Abgezockt
Tom Jenks, Belinda Wong und John Kelso. Außerdem wollte man seine Verbindung zu Dexter Tyrell und Pinnacle Investments erfahren. Josh hielt nichts zurück. Lügen war jetzt zwecklos. Als er erst einmal angefangen hatte, war er durch nichts zu bremsen und hatte in nicht einmal zwei Stunden alles erzählt. Er glaubte, er habe etwas ausgelassen, aber nein, das war’s. Natürlich setzte ihm die Polizei weiter zu, nahm ihn tagelang in die Mangel, ließ ihn von vorn anfangen und zerlegte die winzigsten Details.
Nach dem ersten langen Anhörungstag durfte er gehen. Er wurde, von zwei Polizeibeamten bewacht, zusammen mit Bob nach Hause geflogen und auf Kaution freigelassen. Dafür hatten Dexter Tyrells Aussage und Bobs Tonbandmitschnitt gesorgt. Der Manager war voll geständig. Er erklärte, wie er bestimmte Kunden ausgewählt und einen Profikiller engagiert hatte. Der Name John Kelso überraschte ihn; der Mann selbst hatte ihn nie verraten. Tyrell sagte aus, er habe nur per Telefon und über ein Postfach mit ihm zu tun gehabt.
Als Dexter Tyrell dingfest gemacht war, interessierte sich die Polzei nicht mehr für Josh und Bob. Zwar drohte weiterhin ein Gerichtsverfahren, doch im Anschluss an die Aufdeckung des Mordskandals meinte ihr gemeinsamer Anwalt, man werde die Anklage wegen vorsätzlicher Körperverletzung an Tyrell fallenlassen und den Tod von John Kelso als Notwehr einstufen. Nach allem menschlichen und juristischen Ermessen waren sie frei; sie hatten ihre Schuldigkeit getan.
Joshs Freilassung zog einen Ansturm der Medien nach sich. Josh lehnte alle Bitten um ein Interview ab, zur großen Enttäuschung der Medien. Er war vom Schurken zum Helden geworden. Bells Vorwürfe wegen seiner angeblichen Korruption als Baugutachter vergaß man vorläufig zugunsten seiner einsamen Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
Doch daheim erwartete Josh kein Willkommen. Er hatte sein Leben zu einem hohen Preis wiedergewonnen, denn er hatte Kate und Abby verloren. Bei seiner Rückkehr von Pinnacle Investments erzählte er Kate alles: seine Affäre, die Morde; nichts ließ er aus. Sie blieb sachlich und distanziert, bis er erwähnte, er könne unter Umständen HIV -positiv sein. Da brach ihre Gelassenheit in sich zusammen. Kate weinte und sagte, sie wolle ihn nie wiedersehen. Inzwischen hatte er herausgefunden, dass Bell tatsächlich HIV -infiziert gewesen war, dass Kate und er sich aber nicht angesteckt hatten. Kate war das egal. Sie fand, ihre Ehe sei am Ende. Josh fühlte sich nicht gerade wie ein Held. Als er über das alles nachdachte, rollte ihm eine Träne über die Wange.
Die Haustür ging auf, er wischte sich die Träne schnell weg und konzentrierte sich auf den Fernseher.
Bob kam ins Wohnzimmer. »O Josh, stell doch diesen Scheiß ab! Du schaust ja immer noch dasselbe wie vor drei Tagen.«
Josh drehte sich zu seinem Freund um.
»Warum kommst du so früh nach Hause?«
Bob nahm Josh die Fernbedienung weg, ohne ihn zu beachten, und schaltete den Fernseher aus. Dann setzte er sich an den Kaffeetisch.
Josh deutete auf die tote Mattscheibe. »Ich habe mir das da gerade angeschaut.«
»Ja, wie schon die ganze letzte Woche – diesen Schrott! Du verblödest hier noch. Höchste Zeit, dass du wieder was unternimmst.«
»Und was, zum Beispiel?«
»Egal. Du kannst doch tun, wozu du lustig bist.«
»Du hast leicht reden! Du hast ja nichts verloren. Für dich ist alles beim Alten.«
Bob errötete. »Leck mich, du undankbares Stück Scheiße! Das war auch für mich nicht einfach! Ich hab immer zu dir gehalten. Du bist hier Gast in meinem Haus. Das war von Anfang an nicht leicht. Nach allem, was du getan hast, ist Nancy nicht gerade begeistert von dir.«
Nancys frostiger Empfang, nachdem sie von Joshs Affäre erfahren hatte, war unverkennbar. Er machte ständig einen großen Bogen um sie, und wenn sie heimkam, ging er in sein Zimmer. Und er wusste, dass sie Bob wegen ihm regelmäßig in den Ohren lag.
»Willst du, dass ich abhaue?«
»Nein, Josh.« Bob stand auf und wandte sich unwillig ab. »Nein.« Er entfernte sich ein paar Schritte. »Ich will nicht, dass du abhaust. Ich will, dass du mit deinem Leben weitermachst, statt es, triefend von Selbstmitleid, vor der Glotze zu vergeuden.«
»Was viel Besseres erwartet mich nicht.«
Ein schiefes Lächeln trat auf Bobs Gesicht, und Begeisterung funkelte in seinen Augen. »Ich glaube, ich kann das alles ändern. Es gibt einen bestimmten Platz, da werd ich dich
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