Abgezockt
bringen?«
»Anfangs nicht. Sie ist von sich aus auf mich zugekommen, aber Kelso sah seine Gelegenheit und nützte alles zu seinen Gunsten. Bell war da nur eine Marionette.«
»Und wo ist Kelso jetzt?«
»Tot. Ich hab ihn erschossen. Du hast seinen Revolver.«
Je mehr Josh über die jüngsten Ereignisse sprach, desto mehr wurde er wieder er selbst. Seine Verzweiflung verschwand, und seine Stimme wurde kräftiger. Man konnte nicht behaupten, dass er wieder »ganz der Alte« war. Die alte Normalität war seit einer Ewigkeit vorbei.
Er verfiel erneut in Schweigen. Gedankenversunken erlebte er noch einmal sein mehrfaches Entkommen und die Todesfälle des heutigen Abends. Wieder einmal hatte er überlebt, aber diejenigen, die ihm am nächsten standen, nicht. Ihm lief eine Träne über die Wange.
»Bell hatte Aids «, sagte er nüchtern.
Bob lag eine Erwiderung auf der Zunge, aber er behielt sie für sich. Jede Bemerkung zu Joshs Leben überforderte ihn.
Bob bog in eine Parklücke. Der Platz war relativ leer; es standen nur ein paar Wagen auf den markierten Flächen. Eine Weile würde sich niemand über Bobs schlampiges Parken beschweren.
Josh starrte auf die Leuchtschrift des Sacramento Executive Airport. »Was wollen wir hier?«
»Auf uns wartet ein Flugzeug, Kumpel. Es wird Zeit, dass wir die Sache ins Reine bringen.«
Die Männer überquerten den Parkplatz und betraten das Gebäude. Der kleine Flughafen war gut frequentiert. Da auch Josh mehrfach hier gelandet war, kannte er sich in dem Komplex aus.
Nach einem kurzen Treppenaufgang begrüßte sie in der Wartehalle ein gelangweilt wirkender Mann in Pilotenuniform. Er war jünger als Josh, höchstens dreißig, und sammelte Flugerfahrung, um von einer der großen Luftfahrtlinien übernommen zu werden. Beim Näherkommen der beiden Männer stand er auf.
»Josh Michaels und Bob Deuce?«
»Ja«, antwortete Bob.
Der Blick des Piloten fiel auf Josh, und verwundert starrte er ihn an. Joshs Erscheinungsbild war, gelinde gesagt, suspekt. Die Knie seiner Jeans waren voller Blut, und er verbreitete einen intensiven Rauchgeruch, als habe er eine Woche an einem Lagerfeuer verbracht.
»Sind Sie von Pinnacle Investments?«, fragte Bob, um abzulenken.
»Äh, Verzeihung. Ja. Ich soll Sie nach Seattle fliegen. Martin Trent ist mein Name. Ich bin Ihr Pilot. Es ist alles bereit. Wenn Sie auch so weit sind, kann’s gleich losgehen.«
Josh nickte.
Trent führte sie aus der Abflughalle auf das Vorfeld, wo eine Reihe von Maschinen geparkt war. Die hallende Leere des Gebäudes füllte sich mit Triebwerksgetöse. Eine Navajo setzte gerade auf der Landebahn auf.
»Ich habe Sie schon früher erwartet«, sagte Trent über den Lärm einer Turboprop, die an der Halteposition gecheckt wurde.
»Ich weiß, aber mein Freund hier hatte einen Unfall«, erwiderte Bob.
Josh wurden sein Zustand und sein Äußeres bewusst. Mit seiner völlig verschmutzten Kleidung wirkte er ausgesprochen auffällig. »Hätten Sie wohl irgendwelche Sachen zum Ausleihen an Bord?«
Trents Erleichterung über diese plausible Erklärung war deutlich auf seinem Gesicht erkennbar. »Wahrscheinlich habe ich etwas Passendes im Übernachtungsgepäck.«
»Vielen Dank.«
Der junge Mann führte die beiden zu einem Lear-Jet, der bereitstand. Sie stiegen in das Geschäftsflugzeug, und der Pilot schloss und verriegelte die Tür.
»In Ordnung, meine Herren. Wenn Sie sich hier hineinquetschen, können wir bald abfliegen. Und, Mr. Michaels, sobald wir die Flughöhe erreicht haben, bringe ich Ihnen die frischen Sachen. Ach, und es gibt einen Waschraum, falls Sie sich etwas säubern wollen.« Trent warf ihnen ein professionelles Lächeln zu und verschwand ins Cockpit, während Josh und Bob in zwei von den zwölf Erster-Klasse-Sesseln im Heckbereich Platz nahmen. Unter normalen Umständen hätte Josh solchen Luxus aufregend gefunden, doch das Bewusstsein, in diesem Jet zu Pinnacle Investments zu fliegen, erfüllte ihn mit tiefem Unwillen.
»Warum fliegen wir dorthin, Bob?«
»Das war doch der Grund, weshalb ich dich gesucht habe! Ich hab sie rumgekriegt, die Police an dich zurückzuverkaufen. Es ist überstanden, Josh.« Bob legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Die Triebwerke heulten, während sie Geschwindigkeit aufnahmen.
»Geh zum Teufel, Bob! Meine Familie ist tot. Und noch vier andere Menschen sind wegen dieser Police gestorben. Gar nichts ist überstanden. Das bringt Kate und Abby auch nicht zurück!«, tobte
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