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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zu dem Dodge Caravan.
    Bob sprach erst, als die beiden außer Hörweite waren. »Ich find’s plötzlich ’n bisschen kühl, was?«
    »Ja. Bei uns hängt der Haussegen schief. Kannst du dir ja vorstellen. Sie ist nicht sehr gut auf mich zu sprechen, seit Kanal Drei vor unserer Tür stand.«
    An dem Morgen, nachdem der Sender Joshs Namen preisgegeben hatte, waren Reporterteams erschienen, die eine Stellungnahme hören wollten. Kate hatte aufgemacht. Bilder von einer verwirrten, verunsicherten Kate, bevor Josh mit einem »Kein Kommentar« dazwischengefahren war, füllten die Abendnachrichten. Die Prozedur wiederholte sich mit der lokalen Presse. Seitdem verschanzte sich Josh gegen Besucher.
    »Das kannst du ihr nicht verdenken«, sagte Bob.
    »Ja, stimmt schon«, gab Josh zu.
    Bob sah ihn an. »Versuchen die immer noch, ein Interview zu kriegen?«
    »Ich hab ihnen dutzendmal ›Kein Kommentar‹ gesagt. Vielleicht verstehen sie’s allmählich.« Josh starrte seiner Frau und seiner Tochter nach. »Komm, unterhalten wir uns im Auto weiter. Ich fahre.«
    »Hast du einen neuen Wagen?«
    »Nein, die Versicherung hat gestern den Leihwagen bewilligt.«
    Die Leute verstummten. Josh drehte sich um und sah, dass Mark Keegans Sarg herausgebracht und in den Leichenwagen verladen wurde. Die Trauergäste gingen hintereinander auf den Parkplatz, und Leichenwagen, Limousinen und Pkws fuhren auf die Straße.
    Josh fuhr mit seinem eigenen Auto. Der Friedhof lag zwanzig Minuten von der Kirche entfernt – die perfekte Gelegenheit, mit Bob unter vier Augen zu reden. Mord und Mordversuch waren kein Gesprächsstoff am Rande eines Grabs.
    »Wie lief’s denn bei Starsky und Hutch?«, erkundigte er sich.
    »Totale Pleite. Du hast allerdings recht, was die beiden betrifft. Brady ist eindeutig ein sturer Bock. Ich kann aber nicht sagen, ob nur bei dir oder schon von Haus aus. Williams hat immerhin zugehört.«
    Josh stimmte der Beurteilung mit einem Kopfnicken zu.
    Bob fuhr fort: »Ich glaub nicht, dass sie einen Finger krumm machen. Eigentlich haben wir ja auch nicht viel zu bieten.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Josh.
    »Wir haben einen Mann mit falschem Namen, falscher Berufsangabe und ohne feste Adresse. Von ihrem Standpunkt aus tun wir ihnen keinen Gefallen.«
    Josh fluchte. »Also kam nichts dabei heraus?«
    »Ich weiß nicht, Josh. Ich glaube, was den Anruf bei Margaret Macey betrifft, habe ich sie zum Nachdenken gebracht.«
    »Wie seid ihr verblieben?«
    »Sie sagten, sie würden sich bei mir melden, wenn sie mich noch brauchen.«
    Abgelenkt durch das Gespräch, konzentrierte sich Josh nicht auf die Straße. Er sah die Frau mit Kinderwagen, die den Fußgängerweg betrat, erst im letzten Moment und bremste so heftig, dass die Vorderräder über die ersten zwei Zebrastreifen schlitterten. Beide Männer wurden nach vorn geworfen, doch die Gurte hielten sie fest. Die Frau riss Kinderwagen und Kind vom Straßenrand zurück.
    Leute rechts und links auf den Gehsteigen starrten vorwurfsvoll zu ihnen herüber. Die Frau mit dem Kinderwagen nahm einen zweiten Anlauf und knurrte Josh dabei unhörbar »Arschloch« zu.
    Josh stieß den Atem aus, den er seit seiner Vollbremsung angehalten hatte. Er starrte mit offenem Mund auf die Frau, die ihn beschimpfte.
    »Gerade noch mal gutgegangen. Mir blieb fast das Herz stehen. Ich kann ja den Priester fragen, ob er gleich ein Massenbegräbnis macht«, sagte Bob.
    Josh fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Scheiße. Tut mir leid, Mann. Ich war in Gedanken ganz woanders.«
    »Ich war dummerweise voll mittendrin.«
    Hinter ihnen hupte es, und Josh warf einen Blick in den Rückspiegel.
    »Los, Kumpel. Jetzt reiß dich zusammen. Wir schauen mal, ob wir nicht unbeschadet ans Ziel kommen können«, sagte Bob.
    Josh nahm seinen Fuß von der Bremse und gab vorsichtig Gas. Langsam fuhr der Wagen über den Zebrastreifen.
    Josh konzentrierte sich nicht auf den Verkehr und auch nicht auf seine Probleme. Sein Kopf war leer. Dann und wann kam ihm kurz der Gedanke, was hätte passieren können, wenn er den Kinderwagen übersehen hätte. Die Vorstellung ließ ihn schaudern.
    »Ich hab etwas getan, wofür du mir vielleicht nicht danken wirst«, gestand Bob.
    »Was soll das heißen?«
    »Nach dem Besuch bei den Bullen war ich unzufrieden. Ich wollte mehr« – er suchte nach dem passenden Ausdruck – »Initiative ergreifen.«
    »Und?«, drängte Josh.
    »Ich hab mit

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