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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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drei kleine Metalldinger sich anfühlen, als schleuderte man ihm Kanonenkugeln gegen seine Brust? Reden fiel verdammt schwer – er hatte den Eindruck, als wären seine Zähne Würfel und würden mit einem Becher quer über den Tisch geworfen. Er wusste, etliche wackelten. Wenn er durch die Nase atmete, tat sein Gesicht weh. Also atmete er durch den Mund. Er dankte Gott, dass er keine Glassplitter im Auge hatte. Schmerz war relativ. In Ruhestellung brannte sein gebrochener Arm, wenn er ihn aber bewegte, schrie er vor Schmerz. Alles tat weh, auch wenn er ruhig liegen blieb.
    Michaels stand aufgerichtet neben ihm. Er hielt Mitchells 9-mm-Pistole in der Hand. Die Situation belustigte den Profi. Der Gejagte war zum Jäger geworden. Er richtete ihm die Schusswaffe ins Gesicht.
    »Tun Sie’s nicht«, sagte der Profi. Seine Zähne wackelten beim Sprechen. Er nahm einen tiefen Atemzug.
    »Und warum? Ich bezweifle, dass Sie sich anders verhalten würden, wenn ich da läge.«
    Michaels bebte. Der Profi wusste nicht, ob vor Angst oder vor Wut.
    »Da haben Sie vermutlich recht, aber ich möchte Ihnen etwas mitteilen.«
    Michaels zeigte wenig Interesse an dem, was der Profi zu sagen hatte. Trotzdem ließ er die Waffe sinken.
    Ein Mann trat zu ihnen. Er blieb hinter Josh stehen und sah ihm über die Schulter. Der Profi kannte ihn nicht. Der Mann trug Joggingkleidung, und Josh schien ihn nicht zu bemerken. Obwohl James Mitchell ihn sah, zweifelte er, ob er wirklich da war.
    »Was
wollen Sie mir mitteilen?«, fragte Josh.
    Jetzt begriff der Profi. Er erkannte den Jogger. Es war Stuart Shore, dieser Aids -Patient. Er war der Erste gewesen. Der Erste, auf den Dexter Tyrell ihn angesetzt hatte. An einem regnerischen Herbstmorgen vor zweieinhalb Jahren hatte Mitchell ihn auf einer verlassenen Landstraße in Seattle über den Haufen gefahren. Aber Stuart stand unverletzt hier. Er hatte keine der blutigen Wunden, wies keine der Knochenbrüche von ihrer letzten Begegnung auf. Er war wie vor seinem Tod. Der Profi hatte Stuart unter seinen Reifen das Genick zermalmt, damit die Sache nach einem Unfall mit Fahrerflucht aussähe.
    Stuart sah genau wie Josh Michaels auf den Profi herab. Er wollte wissen, was sein Mörder zu sagen hatte. Andere kamen hinzu. Immer mehr füllte sich der Raum mit Gestalten – alle wie ein durchsichtiges Spiegelbild. Sie traten hinter Michaels und den toten Jogger, strömten aus Küche und Schlafzimmer herein, ja, sie zogen sogar durch die Haustür, wie der Profi bei einem Blick über die Schulter feststellen musste. Alle waren sie da. All die unschuldigen Menschen, die er für Pinnacle Investments getötet hatte.
    Sie drängten sich nach einem besseren Platz und verteilten sich um ihn herum.
    Es mussten über fünfzig Leute in diesem Haus sein. Alle seine Opfer. Er erinnerte sich nicht an jeden Namen, aber wo und wie er die Einzelnen getötet hatte, daran erinnerte er sich.
    Der Farmer, den er in die Dreschmaschine gestoßen hatte; er streckte zwischen zwei anderen den Kopf vor. Die Freunde und Angehörigen wussten nie, ob es Unfall oder Selbstmord gewesen war. Dort, Jesse Torino; die hatte er zusammengeschlagen, erschossen und ihr die Handtasche geklaut, um es nach einem Raubüberfall aussehen zu lassen. Auch einen Typen, der mit Computern zu tun hatte, erkannte der Profi. Dem hatte er am Auto herumgepfuscht, damit es wie eine Schlamperei der Werkstatt erschien; der Computerspezialist war beim Zusammenstoß mit einem Laster ums Leben gekommen, der Lkw-Fahrer war schwer verletzt worden. Zwei Leute wurden in die vordere Reihe gelassen: Mark Keegan führte Margaret Macey nach vorn. Keegan schaute kurz zu Josh und warf ihm ein Lächeln zu, das Josh nicht sah. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, als er seinen Blick wieder auf den Killer richtete.
    Sie alle wollten es wissen. Sie wollten wissen, wie er hieß. Nicht, wie er sich genannt hatte, um an sie heranzukommen, um sich in ihr Vertrauen zu schleichen, bevor er sie ermordete. Es wurde Zeit für die Wahrheit.
    Ja, der Profi
wollte
ihnen seinen Namen sagen. Jahrelang hatte er ein Leben geführt, bei dem die Menschen, mit denen er in Kontakt kam, ihn niemals wirklich kannten. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn zum letzten Mal jemand mit seinem richtigen Namen angeredet hatte, und das deprimierte ihn. Er wollte jemandem seinen Namen sagen. Ein einziges Mal.
    Der Profi lächelte. In einer bizarren Wendung der Ereignisse war der Killer gerührt, dass so viele

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