Abgezockt
füge, wird sie Ernst machen.«
»Und die lauten?«
»Keine Ahnung, aber bestimmt werde ich es bald erfahren.«
»Hey, Mann, bist du okay?«, fragte Bob. »Du hörst dich nicht gut an.«
»Irgendwie geht anscheinend alles den Bach runter. Ich glaube, diesmal bin ich dran.«
»Na, wenn du
das
meinst, dann gib dich doch gleich geschlagen. Erzähl Kate von der Erpressung und beichte ihr deine Affäre, geh zu den Bullen, erzähl ihnen von dem Schmiergeld und sag Bell, sie kann dich am Arsch lecken«, erwiderte Bob.
Josh schockierte der Tonfall seines Freundes. Er verstand Bobs Feindseligkeit nicht. »Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte er.
»Dass du kapitulierst. Du hast aufgegeben.«
»Das habe ich nicht.«
»Dann benimm dich auch danach. Und falls du meine Hilfe brauchst, ruf mich an. Ich bin immer für dich da. Aber gib nicht auf, vor allem nicht dich selbst. Du musst diesem Mist ein Ende machen.«
Bob hatte recht. Er musste sich endlich das Selbstmitleid abschminken. Bei einer Kapitulation hatte er zu viel zu verlieren.
»Danke, Bob. Wir reden ein andermal weiter.« Josh legte den Hörer auf.
»Josh, alles in Ordnung da unten?«, rief Kate vom Treppenabsatz.
»Ja, alles in Butter. Nichts, was sich nicht auf die Reihe kriegen lässt«, antwortete er, ohne recht zu wissen, ob er selbst daran glaubte.
[home]
16
D er Profi saß in einem Leihwagen mehrere Türen von Margaret Maceys Wohnhaus entfernt und wartete. Das Gebäude war im Ranch-Stil gehalten. Der Profi schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Margaret, Margaret – was hast du getan?«, fragte er.
Ein Streifenwagen stand vor dem Haus der alten Frau.
Die Bullen werden dir nicht helfen, Margaret. Es gibt keine Hilfe, keine Rettung. Das habe ich dir doch gesagt.
Der Profi hatte sie gewarnt. Sie solle nicht die Polizei rufen; das würde ihr nichts nützen. Vor drei Tagen, beim Abhören des Polizeifunks, hatte er die Meldung aufgeschnappt, Margaret Macey bitte, jemand möge vorbeikommen. Und hier waren sie, die Bullen – sehr zu seiner Überraschung. Er hatte doch eigentlich etwas Neues für seine Zielperson geplant. Aber er konnte warten, bis die Typen weg waren. Er hatte Margaret unterschätzt. Sie war eine stärkere Persönlichkeit, als er ihr zugetraut hätte. Laut ihrer Akte war sie schwach, in jeder Hinsicht. Aber sie konnte ihm sowieso wenig anhaben, und die Polizei könnte seine Spur nicht zurückverfolgen. Die Bullen waren eher lästig als ein ernsthaftes Problem. Sterben würde die Alte trotzdem. Er wartete.
Die Außenwände von Margarets Haus hatten schon bessere Zeiten gesehen, und es schien, als hätte man sie zu oft in der Waschmaschine gewaschen. Die hölzernen Dachschindeln waren moosbedeckt und verzogen und hingen in bizarren Winkeln herunter, wie die Zähne eines nicht sehr erfolgreichen Boxers. Das Gärtchen hinter dem Haus machte einen ungepflegten Eindruck: verwildert und voll verwelktem Laub. Das Gebäude unterschied sich in nichts von seinen Nachbarn.
Eine beschissene kleine Bruchbude in einem beschissenen Stadtviertel,
dachte der Profi. Das war kein würdiger Lebensabend für einen Menschen, ging es ihm durch den Kopf.
Wie eine Katze vor einem Mauseloch wartete er auf den rechten Moment, um zuzuschlagen, während er über die Frau im Hausinnern nachsann.
Hundertfünfzig Riesen – wer hätte das gedacht?
Ein Außenstehender wäre nie auf die Idee gekommen, dass Margaret Macey eine sechsstellige Summe wert war. Nach ihrem Tod. Aber wie oft las man von einem alten verschrobenen Kauz, der Millionen auf der Bank hatte und wie ein Penner hauste! Manchmal ging dem Profi so etwas über den Verstand. Er konnte sich in das Leben seiner Zielpersonen vertiefen, sich in sie hineinversetzen, beobachten, was sie wann taten. Aber das Warum, das war nie ganz erklärbar.
Eine Hupe gellte hinter ihm, und der Profi sah in den Rückspiegel. Ein Auto hatte einem anderen die Vorfahrt genommen, so dass die beiden Wagen sich nur knapp verfehlten.
Der Auftragskiller richtete seinen Blick und seine Konzentration wieder auf Margaret Macey. Was für ein trauriges, sinn- und ereignisloses Leben sie führte. Für sie war es nur eine bösartige Krankheit, die ihr Leid in die Länge zog. Er fragte sich, ob noch jemand außer Pinnacle Investments sich ihren Tod wünschte. Auch ihr selbst täte er doch nur einen Gefallen, wenn er diesem Leben ein Ende setzte. Wie ein verständiger Tierhalter, der wusste, wann er seinen Liebling von
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