Abgezockt
sich die Nachbarn sein Nummernschild gemerkt, und seine Fingerabdrücke waren überall im Haus. Nicht lange, dann würde man ihm auf die Schliche kommen.
Er fuhr noch wilder und riskanter als vor kurzem zu Bell. Er nahm keine Rücksicht. Bei dem, was auf dem Spiel stand, blieb ihm keine Wahl. Der Schutz seiner Familie ging über alles.
Was hat Kelso getan? Wie ist er an Kate und Abby herangekommen?
Die Antwort auf diese Fragen konnte er nur erahnen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn Kate und Abby durch seine dummen Fehler ums Leben kämen. Angst und Abscheu verursachten einen sauren Geschmack in seinem Mund.
Obwohl Josh zwischendurch achtzig Meilen pro Stunde erreichte, war ihm das immer noch zu langsam. Selbst Lichtgeschwindigkeit hätte ihm nicht genügt. Er wusste nicht, wie viel Zeit seinen Lieben noch blieb; darum zählte jede Sekunde.
Beim Abbiegen in seine Straße brach das Heck aus, so dass er sich fast um die eigene Achse drehte. Gummifetzen rissen ab, und die Reifen kreischten vor Schmerz. An seinem Haus trat Josh auf die Bremse, und der Wagen kam knirschend vor dem Nachbargarten, nachdem er zwei Bremsspuren in den Asphalt gepflügt hatte, zum Stehen.
Kates Minivan stand draußen. Das bedeutete, dass sie daheim waren. Hoffte Josh zumindest. Wenn nicht, dann hatte er keine Ahnung, wo sie stecken könnten, und seine Aussichten, sie zu finden, waren gleich null. Dem einzigen Menschen, der wusste, wo seine Frau und sein Kind waren, hatte er eine Kugel ins Gesicht gejagt. Er hätte ihn mitschleppen sollen.
Josh griff nach der Waffe, die vor dem Beifahrersitz lag. Sein wilder Fahrstil hatte sie in den Fußraum geschleudert. Er tastete blind im dunklen Wageninnern herum. Die Straßenlampen spendeten nur dürftiges Licht. Unter dem Beifahrersitz fand er endlich die Waffe, und seine Finger schlossen sich um den Griff. Er sprang aus dem Auto.
»Bitte seid okay. Bitte seid okay«, flehte er leise.
Josh wollte die Haustür öffnen, doch sie war abgeschlossen. Er suchte in seinen Taschen und fluchte, als er merkte, dass seine Schlüssel noch im Wagen waren. Er rannte zurück und brach fast den Zündschlüssel ab, um sie sich zu holen.
»Kate, Abby!«, brüllte er. »Seid ihr in Ordnung? Antwortet doch!«
Während er zur Tür zurücklief, suchte er nach dem richtigen Schlüssel. Als er den Schlüssel fand, rammte Josh ihn in die Tür, drehte ihn und lief ins Haus.
Die Explosion zerriss das Gebäude. Ihre Druckwelle ließ Fenster nach draußen fliegen, so dass überall Splitter herabregneten. Brennende Holzteile wurden emporkatapultiert und bildeten ein Muster kometenhafter Himmelskörper. Stücke der Hausverkleidung wirbelten herum wie aufgeblasene Ballons, aus denen die Luft entweicht. Das Garagentor schob Kates Minivan beiseite und rammte einen Offroader, drei Türen weiter.
Der Lärm war ohrenbetäubend, aber imposant – eine Art natürliches Symphonieorchester. Der Donnerschlag der Explosion klang wie Wellen, die sich an einer Felsenküste brachen. Splitter regneten auf die Straße. Brennende Holzteile landeten mit dumpfem Getöse in den Vorgärten, als würden sich die Hufe von Rennpferden nähern. Knackendes, knisterndes Baumaterial rundete das Tongemälde ab.
Einige Nachbarn, von Josh Michaels’ dramatischer Ankunft bereits geweckt, wurden Augenzeugen des Schauspiels. In einem Farb- und Klangspektakel zerbrach das Haus. Auch bei einigen Nachbarhäusern zerbarsten die Fensterscheiben, und brennende Trümmer fielen auf den Rasen.
Josh wurde in die Luft geschleudert. Die aus den Angeln gesprengte Tür schützte ihn vor der Explosion und der Hitze. Von der Holzplatte bedeckt, landete er im Vorgarten. Er kämpfte sich frei und stand auf, ohne das Dröhnen in seinem Kopf und den Schmerz in seinen Knochen zu beachten.
Die Explosion hören und sehen war keine Vorbereitung auf den Anblick, der ihn erwartete. Sein Haus war ein loderndes Gerippe – alles stand in Flammen. Niemand, weder Mensch noch Tier, hatte das überleben können. Die Erkenntnis traf ihn wie ein zweiter Donnerschlag: Seine Familie war tot. Er fiel auf die Knie, die Waffe in seiner rechten Hand.
»Sie sind tot. Ich habe sie umgebracht«, schrie er mit gellender Stimme durch das Brausen des Feuers.
Etliche Sekunden war Josh allein auf der Straße. Keiner der Nachbarn wagte sich aus seinen vier Wänden. Das Ereignis war zu spektakulär. Explosionen von Häusern standen hier nicht auf der Tagesordnung. Niemand kam zu Josh. Alle
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