Abgezockt
sich hintergangen. Abby streckte ihre Arme aus, und Josh hob seine Tochter hoch. »Ich dachte, du arbeitest erst ab Donnerstag, nach Marks Begräbnis, wieder.«
»Ich habe mich anders entschieden. Abby hat heute ihren Schulanfang, dir geht es gut, und mein Jahresurlaub ist größtenteils aufgebraucht. Ein paar Tage möchte ich noch behalten. Darum fang ich morgen wieder an.«
Josh runzelte die Stirn. Irgendwie glaubte er das nicht ganz. Es kam ihm so vor, als wolle Kate Abstand zu ihm und seinen Problemen gewinnen. Sie wies ihn von sich; schubste ihn weg. Für ihn war ihre Entscheidung keine normale Reaktion.
Es lief nicht so gut wie erwartet. Bob Deuce hatte gedacht, die Polizei würde sich freuen, dass er einiges an Beweisen und Logik bieten konnte, um Joshs Geschichte von dem Mann auf der Brücke zu untermauern, der ihm anscheinend auf Schritt und Tritt nachstellte. Bob schilderte ausführlich, wie Mitchell ihn als angeblicher Versicherungsvertreter im Büro besucht und sich nach Joshs und Margaret Maceys Lebensumständen erkundigt hatte; durch seine Anwesenheit bei Joshs Geburtstagsfeier habe Mitchell die Möglichkeit und die Gelegenheit gehabt, den Drohanruf zu führen. Bob hoffte, dass seine Darlegungen den Beamten die nötige Motivation gäben, Mitchell nachzuspüren und Josh nicht mehr in die Zange zu nehmen.
Fehlanzeige. Sie bissen nicht an. Der Köder war ihnen nicht saftig genug.
Bob hatte von seinem Büro aus mit der Polizei telefoniert und einen Termin vereinbart. Zum Glück hatte er Officer Williams erwischt, den Netteren der beiden – behauptete wenigstens Josh. Williams versprach, Bob fünf Minuten um die Mittagszeit zu widmen, und Bob fuhr zum Polizeirevier von Sacramento, wo er gegenüber der Bibliothek parkte.
Er wurde in einen tristen Vernehmungsraum mit grauen Wänden, Plastikstühlen und Resopaltisch geführt. Dort nahm er auf einem der unbequemen Sitze Platz, Williams ihm gegenüber.
Brady pflanzte sich neben seinem Kollegen auf die Tischkante. Seine Miene war hart und undurchschaubar. Williams gab sich, wie Josh beschrieben hatte, freundlich und bereit, seine Zeit zu opfern. Trotzdem merkte Bob, dass die Polizisten ihn loswerden und ihre Arbeit machen wollten.
»Wissen Sie, wo wir James Mitchell finden können?«, fragte Officer Williams.
»Keine Ahnung. Das ist ja das Problem. Nachdem Josh mir von ihm erzählt hatte, versuchte ich den Kerl aufzutreiben, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt. Die Gesellschaft, die er angeblich vertritt, hat nie von ihm gehört.«
»Das ist keine sehr große Hilfe für uns, nicht wahr, Sir?« Officer Brady zupfte an einem Fingernagel herum.
Bob fühlte Gereiztheit in sich aufsteigen. »Das weiß ich nicht.
Sie
sind die Polizei. Was schlagen Sie als erfahrener Beamter denn vor – Däumchen drehen?«
Brady sprang auf. »Das finden Sie wohl komisch, was?«
Williams sprang ebenfalls auf, sein Stuhl rutschte nach hinten, und packte Brady am Arm. »Ganz ruhig bitte. Jeder hier.«
Die beiden Männer gehorchten und nahmen wieder ihre Plätze ein.
»Mr. Deuce … darf ich Sie Bob nennen?«
Bob nickte.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie Mr. Michaels und auch uns zu helfen versuchen. Aber Sie geben uns nicht viele Anhaltspunkte«, sagte Williams.
Bradys Augen glühten vor Zorn. Er sah aus wie ein angeleinter Rottweiler, der hungrig war.
Bob holte tief Luft, hielt sie einen Moment an und atmete dann wieder aus. »Ich weiß, es klingt ziemlich dünn, aber mehr hab ich nun mal nicht. Ich möchte Ihnen mitteilen, dass an Joshs Aussagen etwas dran ist. Ich behaupte nicht, dass ich alles verstehe, aber es tut sich etwas Merkwürdiges.«
Die Reaktion der Polizisten war nicht gerade begeistert, aber Bob beschloss, die Sache mit Mark Keegans Tod und dem Trauerkranz für sich zu behalten. Informationen, die auf Joshs Bauchgefühl beruhten, ließen sich allenfalls als schwach bezeichnen, wenn nicht als bizarr. Falls die zwei auf das Beste, was er zu bieten hatte, nicht ansprangen, dann würde sie auch der Rest nicht umhauen. Er fühlte sich an etwas erinnert, das seine Lehrerin in der fünften Klasse immer gesagt hatte, wenn sie ihn beim Träumen erwischte.
Luftschlösser bauen ist sinnlos, Robert. Du wirst sie doch nie erreichen.
Bob wusste, dass Joshs Probleme keine Einbildung waren. Es lohnte sich, ihnen nachzugehen, aber das hier war nicht die richtige Adresse.
Williams fragte: »Können Sie uns den besagten Mann beschreiben?«
Bob beschrieb
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