch, ich mag Hunde nicht. Und für gewöhnlich unterhalte ich mich auch nicht mit ihnen. Sind Sie endlich fertig?«
»Die Frau hat nicht irgendwas zu dem Hund …?«
»Nein!«, unterbrach mich die Frau barsch.
»Danke. Sie haben mir sehr geholfen«, sagte ich überfreundlich, »… und rufen Sie bitte sofort bei der Polizei an, sprechen Sie mit Hauptkommissar Winfried Blaschke oder Karin … Karin … Kommissarin Karin eben, und erzählen Sie das alles.«
»Warum?«
»Weil es, verdammt noch mal, wichtig ist!«
Sie hatte aufgelegt, bevor ich noch etwas sagen konnte. »Meine Güte, ist die begriffsstutzig oder was? … Wilma?«
Die steckte kopfüber in einem Wandschrank und wühlte. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte, und hielt mir eine hübsch eingepackte Schachtel entgegen.
»Was ist das?«
»Happy Birthday. Von mir und Herrn Matti. Hat er heute morgen dichtgehalten?«
Der 11. Juni. Maggie Abendroth ist, völlig unbemerkt vom Rest der Welt, den Vierzigern dramatisch näher gekommen.
»Was?!«
»Trink deinen Espresso, alte Frau. Wo gehen wir beide heute Abend hin zum Feiern? Livingroom? Lecker Schoko-Brownies verklappen, Zigarren rauchen und
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