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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Kaffee, Josh?«, fragte Murphy.
    »Danke, nicht nötig, Jack.«
    »Weshalb wollen Sie mich sprechen?«
    »Sie sind ja gar nicht an der Arbeit?«, bemerkte Josh. »Wo stecken denn alle?«
    »Weiß nicht, ob das hier noch Sinn hat. Die Flugbehörde gibt mir die Schuld an dem Absturz und wird wahrscheinlich gerichtlich gegen mich vorgehen – meinen Laden dichtmachen.« Murphy kritzelte geistesabwesend mit einem Stift auf der Schreibunterlage.
    »Aber Sie genießen großes Vertrauen.«
    »Nun, das ist nicht sehr klug. Wer mich an seinen Vogel ranlässt, der lebt wahrscheinlich nicht lange«, sagte der Mechaniker spitz.
    »Jack.«
    »Nicht ›Jack‹! Eines von meinen Flugzeugen hat jemanden umgebracht.«
    Josh gab das Thema auf. Murphy konnte momentan nicht klar denken.
    »Was sagen Sie zu dem Bericht? Es heißt, Sie hätten die Kühlerschläuche nicht fest angezogen und die Schrauben im Heck nicht gesichert?« Josh merkte, dass Murphy völlig geistesabwesend eine Rechnung auf dem Tisch vollkritzelte.
    »Das wage ich zu bezweifeln.« Murphy warf den Stift auf die Tischplatte. »Ich überprüfe die Schrauben nach jeder Wartung. Ich lasse sogar das Triebwerk an, um sicherzugehen, dass alles dicht ist. Die Schläuche am Ölkühler hätten schon deshalb nicht locker sein dürfen, weil es gar keinen Grund gab, sie runterzunehmen. Was die da festgestellt haben, sind grundlegende Fehler, die keinem Fachmann passieren würden. Wäre ich so ein Stümper, dann hätte auch gleich der Propeller abfallen können.«
    »Sie haben die Schläuche also nicht erst gelöst und dann wieder festmontiert?«
    »Nein, denn es gab ja überhaupt keinen Grund dafür. Und das Gleiche gilt für die Höhen- und Seitenruder: keine Notwendigkeit, die Splinte anzurühren. Die waren in Ordnung. Ich ziehe sie nur an, wenn sich was lockert.«
    »Und woher wissen Sie das?«, fragte Josh.
    »Ich male immer einen weißen Strich auf Mutter und Schraube. Wenn die Striche nicht übereinstimmen, hat sich die Schraube bewegt, aber es war alles exakt. Ich schwöre Ihnen, dieses Flugzeug ist besser rausgegangen als im Neuzustand.«
    Murphys Erklärungen verwirrten Josh. Der Mechaniker war ein ehrlicher Mann und tüchtig in seinem Beruf. Josh glaubte ihm die Geschichte. Er war sicher, Murphy hatte alles korrekt erledigt und die Teile der Maschine, die den Absturz verursachten, nicht angerührt. Bei Josh begannen die Alarmglocken anzuschlagen. Warum hatte er das Gefühl, Mark Keegans Tod sei kein Unfall gewesen?
    »Die Sache ist die: In den fünfundzwanzig Jahren, seit ich mich mit Flugzeugen befasse, habe ich noch nie erlebt, dass Schrauben oder Schlauchverbindungen abspringen.« Murphy sprach wie im Zeugenstand eines Gerichts. So wie die Dinge sich entwickelten, würde er binnen kurzem auch dort stehen.
    Ein unbehagliches Schweigen schob sich zwischen die beiden Männer.
    Josh wusste, mehr war nicht in Erfahrung zu bringen. Er stand auf und streckte dem verzweifelten Mechaniker seine Hand hin. »Danke für das Gespräch, Jack. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Und falls es Sie tröstet: Ich gebe Ihnen an Marks Schicksal keinerlei Schuld.«
    Murphy zuckte die Schultern.
    Josh verließ das Büro und eilte aus dem Schatten der Halle in Richtung des grellen Tageslichts. Auf halbem Weg rief ihn Murphy zurück. Josh blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Wenn ich’s nicht besser wüsste …« Der Mechaniker stockte. »… dann würde ich sagen, jemand hat das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht.« Murphys Worte hallten bedeutungsschwer zwischen den Wänden wie Revolverkugeln, von denen sich jede in Josh bohrte.
     
    Josh öffnete die Haustür, um Abby und Wiener herreinzulassen. Er löste die Hundeleine und hängte sie an einen Garderobehaken. Der Dackel schüttelte sich, dann trottete er zu seinem Wassernapf.
    Abby warf dem Hund einen Ball hinterher. »Wir sind wieder da!«, rief sie.
    Kate kam ein Stück die Treppe herab. »Du kommst gerade rechtzeitig. Ich lasse meinem kleinen Mädchen ein Bad einlaufen.«
    »Och, muss das sein?«, jammerte Abby.
    »Ja. Sonst können wir dich in deinen Ferien nicht mehr so lange aufbleiben lassen.« Kate wahrte einen freundlichen, aber bestimmten Ton und machte dem Kind damit ihre Position klar. Einer von ihnen ließ Abby immer den Hund ausführen, aber Josh hatte sie noch nach neun Uhr abends mitgenommen, weil Frühlingsferien waren.
    »Daddy.« Abby suchte Joshs Unterstützung.
    »Ich finde, deine Mutter hat recht.

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