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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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würde er sich nur noch tiefer in den Schlingen der Frustration verfangen. Ja, er würde Kate von dem Schmiergeld und seiner Affäre erzählen und hoffen, dass sie ihm verzeihen könnte. Die Alternativen waren nicht beneidenswert, aber vielleicht musste es sein.
    »So einfach wirst du mich nicht los, Josh.«
    »Du hättest nicht viel gegen mich in der Hand, wenn ich Kate alles beichten würde.«
    Amüsiert über seinen Versuch, die Oberhand zu gewinnen, sah sie ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Glaubst du, Kate würde verstehen, was du getan hast? Und selbst, wenn. Bestimmt wären dein Arbeitgeber, die Polizei und die Bewohner dieses Apartmentkomplexes sehr interessiert an deiner Rolle bei diesem zweifelhaften Geschäft.«
    Josh schaute sich verstohlen um, ob jemand zuhörte.
    »Keine Bange, Josh, du und deine schmutzige Vergangenheit kümmern hier niemand«, versicherte sie.
    »Also, was kostet es, dich loszuwerden?«
    Sie zögerte einen Moment. »Ich möchte ein Leben lang zuschauen können, wie du dich windest.«
    Er sah den flammenden Hass in ihren Augen. »Was habe ich denn getan, dass du mich so sehr hasst?«
    »Du hast mich abserviert. Du hast deinen Spaß gehabt. Als es daheim Probleme gab, bist du zu mir gekommen. Du hast versprochen, diese Frau meinetwegen zu verlassen, aber als alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen war, hast du den Schwanz eingezogen. Du hast auf mich geschissen, Josh.«
    Eine Mutter mit ihrem Kind im Vorschulalter kam vorbei. Empört über die Ausdrucksweise, schnappte sie ihre Tochter an der Hand und äußerte murmelnd ihren Abscheu.
    Bells Verhalten war Josh peinlich, aber sie ignorierte die Frau.
    »Ich bereue nicht, dass ich mit dir Schluss gemacht habe. Es war falsch, Kate zu betrügen. Was ich bereue, ist unsere Affäre. Ich habe meine Familie hintergangen, und das war nicht richtig.«
    »Und was ist mit mir?«, fuhr sie ihn an.
    »Auch was ich dir gegenüber getan habe, war falsch. Ich hätte erst gar keine Affäre beginnen sollen, und ich entschuldige mich, hier und jetzt. Es tut mir leid.«
    »Glaubst du etwa, das reicht?«
    »Es muss reichen. Ich will meinen Frieden. Auf das Geld pfeif ich. Ich will dich nicht wegen Erpressung verurteilt sehen. Ich will schlicht und einfach meine Ruhe.«
    »Ich bin nicht sicher, dass ich dir das bieten kann.« Bell stand auf. »Wir alle haben unsere Wünsche, aber nur selten werden sie erfüllt.«
    Immer noch sitzend, packte Josh sie am Handgelenk. »So kann das nicht weitergehen. Das weißt du.«
    »Ich weiß.« Ihr Lächeln wurde schwächer, und sie sah weg.
    Er ließ ihr Handgelenk los. Bell entfernte sich Richtung Ausgang, und er beobachtete, wie die Menge, die sich an den Gehegen vorbeibewegte, sie verschluckte.
     
    Der Profi war zwischen den Zoobesuchern perfekt getarnt. Die Zielperson hatte ihn in dem Gedränge nicht entdeckt. Er verstand es gut, sich anzupassen, in der Menge zu verschwinden. Und er bezweifelte, dass irgendjemand sich an ihn erinnern würde. Nicht mal dieser Typ mit den zwei Kindern im Schlepptau, der am Jaguargehege direkt mit ihm zusammenstieß, während der Profi beobachtete, wie die Zielperson auf einer Bank Platz nahm. Der Familienvater hatte sich tausendmal entschuldigt und versichert, ihn nicht gesehen zu haben. Der Profi betrachtete das als Kompliment.
    Aus höchstens sechs Metern Abstand behielt er die Zielperson im Auge, konnte aber nur schwer ihr Gespräch verstehen, bei all den verdammten Gören, die kreischten wie die Affen.
    Dieser Ausflug zum Zoo gab ihm ein Rätsel auf. Die Zielperson hatte das Haus verlassen, einen Drugstore, die Bank und dann den Zoo angesteuert.
Warum hatte der Mann nicht seine Tochter mitgenommen? Welcher gute Vater nahm seine Tochter nicht in den Zoo mit?
Aber nach einem Viertelstündchen Wartezeit wurde der Fall klar: Er traf sich heimlich mit einer Frau.
Was wird Mrs. Michaels dazu sagen? Ist er ein schlimmer Junge? Dass er sich vielleicht eine Mätresse hält?
Dieser Sache würde der Profi mit Freuden auf den Grund gehen.
    Manchmal stieß er bei seinen Recherchen über Zielpersonen auf einen interessanten alternativen Lebensstil. Ein Mann hatte Geschmack an Peepshows und Prostituierten, wenn er nicht im Schoß seiner glücklichen Familie weilte. Ein anderer war Transvestit. Der Profi hatte sich ein Lachen verkneifen müssen, als er den übergewichtigen Mann mittleren Alters als kleines Mädchen herumhüpfen sah. Etliche Männer hielten sich Mätressen, und als einer davon

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