Abgezockt
Marks Mörder war. Mitchell hatte ihn von der Straße in den Fluss gedrängt, und er war auf Joshs Geburtstagsparty gewesen. Er hatte erfahren, dass Josh und Mark zusammen flogen und auch, wann und wo sie es das nächste Mal tun würden. Josh erinnerte sich haargenau, und jetzt brauchte er sich nur noch mit einem Blick auf seine Maschine zu vergewissern.
Das Gebäude der Flugbehörde wirkte recht schlicht und bescheiden für ihre Bedeutung und lag zwischen Lagerhäusern, einem Pannendienst und einer Abgasuntersuchungsstelle. Die Zuständigkeit der Behörde umfasste ganz Sacramento und endete an der Staatsgrenze von Oregon, oben in den Sierras. Verantwortlich für die Durchsetzung der Luftverkehrsbestimmungen, von Flugzeugsicherheit bis zur Pilotenprüfung, hatten die Beamten die wenig beneidenswerte Aufgabe, Flugzeugabstürze zu untersuchen.
Die Bezirksdienststelle war auch die Zentrale für die Untersuchung des Cessna-Unglücks. Die Leitung lag allerdings bei der Verkehrsbehörde, die einen Ermittlungsbeamten ernannt und nach Sacramento geschickt hatte.
Josh betrat das Gebäude. Am Eingang verkündete ein Schild: »Achtung – Aus Sicherheitsgründen ist das gesamte Gebäude videoüberwacht.« Nicht gerade ein herzliches Willkommen. Am Schalter der Flugscheinabteilung begrüßte eine kleine Frau mittleren Alters Josh mit einem breiten Lächeln. Ihre Schultern reichten kaum über den L-förmigen Tresen.
»Hi, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich würde gern Terrance Reid von der Verkehrsbehörde sprechen«, antwortete Josh.
»Ja, bitte. Wen darf ich melden?« Sie griff zu ihrem Telefon und tippte eine Nummer ein.
»Josh Michaels. Ich bin der Besitzer der Cessna, die er untersucht.«
Die Frau gab Joshs Anliegen weiter und legte auf. »Ich werde Sie zu ihm bringen.«
Sie führte Josh durch einen Gang und über die Hintertreppe des Gebäudes zu einem kleinen Eckbüro im ersten Stock, wo sie anklopfte und eintrat, ohne eine Reaktion abzuwarten.
»Josh Michaels«, verkündete sie, während sie ihm die Tür aufhielt und hinter ihm wieder zumachte.
In dem dreieinhalb mal dreieinhalb Meter großen Raum standen mehrere Umzugskartons und ein Schreibtisch mit einem Laptop, umgeben von Papierkram. Terrance Reid war Mitte fünfzig und hatte eine Glatze mit einem eisengrauen Haarkranz. Klein und pummelig, aber Effizienz ausstrahlend, erhob sich der Mann hinter seinem Schreibtisch und reichte Josh die Hand. Es war eine geschäftsmäßige Begrüßung. Joshs Besuch freute ihn weder, noch hatte er etwas dagegen.
Er bot seinem Besucher einen Stuhl an, und Josh nahm Platz.
»Entschuldigen Sie diesen Raum – ich benütze ihn, solange mein Kollege in Urlaub ist. Was kann ich für Sie tun, Mr. Michaels?«
»Ich wollte über die Untersuchung des Unglücks sprechen«, antwortete Josh.
»Dazu kann ich Ihnen im Moment wenig sagen. Ein vorläufiger Bericht ist erst in ein paar Tagen fällig und der abschließende sogar erst in einem Monat. Aber damit wird die Sache nicht erledigt sein.«
»Ich weiß, Sie haben mit dem Mechaniker gesprochen«, sagte Josh.
Reid nickte.
»Sie nehmen an, er hat geschlampt?«
Reid hob einen Finger und unterbrach. »Möglich, dass der Mechaniker nachlässig war, aber einstweilen wird niemand beschuldigt. Allerdings haben erste Untersuchungen ergeben, dass mehrere Teile locker waren, und der Mechaniker hätte das bei seiner Inspektion bemerken müssen. Zumal es der Jungfernflug der Maschine nach einer größeren Instandsetzung war. Aber, Mr. Michaels, von einem endgültigen Urteil sind wir noch weit entfernt. Bitte ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse.«
»Jack Murphy ist überzeugt, Sie werden ihn wegen fahrlässiger Tötung einbuchten«, sagte Josh.
»Ich versichere Ihnen, eine Fahrlässigkeit ist bisher nicht bewiesen. Wir haben jedoch Bedenken, was Mr. Murphy betrifft.«
»Was ist mit Sabotage?«
Reid schien verwirrt. »Ich wüsste keinen Anlass für diese Vermutung. Wie kommen Sie darauf?«
»Jack Murphy ist ein guter Mechaniker, und Mark Keegan ist« – Josh berichtigte sich –
»war
ein guter Pilot.«
»Aber es kann immer etwas schiefgehen, und offenkundig war es auch so. Es gibt keinen Hinweis auf Sabotage.«
Reids Reaktion bedeutete für Josh eine Antwort und zugleich ein Problem. Wenn die Verkehrsbehörde Sabotage ausschloss, wie sollte er Reid dann dazu bringen, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen? Josh sah keinen Sinn in großen Erklärungen, denn wahrscheinlich würde
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