Abgezockt
sich in dem Polstersessel des Hotelzimmers, das linke Bein über das rechte geschlagen, und wippte mit dem Fuß, während er auf das Freizeichen des Handys hörte.
Letzte Chance, mein Freund.
Sein Killer hatte noch
eine
Gelegenheit, alles in Ordnung zu bringen. Als der Anruf angenommen wurde, richtete sich Tyrell in seinem Sessel auf und stellte die Beine nebeneinander.
»Ja?«, sagte der Profi.
»Ich habe die letzten paar Tage nichts von Ihnen gehört. Also nehme ich an, Sie waren bisher erfolglos?«, fragte Tyrell.
»Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, braucht so etwas seine Zeit. Sie müssen sich gedulden. Seien Sie sicher, der Grundstein ist gelegt, der Boden vorbereitet.«
Der Killer ließ sich von Tyrells Stichelei nicht aus der Ruhe bringen. Das ärgerte den Manager. Er wollte diesen Hurensohn provozieren.
»Meine Geduld ist bald zu Ende. Sie hatten mehr als genug Zeit, sich um diese Leute zu kümmern.«
»Woher wollen Sie wissen, wie viel Zeit so etwas erfordert?«
Primadonnen! Alle halten sie sich für ein Geschenk des Himmels,
dachte Tyrell und erwiderte: »Von Ihren bisherigen Aufträgen. Und kommen Sie mir nicht pampig. Ich weiß, ich habe keine Erfahrung in Ihrem Job, aber ich habe realistische Erwartungen, und denen werden Sie nicht gerecht. Wie lange, schätzen Sie, werden Sie zum Abschluss des Auftrags brauchen?«
»Noch eine Woche.«
»Nein«, entgegnete Tyrell knapp. »Ich habe drei weitere Zielpersonen für Sie, in einem Gesamtwert über eineinhalb Millionen Dollar. Ich will, dass diese Personen in den nächsten zwei Wochen erledigt werden.«
»Das dürfte nicht möglich sein. Der Plan nimmt seinen Gang. Ich kann ihn vielleicht ein bisschen beschleunigen, aber ohne Garantie.«
»Ihre Pläne sind mir egal. Machen Sie’s eben anders.« Tyrell verlor die Geduld mit dem Kerl. »Es ist an der Zeit für eine alternative Methode. Wie Sie’s machen, interessiert mich nicht, aber ich will, dass diese Leute sterben. Schluss mit den individuellen Plänen für Unfälle. Ich will eine schlichte, einfache Liquidierung.«
»Meinen Sie damit, ich soll sie vom nächstbesten Glockenturm aus abknallen?«
Tyrell überhörte den Seitenhieb. »Wie oft erlebt man ein tragisches Brandunglück! Unsere Welt ist voller Straßenräuber, Vergewaltiger, Mörder und Totschläger. Suchen Sie sich was aus. Beeindrucken Sie mich. Sie haben zwei Tage.« Er legte auf, ohne dass er den Profi noch einmal zu Wort kommen ließ.
Das Gespräch war verlaufen wie von Tyrell erwartet. Der Profi war nicht mehr derselbe, den er vor zwei Jahren engagiert hatte. Er war nicht schnell und flexibel genug, wie Tyrell das brauchte. Es wurde Zeit, jemand einzuschalten. Neue Besen kehren gut, dachte der Manager, und vielleicht konnte der neue Besen auch gleich den alten hinausfegen.
»Der Job gehört Ihnen, wenn Sie wollen«, sagte er zu dem anderen Mann im Raum.
Der Mann stand am Fenster und sah vom fünften Stock auf die freundliche Landschaft draußen. Die Bäume und säuberlich gestutzten Rasenflächen wurden im frühabendlichen Dunkel von den Sicherheitsleuchten erhellt, die um das ganze Gelände herum verteilt waren. Der Mann kehrte der Aussicht den Rücken zu und sah Tyrell an.
Der Anzug konnte seinen massiven Körper kaum verbergen. Sein Kurzhaarschnitt schien darauf hinzudeuten, dass er Militärangehöriger oder ein gefeuertes Mitglied irgendeiner Regierungsbehörde war. Tyrell wollte es gar nicht so genau wissen. Er wünschte sich nie eine zu enge Bekanntschaft mit seinen freischaffenden Dienstleistern. Seine Kollegen waren Erbsenzähler und Analytiker. Diese Killertypen dagegen machten ihm zwar ein ungutes Gefühl, aber sie waren ein notwendiges Übel zur Sicherung des Erfolgs. Sie waren Mittel zum Zweck – wie Computer oder Untergebene. Das extreme Vorgehen, das Tyrell bevorzugt hatte, machte diese Leute unverzichtbar, wenn er die Gunst des Aufsichtsrats wiedererlangen wollte.
»Glauben Sie nicht an den Erfolg Ihres Mannes?«, fragte der andere.
»Ehrlich gesagt, nein. Ich glaube, er bleibt lieber bei seinen eigenen Plänen«, antwortete Tyrell.
»Soll ich mich um Ihre nächsten Zielpersonen kümmern, während er seine aktuellen Aufträge abschließt?«
»Nein, das sollen Sie nicht.«
»Ich persönlich lasse lieber die Finger von den Aufträgen anderer.«
Großer Gott, diese Typen sind Profi-Killer. Sie bringen gegen Geld Menschen um, aber alle haben dieses blöde Berufsethos. Ganovenehre – so ein verdammter
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